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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Gedanken. Doch, ich glaube sie zu kennen. Aber um vollkommen aufrichtig in meinem Geständnis zu sein, muss ich sagen, dass ich schon daran dachte – daran, ihm diese Informationen zu enthüllen, ihm zu offenbaren, was ich an jenem Tag gesehen hatte. Das kam mir in den Sinn. Aber dass es mir in den Sinn kam, ist (meiner Ansicht nach) nicht gleichbedeutend damit, dass daraus eine Absicht entstanden wäre, auch wenn es vom einen bis zum anderen nicht weit ist. Ich gestehe, es war ein gefährlicher Moment. Ein Moment der Schwäche.
    Ich möchte klar und deutlich sagen: Es war falsch.
    [J.] antwortete etwas Verständnisvolles oder Vielsagendes, merkwürdig vielsagend, in etwa: »Ich weiß.« Wie ich bereits erwähnte, ist [Agentin S.] unsere gemeinsame Freundin, im zivilen Leben gewissermaßen, auch wenn nur ich sie als Agentin kenne. Er schrieb: »Ich weiß, dass du [S.] getroffen hast«, oder so etwas in der Art. Aber sie hinterlässt mir manchmal Nachrichten bei uns zu Hause, deshalb hatte das nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Und: »Ja, wir sollten uns unterhalten.« Ich weiß nicht, was er glaubte, was ich ihm erzählen wollte, oder was in seinem Kopf vorging.
    Zu Hause hatte [J.] bereits mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen. Ich ging in die Küche und half ihm, weil ich hoffte, ich bekäme den Kopf vielleicht etwas freier, wenn ich mich nützlich machte. »Was wolltest du mir denn erzählen?«, fragte [J.]. »Was war denn heute los?« Und ich holte tief Luft – ich schlüpfte sofort wieder in meine antrainierte Rolle – und sagte zu ihm: »Ach, es war ein ziemlich stressiger Tag, aber so interessant war es eigentlich gar nicht.« Ich war wieder voll und ganz auf meine Pflicht eingestellt. So erschreckend der Nachmittag gewesen sein mochte, es schien klar, dass es für nichts von dem, was [S.] gesagt hatte, irgendwelche Beweise gab; es gab sicher nichts, das es wert war, die Integrität der Behörde oder meine eigene aufs Spiel zu setzen. Ich sagte: »Das blöde Radio hat mal wieder verrückt gespielt. Ich brauche wirklich einen neuen Oszillator.«
    Er sah mich eindringlich an. Ich schnitt gerade Karotten als Beilage für den Braten. Ich gab mir beste Mühe, aber offen gestanden könnte man mir vielleicht doch etwas angesehen haben, denn ich war immer noch aufgewühlt und musste an [S.] denken.
    »Mehr war nicht?«, fragte [J.]. Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich blickte nur starr auf das Schneidebrett.
    Ich muss sagen, das sind die schwierigen Momente im Leben eines Agenten. Man hat vielleicht das Bedürfnis zu reden, darf aber nur sehr wenig sagen, und das auf eine begrenzte Art und Weise. Ich habe in meiner Beziehung mit [J.] viele solcher Momente erlebt, aber auch schon vorher, auf andere Weise, mit [N.].
    Aber ich habe mich verbessert seit meiner Anfangszeit – das glaube ich zumindest. Und ich nehme es in Kauf, dass die Agententätigkeit im privaten Bereich einige Abstriche erfordert. Das ist es wert, denn ich glaube an die Ziele der Behörde, soweit ich sie kenne.
    Außerdem versöhnt mich der Gedanke, dass es vielleicht gar keine so große Rolle spielt, wenn ich nur wenig erzählen kann, da wir für unsere Absichten allein über das Beobachten genügend herausfinden können.
    Ich sagte: »Ja, leider, mehr ist nicht passiert. Vorhin kam es mir wichtig vor. Und bei dir? Worüber wolltest du reden? Wie war dein Tag?«
    Er drehte sich um und stellte den Braten zum Aufwärmen in den Ofen. Er schloss die Ofenklappe, stellte den Temperaturregler ein und kam zurück. Dann nahm er ein Messer aus der Schublade und half mir mit den Karotten. »Mein Tag? Du weißt ja, was bei diesen Schifffahrtslinien für ein Chaos herrscht. Und die Telegrafenleitungen sind dauernd in Reparatur. Ich habe den ganzen Tag damit zugebracht, einen Transport umzuleiten. Immer dasselbe. Ich bin kaum dazu gekommen, meine eigentliche Arbeit zu erledigen.«
    Als der Braten warm war, aßen wir. Es war ein gutes Abendessen – [J.] hatte eine Flasche Wein geöffnet. Es wurde ein sehr erholsamer Abend.

7. Schluss
    Ich habe diese Stellungnahme gelesen und bestätige ihre Richtigkeit. Ich bekenne mich aus freien Stücken zu meinen Verstößen gegen die Maßregeln für das Verhalten von Agenten , Absatz 25, §§ 201 – 212, als da wären:
    Unerlaubtes Betreten zugangsbeschränkter Bereiche im [zensiert].
    Versäumnis der unverzüglichen Meldung des unerlaubten Betretens.
    Versäumnis der unverzüglichen Meldung von

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