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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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Donnerstag in der Stadt, wenn Sie also …«
    »Mr Jefferson Bundy?«, frage ich, als auf meiner Zunge endlich ein ganzer Satz Gestalt annimmt. »Sagen Sie, sind Sie etwa nach New York gekommen, um Mr Sen zu treffen?«
    »Na ja, es macht die Sache sicher einfacher, wenn alle in derselben Stadt sind, und außerdem …«
    »Mr Jefferson Bundy. Mr Jefferson Bundy.« Ich merke, dass ich mich von meinem Stuhl erhebe und meine Beine mich tragen. Meine Kopfschmerzen fühlen sich inzwischen mehr wie eine Art angestauter Druck an, dem ich nur durch Brüllen Luft machen kann. »Mr Jefferson Bundy, habe ich mich nicht bereits klar und deutlich ausgedrückt? Und haben Sie nicht Interesse und Zuversicht bekundet, dass ich in vollem Umfang …«
    »Sicher, Bibhuti, aber in Anbetracht der Finanzierungslage … Und bei Ihrem nächsten Projekt, wenn Sie dann schon Erfahrung als Drehbuchautor vorzuweisen haben, können wir sicher darüber reden, dass Sie …«
    »Auf gar keinen Fall!« Beschämt merke ich, dass mir Tränen in die Augen schießen und meine Stimme abrutscht. »Auf gar keinen Fall, Jefferson Bundy! Ich werde kein Treffen mit ihm arrangieren. Ich werde Ihnen nicht den Weg ebnen, um mit ihm einen Kaffee oder sonst irgendetwas zu trinken. Und ich werde es Ihnen nicht gestatten, ihm mein Drehbuch zu zeigen und ihn zu bitten, ob er Regie führen kann. Mr Jefferson Bundy. Mr Jefferson Bundy!«
    »Bitte, setzen Sie sich.«
    Das ganze Restaurant sieht mich an. Mir ist übel, alles dreht sich. Von den weißen Vorhängen und den Schnee-und-Eis-Gesichtern der Angestellten in ihren schwarzen Hemden wird mir auf einmal ganz komisch zumute. Ich muss hier raus, fort von diesem Treffen, was ist bloß passiert? Ich marschiere aus dem Restaurant in die Lobby. Offenbar hat Mr Jefferson Bundy irgendjemandem ein Zeichen gegeben; eine Handvoll Männer in schwarzen Anzügen kommt auf mich zu.
    »Sir. Langsam, Sir.«
    »Bitte, warten Sie«, ruft Jefferson Bundy von hinten.
    Die großen Männer verstellen mir den Ausgang, mein Traum ist zerplatzt, mein Leben schwindet dahin, oh Nirmala – und ich schiebe die Hände zwischen die Hammelschultern der Männer.
    »Hören Sie, Bibhuti.« Jefferson zieht von hinten an meiner Anzugjacke. »Hören Sie, bitte drehen Sie sich doch um. Herrgott noch mal. Eine Sekunde nur.«
    In meiner Verzweiflung tue ich, wie mir geheißen. »Ja, Mr Jeff, Jefferson Bundy«, sage ich, ihn weit überragend. »Eine Sekunde? Was wollen Sie mir denn in einer Sekunde sagen, was Sie mir nicht schon gesagt haben?«
    »Sie können Regie führen.«
    Ich atme kurz ein.
    »Okay? Okay? Es ist Ihr Film.«
    Ich stolpere ein wenig und lehne mich an eine Wand.
    »Wirklich. Wissen Sie, ich bin bloß die Möglichkeiten durchgegangen. Ich habe laut nachgedacht. Jetzt weiß ich, wie viel Ihnen daran liegt. Ich sehe, wie viel Leidenschaft in Ihnen steckt, lieber Himmel. Und darauf lege ich den meisten Wert bei einem Regisseur. Genau das wollte ich sehen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Gut? Alles wieder in Ordnung?« Er streicht sich das Hemd glatt und versucht mir ein Lächeln zu entlocken. »Hier haben Sie ein Kleenex. Lieber Himmel, das war aber knapp. Kommen Sie, setzen wir uns wieder.« Er deutet mit dem Kinn in Richtung Restaurant und zieht einladend die Augenbraue hoch. »Jetzt bestellen wir Ihnen erst einmal einen Kaffee.«

8
    Zurück in meinem eigenen Hotel, sehe ich Nirmala im Präsenteladen in der Lobby. Ich gehe zu ihr hin. »Liebe Nirmala«, flüstere ich ihr von hinten ins Ohr. Sie sieht sich gerade Herrenarmbanduhren an.
    Sie dreht sich zu mir um, zügelt ihre gespannte Erwartung.
    »Du bist ja schon zurück.«
    »Es lief alles bestens.«
    »Bestens?« Ihr Blick – sehe ich da etwa eine gewisse Ungläubigkeit?
    »Ja, Nirmala!«
    Langsam verändert sich ihre Miene; entweder lacht sie gleich oder sie weint. Sie senkt den Blick und streicht kühl über eine silberne Cartier. Immer auf der Hut vor neugierigen Blicken, versucht sie so zu tun, als würde ich ihr nichts weiter Besonderes sagen. Sie macht der Verkäuferin ein Zeichen. »Wie viel kostet die, Madam?«, fragt sie.
    »Du kannst es ihm jetzt sagen. Der Deal steht.« Ich wische mir über die Wangen, denn mir sind schon ein paar verfrühte Freudentränen aus den Augen gerollt.
    »Ach, Bibhuti«, erwidert Nirmala, die sich mir endlich halb zuwendet. »Ist es wirklich so einfach?«
    »Ja, so einfach ist es. Jetzt kann uns endlich niemand mehr davon abhalten, unsere

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