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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Gekrakel schien sie tief im Inneren zu kitzeln, sodass sie, ihren Blicken nach zu urteilen, selbst erstaunt darüber waren, ihr wildes Kichern nicht kontrollieren zu können. »Das ist so schön«, kreischte ein törichtes kleines Kind seiner Mutter zu, und vielleicht kam Dhanu daher viel später auf die Idee, diese schrecklichen Schmierereien seien schön anzusehen gewesen. Der Lokführer korrigierte unterdessen seine ursprüngliche Einschätzung: »Das ist nicht Sanskrit, das ist Englisch. Sehen Sie doch, wie der fremde Herr da drüben ins Lesen vertieft ist.« Ein ausländischer Fahrgast wachte tatsächlich mit bedächtiger Miene über die Szene. Er wandte sich schließlich an seine ebenfalls britischen Begleiter und erklärte mit weiser Gelassenheit: »Am besten, man unterbricht ihn nicht«, wobei er auf R. deutete. »Seine abergläubischen Symbole haben eine tiefe Bedeutung für die Hindus dieser Gegend, müssen Sie wissen.«
    Mein neuer Schwiegeronkel für seinen Teil war von stillem Zorn erfüllt. Bebend und in schwitziger Entrüstung starrte er auf R.s Werk, so als wären die Zeilen eine direkte Beleidigung seiner Würde und Seele. Er knurrte mir etwas ins Ohr, aber ich verstand es nicht, weil Dhanu auf meiner anderen Seite erneut hilflos wie ein Kind in Tränen ausgebrochen war – der Junge war offenbar am Ende seiner Kräfte.
    Ich konnte keinem dieser Menschen ins Gesicht sehen und stürmte, mit meinen Blumengirlanden um den Hals, auf R. zu. Ich schrie ihm Flüche und Verwünschungen an den Hinterkopf und forderte eine Erklärung. Aber der Mann schrieb seelenruhig weiter, als hätte er mich gar nicht gehört.
    Schließlich packte ich ihn an der Schulter und zerrte ihn unsanft herum. Er blinzelte mich ruhig an. Erkannte er mich überhaupt? Ich riss ihm seine Kreide aus der Hand und warf sie auf die Schienen.
    »Scher dich zum Teufel!«, schrie ich. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ihm ins Gesicht schlug, vor meinen versammelten Gästen. Doch diese Ohrfeige holte ihn endlich zurück ins Hier und Jetzt.
    »Mach, dass du fortkommst, du Narr, du Idiot! Und lass dich nie wieder hier auf diesem Bahnhof blicken.«
    Er schien zu verstehen, was ich sagte. Er raffte seinen Vaishti hoch und zog von dannen.
    Empört wandte ich mich ab, als mir ausgerechnet ein Fotograf den Weg verstellte, mit geöltem Haar und einem neumodischen Apparat in den Händen. Meine Schwiegereltern hatten ihn extra aus Madras kommen lassen, und er war soeben aus dem Zug gestiegen und zu uns gestoßen. »Bringen wir es hinter uns«, wies mich der Onkel meiner Braut an. Gedemütigt und schäumend vor Wut begab ich mich also in den Teil des Bahnhofs, den R. noch am wenigsten besudelt hatte, wischte seine Spuren mit der Hand weg und brachte mich so würdevoll in Position, wie es mir noch möglich war – ich wusste immerhin, dass ich elegant aussah in meinem prächtigen neuen Mantel, der Teil meiner Aussteuer gewesen war. Nach mehreren Minuten ermüdenden Stillstehens, in denen sich die aufgebrachte Menge etwas beruhigte und gaffte, kam der Bursche schließlich unter seinem Überwurf hervor, die Menge jubelte – was hatten sie am heutigen Nachmittag doch für ein Spektakel geboten bekommen! –, der Lokomotivführer blies in seine Pfeife und wir setzten unseren angespannten Marsch zum Tempel fort. (Hätte ich mir dich doch damals schon so vorgestellt, wie ich es jetzt tue – womöglich hätte ich die Kamera zertrümmert! Es trifft wirklich einen empfindlichen Nerv, wie du mir mit Tinte neues Leben einhauchst … auch wenn es wohl etwas Aufschlussreiches hat. Trotzdem, mach weiter.)
    Nach diesem Vorfall machte sich der Onkel meiner Braut verständlicherweise Gedanken über meine Bahnhofsführung, meine Aussichten bei der Eisenbahn und folglich meine Eignung für seine Nichte. Mein Urteilsvermögen und mein Charakter wurden in Zweifel gezogen. Einige bange Wochen lang herrschte Unsicherheit darüber, ob ich weiterhin Bahnhofsvorsteher von Rombachinnapattinam bleiben konnte, und auch darüber, wie es mit der Hochzeit weiterginge. Eine Absage der Hochzeit wegen eines öffentlichen Skandals wie diesem wäre für das Ansehen meiner Familie ebenso desaströs gewesen wie für meine persönlichen Aussichten. Im Grunde meines Herzens hatte ich gehofft, dieser Heirat irgendwie zu entgehen, doch jetzt, wo es so kommen sollte, stand mir der Schrecken einer solchen Wende lebhaft vor Augen. Mein gesellschaftlicher Tod war ein zu hoher Preis.
    Ich

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