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Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition)

Titel: Ich bin Henker: Liebesgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rajesh Parameswaran
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konnte ich bestimmen, welcher Stein genau der Stein sein musste, den unser Held vom Weg aufhob und, erschreckenderweise, auf seinen Bruder schleuderte? Er war moosbedeckt und gefährlich kantig und nur mit beiden Händen zu heben. Ich wusste es einfach. Woher wusste ich, in welcher Farbe die Hauswände gestrichen sein mussten, damit sich die Figuren in der Hochzeitsszene deutlich abhoben? Nicht weiß! [Zu hell.] Nein, erdbraun. Auch das wusste ich einfach), der dem Film seine Natürlichkeit gab, die schlichte Schönheit, für die er zu Recht gepriesen wurde.
    Und wie er gepriesen wurde. Denn trotz all unserer Unerfahrenheit, trotz unserer kleinen Schwächen gelang uns etwas Seltenes. Mein Gott, wir alle zusammen, angefangen von dem kleinen Dorfjungen, der uns überglücklich den Laufburschen machte und eines Morgens in den Ästen einer Pappelfeige einschlief, womit er uns eins der unvergesslichen Bilder des Films lieferte, bis hin zu dem erfinderischen Anant, der kurzerhand einen Ochsenkarren, gezogen von drei Bauern, zum Kamerawagen umfunktionierte – wir brachten ihn irgendwie zustande, Einstellung für Einstellung, und es entstand etwas Wunderschönes. Das Gefühl aus jenem ersten Film kehrte nie mehr zurück, jene freudige Kameradschaft und die Zufriedenheit darüber, etwas gut gemacht zu haben, das Gefühl, dass wir etwas Neues in unserem Leben erschufen und gleichzeitig Indien und der Welt etwas Neues zeigten.
    Ich kann nicht genug betonen, dass schon allein das die eigentliche Leistung gewesen wäre, selbst ohne den überwältigenden Erfolg des Films hier bei uns in Indien, selbst ohne die elf Goldmedaillen, die er auf Festivals gewann – und unser Leben war nie mehr wie zuvor.
    Wir waren damals zu glücklich, um Nirmala zu bemitleiden. Sie besuchte uns zwei oder drei Mal am Set, immer mit demselben entrückten Blick in den Augen. Nichts konnte sie aus der Ruhe bringen oder beeindrucken, und selbst als der Film einschlug wie eine Bombe, hatte man den Eindruck, sie wäre glücklicher gewesen als heimlich wohlhabende Frau eines Werbechefs denn als öffentlich wohlhabende Frau eines weltbekannten Künstlers, sie hatte keinen Anteil daran; all das fand außerhalb ihres Gesichtskreises statt, obwohl sie es erst ermöglicht hatte. Und vielleicht spürte sie schon damals – ganz richtig –, dass der einzige Erfolg des Films der wäre, Jogesh weiter von ihr wegzutreiben.

7
    Als der Morgen meines Termins endlich gekommen ist, bringt er ein Gefühl extremer Übelkeit und ein trockenes, nervöses Verlangen nach einer Zigarette mit sich, fast von dem Moment an, in dem ich erwache, noch vor meinem Morgenkaffee. Auf dem Toilettendeckel sitzend, rauche ich gierig zwei Zigaretten, eine sträfliche Missachtung der entsprechenden Warnungen auf den kleinen Pappschildern. Nachdem ich die Zigarettenstummel hinuntergespült habe, versprühe ich etwas Parfüm im Raum, aber der Rauchgeruch verschwindet nicht ganz. Ich habe mir mittlerweile überlegt, dass ich lieber doch kein Frühstück bestelle, damit diese fitten amerikanischen Zimmerservice-Kellner nicht den Rauch riechen und mir an meinem wichtigsten Tag Ärger machen. Ich kann mit dem Kaffee problemlos bis zum Frühstück mit Mr Bundy warten.
    Ich fahre mit dem Taxi zu seinem Hotel und komme etwa zwanzig Minuten zu früh an. Verglichen mit meinem eigenen sind die cremefarbenen Vorhänge in der Lobby sehr dick, die Sofas sind samtiger und der schwarze Marmorboden fühlt sich unter meinen Sohlen irgendwie butterweich an. Ich bin froh, dass ich meinen neuen Anzug trage, sonst würde mich dieses Hotel womöglich einschüchtern. Ich suche das Restaurant und gebe meinen warmen Mantel bei einem Herrn ab, dann spreche ich bei einer hübschen Dame mit großen braunen Augen und einer winzige Nase vor, die mir zuhört, ohne zu lächeln.
    »Wenn Sie möchten, können Sie an der Bar auf Mr Bundy warten«, sagt sie.
    »Sie wünschen, Sir?«, fragt mich der Barkeeper.
    »Ich bestelle, wenn Mr Jefferson Bundy kommt«, antworte ich ihm geduldig.
    Vierzig Minuten später platzt mir fast der Schädel, so dringend brauche ich einen Kaffee. Der viel beschäftigte Mr Bundy lässt wirklich auf sich warten. Ich bin kurz davor, meine Manieren zu vergessen und mir den verdammten Kaffee einfach zu bestellen, als eine hohe Stimme meinen Namen ruft.
    »Bibhuti.«
    »Ja?« Ich drehe mich auf meinem Barhocker um und sehe ihn zuerst gar nicht. Dann blicke ich nach unten. Dort zu meinen Füßen steht der

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