Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)
großem Hau-ab-Bogen. Ich reichte ihr Taschentuch, aber tat sie so, als sieht sie nicht. Dann machte sie die Augen zu wie Zitronepressen und atmete laut die Nasenschleime ein.
Jetzt saß sie da mit klebrigen Schleimfäden kreuz und quer im Gesicht und machte nur leises Winseln. Endlich zwang ich meinen Mund zu reden: »He, Margaret, heute ist neue Gefangene in Todestrakt gekommen. Wir haben sie getröstigt, so gut wie ging. Bald ist sie weg. Ist junges Mädchen, sehr junges kleines Fräulein.«
Mit mehr Gedankenmuße ich wäre vielleicht vorsichtiger gewesen und hätte nichts von meinem Beruf erzählt, wo ja nur wegen meinem Beruf war großes Geschrei und Oh-Gott am Anfang gewesen. Ich stand auf und knotete mir ein Handtuch um mein Hinterteil. Ich wollte andere Hose und Schlappen anziehen. Margaret war jetzt meine Brautfrau, aber ich war etwas schämig vor ihr.
»Sie sieht so weich und dünn aus, Margaret. Fast wie wenn sie erste Tage in Dorfschule sitzt.«
Dann hörte ich ein Rascheln von Margaret, sie drehte sich kleines Stück um. Im Spiegel ich sah, wie sie mich anstarrte mit komischen Ausdrücken im Gesicht. In großen Margaret-Augen war blinzeliger Glanz, und die Tränen und Nasenfäden liefen nicht, eher trockneten. Machte ihr etwas Neugier von dem, was ich sagte? Ihr Gesicht leuchtete in dunsigem Rot, das gefiel mir sehr. Sie war tief in ihrer Gedankenblase, aber ich wusste nicht, was war darin?
Endlich machte sie Mund auf. »Warum sitzt ein kleines Mädchen im Todestrakt?«
Für meine Ohren die Margaret-Stimme war wie kleine Schachtel in rosa Wickelpapier.
»Sogar ich habe das gefragt, Margaret!«, ich sagte zu ihr und windete mich aus meiner Dingsbums. »Wärter hat sie so böse reingeschubst. Ist wirklich unmöglich, dieser Wärter manchmal. Die ganze Sache ist so komisch, Margaret.« Dann kämmte ich im Spiegel meine Haare.
Wieder kam nur Wortlosigkeit von Margaret. Sie rutschte noch einmal mit dem Popo. Als ich von hinten Margarets Rücken sah und die Bettfalten unter ihrem Popo, ich merkte noch mehr, ich habe jetzt eine Frau und es ist Zeit, mit ihr zu vergnügen.
»Aber was hat sie denn gemacht, dass sie jetzt da drin sitzt?«, fragte sie noch eine Weile später mit sehr interessierter Stimme.
Zwei Fragen von Margaret nach meinem Beruf! Ich überlegte, warum hat sie bloß solches Interesse? Wollte sie Feueröl in ihre Wut schütten? Oder war sie wirklich meine freundliche, neugierige Ehefrau? Ich war so froh und durcheinander. Ich wollte sie in meine Hände packen und ihr alle Geschichten erzählen, aber ich wurde nervös.
»Was sie gemacht hat, dass sie jetzt dort sitzt«, sagte ich zu ihr und überlegte Achtung-Vorsicht, was sagst du, »was sie gemacht hat, Margaret: Irgendein Verbrechen hat sie gemacht.«
»Sag nicht einfach, irgendein Verbrechen, mein Freund. Sag mir: was für ein Verbrechen?«
Jetzt sah ich, sie guckte mich an mit ganzem Interesse. Ich sprenkelte ein kleines bisschen von den Aftershaves an meine Wangen, und fertig war Toilette. Mein Bein fing an zu zittern, und zum Ruhigerwerden ich setzte mich neben Margaret auf Bett.
Sie rutschte nicht von mir weg.
»Du willst wissen, was sie gemacht hat?«
»Sag schon!«
So viel Margaret-Nähe machte meine Achselhöhlen pitschnass. Obwohl ich gerade die Aftershaves gesprenkelt hatte, kroch der Geruch von mir selbst in meine Nase. Ich merkte, ich kann nicht mehr lange aushalten, deshalb machte ich Kühnigkeit: Ich legte die Hand auf Bein von lieber süßer Margaret, auf großen festen Schenkel mit Umriss wie Delfin. Ich machte mich für harten Schubs gefasst, aber ich staunte: Sie schob meine Hand nicht weg. »Liebe Margaret«, ich sagte zu ihr, »Menschenherz hat Platz für so große und schreckliche Leidenschaften. Wer kann erklären? Ich sehe das jeden Tag, so ist nun mal mein Schicksal. Aber was macht das für Unterschied? Ich tu nur meine Berufspflicht. Was sie getan hat oder nicht getan hat, ob jung, alt, schuldig oder unschuldig, ich frage nicht. Pflicht muss man erfüllen, fertig ab Ende, und kann nicht jeder, kann nur ich. Wenn ich besonderes Talent dazu habe, muss ich bescheiden annehmen.«
Ich sah in ihrem Gesicht, dass meine Wörter klick-klick machten. Eifersüchtige Catty hüpfte hinter uns auf die Bettmatratze, aber wir beachteten nicht. Ich ging mit meinem Gesicht ganz nah an Margaret-Gesicht. Ihr Atem roch wie warme Kartoffeln, und sie machte Zitterlippe. Meine Augen gingen downtown, um zu gucken, was sie hat
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