Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)
huschte Catty unters Sofa, und dann war ich allein im Raum. Ich hatte immer noch Lächelmund, aber wozu warum ich wusste nicht und wischte weg. Ich dachte: Eine schüchterne und zarte Braut ist sie nicht, meine Margaret, aber von kesser Sorte auch nicht. Sie ist frecher als in meinen Kopfgedanken und gar nicht schüchtern. Aber ich hatte nicht viel Zeit für solche Herzstiche und Bekümmerung, denn am nächsten Tag wartete auf mich das ernste Programm, neuen Gefangenen zu versorgen.
Neuer Gefangener im Todestrakt gibt immer große Aufregung. Auch wenn sie viel Arbeit und schwierige Pflichten bedeuten, diese Burschen sind oft meine besten Freunde. Nach großem Krachbumm wegen Margarets dauerndem Aber konnte ich kaum erwarten den gemütlichen Todestrakt, auch wenn neuer Gefangener war anders als sonst, war junges Mädchen und still wie Stummfisch.
Nächsten Tag ich wurde früh wach, überall hingen noch Dunkelheiten von der Nacht. Ich hatte mit Sofaschlafen genügt, und ich trug auch noch die Sachen vom Vorhertag, solche Schwierigkeiten machte mir Margaret. Catty wachte nur auf, um mich zu kümmern, und tippte mit ihren Tapsepfötchen an mein Bein. Von Margaret ich hörte Schlafzimmerrascheln. Ich schnitt die Hühnerstücke klein, fütterte sie Catty und ging. Um fünf Uhr schon war ich im Gefängnis. Ich knipste die Todestraktlichter an und fegte schön. Kleines Mädchen war einzige Gefangene. Als ich mit meinem Besen an ihre Zelle kam, ich blieb stehen und guckte sie an.
Normalerweise im Leben Leute staunen immer, wie ich behalte mein fröhliches Verhalten und positive Einstellung, trotz der schrecklichen und aufwühligen Pflichten von meiner Arbeit. Jetzt zum Beispiel saß kleines Mädchen auf Boden von seiner Zelle statt auf der Pritsche. Sie kratzte an ihren Nasenkrusten und juckte die kurzen Haare und guckte um sich wie eine Irre. Normalerweise sollte sie in Schulehaus sitzen und lernen still wie Mucksmaus, oder unter Sonnenstrahlen Blumen pflücken und mit Mummy-Daddy-Freunde Hüpfekästchen spielen. Sie machte gar kein Augenzucken oder böse Grimassen, wie man oft sieht bei Leuten mit faulem Gewissen. War sehr komisch die Situation, und ja, brachte mir auch viele Kopfgedanken.
Als dieses Mädchen kam ersten Tag hierher, sie zog schwere Ketten hinter sich. Die Wachen links und rechts hielten sie an Armen hoch, und ihre kleinen Füße unter Jutekittel berührten nicht mal den Fußboden. Ich guckte Wärter an mit Fragegesicht. Das soll großer schlimmer Verbrecher sein? Für Todestrakt? Aber Wärter erklärte mir nichts, gab mir nur Klaps auf Hinterkopf. »Du musst stark aussehen. Wirst du jetzt ein Weib? Hat dir ein Hund die Eier abgebissen? Wenn du die Hosen voll hast, tanzt sie dir auf der Nase rum.«
Und so hatte ich nur ein paar Tage und dann musste ich dieses einfache Mädchen hinrichten, konnte keine Fragen stellen. Aber kriegte ich Gewissensbisse und Depressionen deswegen? Nichts kann weiter weg sein von Wahrheit. Ich sagte mir: Wenn Todestrakt ist guter Arbeitsort für mich, dann ist auch guter Ort für kleine Mädchen, nicht wahr? Auch wenn Schicksal bald passiert, Leben ist Leben, ob in Gefängniszelle oder auf Sonnenscheinhügel, und wenn ich für die gute, sorgfältige und ehrliche Hinrichtung sorge, ist das Primasache für alle Beteiligten. Ich lüge nicht, ich bin der gute Freund für sie und manchmal sagen sie sogar Danke.
Es gibt nicht viele Menschen, die eine derart unangenehme Arbeit Tag für Tag bereitwillig erledigen können. (Ich lese aus psychologisches Halbjahresgutachten von Ministeriumsbüro vor.) Wenngleich er im Ton und im Verhalten oft verstörend wirkt, zeigt er keine sichtbaren oder bedenklichen Anzeichen von Stress. Wie froh macht mich jedes Mal, wenn ich das lese: dass ein paar von Großetiere da oben haben erkannt, dass Henkersein für mich ist Dienst und Berufung, zwar kein edle Berufung, eher bescheiden, aber immerhin Berufung. Außerdem ist einzige Berufung, für die ich Abschluss habe und die auch gute Verdienste bringt. Und nur so und mit solcher Haltung sehe ich meinen Beruf und mache meine Arbeit.
Deshalb schob ich meinen Mopp mit Strahlelächeln an Zelle von Mädchen vorbei, munter wie Rohrspatz und ohne klitzekleinste Bedrücknis. Ich stellte Mopp an die Wand und fasste an die Gitterstäbe.
»Wie heißt du noch mal, Kleine?«, ich fragte lächelnd. Sie guckte zu mir hoch wie zu Frankenstein, dann hockte sie sich in die andere Richtung.
»Sei nicht ängstelig.
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