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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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in der Bluse.
    »Aber was hat sie denn getan?«, fragte sie.
    »Sage ich dir klippklar, Margaret, solche Sachen erzählen sie mir oft nicht.«
    »Hmm!«, machte Margaret. Sie schubste meine Hand weg und setzte sich in weiteste Antarktis-Ecke von Bett.
    Manche Leute denken immer, weil ich so einen Beruf mit solchen Notwendigkeiten mache, muss ich Herz wie alte, kaputte Löcherstraße haben. Nichts kann weiter von Wahrheit weg sein. Vor langer Zeit, als ich Schuljunge war, ich habe ein Gedicht gelesen, von dem ich die Wesentlichkeit noch weiß. Damals die Gedichte brachten mir immer viel Rührung. Doch! Mein Papa brüllte mich oft an, weil ich so viele Mädchentränen weinte. (Mein Papa war groß und erzählte gern zu viele Sachen, deshalb kam Regierung ihn holen und hat ihn nie mehr wiedergebracht. Das war in altem Regime, vor Befreiung von unserem guten und berühmten Land. Heldenname von meinem Papa ist einziger Grund, warum ich meine Berufsstelle habe, macht Wärter immer Scherz mit mir.) Jedenfalls gefiel mir das Gedicht. Am Rand von einem einsamen Weg, Grashalm ist kurz vor dem Sterben. Im Gedicht in meinem Kopf, meine ich. Ein Tautropfen hat Mitleid mit Grashalm. Tautropfen rollt runter und gibt sich Grashalm zu trinken. So eine gute Tat von Tautropfen! Aber nächsten Tag, als Sonne geht auf, Grashalm ist trotzdem tot, und auch Mr Tautropfen ist verschwunden nach Nimmerwiedersehenland. Niemand wird je erfahren, wohin: So kurz ist das Leben, so kurz.
    Auch wenn Margaret mich wegschubste, überlegte ich mir, ich musste meine Arbeit weitermachen. Das war meine Patriotenpflicht. Jeden Tag ich guckte nach kleinem Mädchen, ich guckte ihr zu und kümmerte sie. Ich fragte: »Willst du kühles Wasser?« Ich fragte: »Warum hast du nicht das Essen gegessen, das ich dir gebracht habe? War zu kalt für dich?« Ich erzählte ihr Sachen, die in unserem Land passiert waren in den Fernsehernachrichten, die sie nicht gucken durfte. Einmal ich brachte ihr ein Bonbon, das ich für sie aufgehoben hatte. Sie hat gegessen! Hat mir gefallen, dann ihr Gesicht zu sehen. Sie zeigte keine Gefühligkeiten, aber ich wusste, Bonbon ist süß auf ihrer Zunge.
    Aber ich hatte noch nie jemand so seltsam jung und einsam in der Zelle gehabt, nicht traurig und nicht fröhlich, und ich fragte mich: Will sie vielleicht etwas anderes? Wie fühlt sich kleines Mädchen, wenn es sitzt da an fremdem Ort und hat nichts zu tun? Vielleicht will sie Zeitvertreibe?
    Fand ich gute Idee. »He, willst du irgendein Buch oder Zeitschrift?«, fragte ich Mädchen. »Kann ich dir irgendwelche Zeitvertreibe bringen?«
    Mädchen gab keine Antwort. Ich ließ mich nicht verirren. Mir fiel Heftestapel ein, den letzter Gefangener nach seiner Hinrichtung hatte liegen lassen. Waren interessante Bilder darin, deshalb ich hatte nicht weggeworfen, sondern in meinen Spind gelegt für sicheren Verwahrsam. Ich ging sie holen für kleines Mädchen.
    So gute Freunde waren wir, Chummy und ich! War schlimmer Kerl, mein lieber Chummy; Ansager in Fernsehernachrichten sagte, er hätte Hände bei mehreren vermissten Frauen im Spiel gehabt, aber bei mir konnte er weicher Mann sein – trotz seiner ruppigen Zunge wurde er bereuevoll, als letzte Tage kamen. Manchmal wir machten zusammen die Kreuzwörterrätsel aus Tageszeitung – Chummy kannte so viel mehr Wörter als ich! Einmal wir spielten sogar Galgenmännchen. Anderes Mal ich sagte zu Chummy: »Es wird sehr ruhig sein, wenn du tot bist, meinst du nicht?« (Chummy hatte wegen meinem dauernden Plapp-Plapp beschwert.) »Nein, bestimmt nicht«, sagte Chummy. »Weil dein Geplapper auf ewig in meinem Kopf nachhallen wird.« (Er kannte solche feinen Ausdrücke: nachhallen.)
    Und ich fragte mich: Stimmt das? Mein Plapp-Plapp hallt weiter bis in ewig? Bevor ich Falltür unter Chummy aufmachte, probierte ich Experiment. Als er fix und fertig unter Galgen stand, ich flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich erzählte ihm ein Geheimnis nur von mir, eine Sache, die ich noch nie jemand verraten hatte. Und bevor er Antwort sagen konnte, machte ich Tür auf.
    Und dann ich fragte mich, ist mein Geheimnis immer noch draußen in der Welt? Oder wo ist es hin? Hallt mein schlimmes Geheimnis jetzt ewig irgendwo im Chummy-Ohr? Oder ist es zu nichts verschwunden?
    »Bitte schön, kleine Madam«, sagte ich und gab dem Mädchen die Chummy-Hefte. Da fiel mir ein, oh nein, das waren keine Hefte für kleine Mädchen! Waren nur für Große-Leute-Augen, und ich wurde rot,

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