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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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hätte ich es besser wissen müssen. Ich gebe zu, das war ein schwerwiegender Fehler meinerseits.
    [Agentin S.] nahm mich mit hinauf in die [zensiert]. Ich war noch nie zuvor in diesem Teil der Anlage gewesen. Sie kannte den Zugangscode, und wir stiegen in einen Aufzug, fuhren in eine andere Etage, gingen durch mehrere Hochsicherheitstüren – sie kannte alle Codes – und einige Gänge entlang; dann stiegen wir in einen weiteren Aufzug und gelangten in einen weiteren Gang. Ich nehme an, wir kamen schließlich in irgendein Untergeschoss oder Unter-Unter-Untergeschoss. Wir waren wohl ungefähr eine halbe Stunde unterwegs. Dann kamen wir an ein größeres Tor, und wieder konnte sie das Schloss öffnen. Das Tor war schwer – nachdem es entriegelt war, mussten wir es zu zweit aufstemmen. Wir betraten einen großen Raum. Er war riesig, mit Betonböden und hohen Decken. Der Raum war fensterlos, aber sehr hell, überall an der Decke hingen elektrische Lampen. Es war einfach nur ein sehr großer Raum – mehr als zwei Quadratkilometer, schätze ich. Darin standen Reihen um Reihen von Aktenschränken, bis zur Decke hinauf. Der ganze Raum war voll davon. Akten über Akten über Akten. Es war schon überwältigend. Hier mussten wohl die Akten der gesamten Behörde gelagert werden. Von einer solchen Lagerhalle hatte ich wirklich nichts gewusst. Es war merkwürdig.
    [Agentin S.] marschierte zielstrebig voran. Wir gingen die Reihen der hohen Schränke ab, weitere zwanzig oder dreißig Minuten lang – ohne [S.] hätte ich mich hoffnungslos verlaufen –, bis sie sich schließlich nach links wandte und auf einen Schrank zusteuerte. Es gab eine Leiter – eine Rollleiter –, die sehr viel höher war, als man gefahrlos klettern konnte. Doch [S.] stieg ganz hinauf, fast bis zur Decke. Sie brauchte eine Weile, und als sie oben ankam – in beängstigender Höhe –, konnte ich nicht einmal mehr ihre Stimme hören. Offenbar zog sie eine der hölzernen Schubladen auf und nahm etwas heraus. Langsam stieg sie wieder ab. Schließlich sah ich, dass sie mehrere Aktenordner unter dem Arm hatte. Unten angekommen, reichte sie mir einen davon. Ich begann ihn durchzublättern und staunte nicht schlecht. Ich erkannte meine Berichte wieder, meine eigenen Observationen, wenn auch stark redigiert. Ich hatte die Akte nur für einen kurzen Moment in der Hand. Dann entriss sie sie mir und gab mir eine andere. Es waren die Berichte eines anderen Agenten, der 243-66328 offenbar ebenfalls beschattete. Die Aufzeichnungen waren noch detaillierter als meine eigenen. Auch sie waren redigiert worden; offenbar beschrieb die Akte den Klang und das Timbre seiner Stimme sowie die Veränderungen in der Länge seines Haars und seiner Nägel im Laufe mehrerer Tage. Dauer und Häufigkeit seiner Badbesuche. Jedes Detail, das sich nur irgendwie beobachten ließ, so hatte es den Anschein.
    Auch diese Akte nahm sie mir abrupt wieder weg und gab mir einen weiteren Ordner. Jeder Bericht schien in seiner Spezifität noch erschöpfender zu sein als der vorherige. Ich glaube, ich sah Aufzeichnungen darüber, wie er den Kopf neigte, wie er am Morgen aussah, welche Farbe seine Unterwäsche und seine Socken hatten, wie sein Atem roch, wie seine Lider flatterten und welche Gesten er wann und wie an einem bestimmten Nachmittag machte. Es wurde sogar noch detaillierter und persönlicher, glaube ich, aber ich weiß es nicht mehr genau. Es ging alles sehr schnell, vieles war redigiert und außerdem überflog ich all das nur. Mir war damals nicht sofort klar, wer solche Informationen gesammelt haben könnte oder wie, oder wozu sie hätten nützen können. Auch der Arbeitstag der Zielperson wurde beschrieben. Wie ich zu meinem Erstaunen erfuhr, war er selbst [zensiert].
    Die Schublade, die sie geöffnet hatte, enthielt offenbar eine sehr lange und tiefe Hängeregistratur, wahrscheinlich mit Hunderten oder Tausenden Aktenheftern darin. Und wie ich bereits sagte, war es wirklich ein sehr hoher Schrank. Bis zur Decke. Ich hatte nur ein paar Seiten aus dreien der Akten zu Gesicht bekommen. »Gehört dieser ganze Schrank zu 243-66328?«, fragte ich [Agentin S.]. Und sie antwortete: »Dieser ganze Raum gehört zu 243-66328. 243-66328 steht seit [zensiert] unter Beobachtung, bis heute.«
    Ich weiß nicht mehr, was ich sagte. Ich reagierte wohl fassungslos. So viele Informationen konnte doch nie im Leben jemand lesen, geschweige denn zusammentragen, nicht einmal die Behörde mit ihren

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