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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Seite der Straße stehen Institute und Wohnheime, das Gras ist grün und peinlich genau getrimmt, obwohl es November ist. Wir fahren einen steilen Hang hinauf.
    »Oben ist die Court Street. Wir biegen nach links.«
    »Wie weit sind wir davon entfernt?«, fragt Sam.
    »Weniger als eine Meile. Ich finde, wir sollten bei der ersten Gelegenheit parken und dann laufen.«
    Wir fahren durch die Court Street, die Hauptstraße im Stadtzentrum. Alles ist wegen der Semesterferien geschlossen – Buchhandlungen, Cafés, Bars. Plötzlich sehe ich ihn, strahlend auffällig wie ein Juwel. »Stopp!«, rufe ich.
    Sam tritt abrupt auf die Bremse. »Was?!«
    Hinter uns wird gehupt.
    »Nichts, nichts. Fahr weiter, bis wir parken können.«
    Das gelingt uns einen Block weiter. Ich schätze, wir sind höchstens fünf Minuten Fußweg von der Adresse entfernt.
    »Was war das eben? Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Dort steht Henris Truck«, sage ich tonlos.
    »Warum nennst du ihn eigentlich manchmal Henri?«
    »Weiß nicht, mach ich eben. Es ist ein Witz zwischen uns.« Ich sehe Bernie Kosar an. »Meinst du, wir sollten ihn mitnehmen?«
    »Lieber nicht, er könnte uns im Weg sein.«
    Ich gebe Bernie Kosar ein paar Leckerlis und lasse ihn im Wagen zurück, das Fenster einen Spaltbreit geöffnet. Er jault und kratzt am Fenster, aber ich denke, wir werden nicht lange weg sein. Sam und ich laufen auf der Court Street zurück, ich trage meine Tasche am Riemen über der Schulter, Sam hält seine in der Hand. Das Slimy hat er herausgenommen; er drückt es wie andere diese Schaumstoffbälle, wenn sie im Stress sind.
    An Henris Truck sind die Türen verschlossen. Auf den Sitzen und dem Armaturenbrett sehe ich nichts Besonderes.
    »Also, das bedeutet zweierlei«, kombiniere ich. »Henri ist noch hier, und wer auch immer ihn festhält, hat den Wagen noch nicht entdeckt, er hat also nicht geredet. Nicht, dass er das je täte …«
    »Was hätte er denn gesagt, wenn er geredet
hätte

    Ich habe kurz vergessen, dass Sam ja nicht weiß, warum Henri hier ist. Dass ich ihn beim Vornamen genannt habe, war schon ein Ausrutscher – ich muss besser aufpassen, was ich sage.
    »Keine Ahnung. Wer weiß schon, welche Fragen diese durchgeknallten Typen stellen.«
    »Okay, was jetzt?«
    Ich ziehe die Adresse heraus. »Wir gehen zu Fuß weiter.«
    Wir laufen den Weg zurück, den wir gefahren sind, an hässlichen, teils verfallenen Häusern vorbei. Kurz darauf erreichen wir die Adresse, die Henri notiert hat.
    Ich sehe auf den Zettel, dann auf das Gebäude und atme tief durch. »Da wären wir.«
    Das zweistöckige Haus mit grauer Vinylverkleidung und einer Veranda, auf der eine zerbrochene Schaukel hängt, sieht unbewohnt aus. Das Gras ist lang und ungemäht. Doch auf der Zufahrt dahinter steht ein Wagen. Jetzt ist es elf Uhr zwölf. Ich rufe noch mal bei Henri an. Es ist ein hilfloser Versuch, den Kopf klar zu bekommen, irgendeine Art von Plan zu entwickeln. Ich habe bisher einfach nicht soweit gedacht und jetzt, da wir hier stehen, habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie es weitergehen soll. Wie erwartet antwortet nur die Mailbox.
    »Ich klopfe einfach an die Tür«, sagt Sam.
    »Und sagst dann was?«
    »Keine Ahnung. Was mir grad einfällt.«
    Aber es kommt nicht dazu, denn in dem Moment tritt ein Mann aus der Haustür hinaus. Er ist sehr groß und wiegt nach meiner Schätzung mindestens hundertzwanzig Kilo. Er hat einen Ziegenbart, sein Kopf ist rasiert und er trägt schwere Arbeitsschuhe, Jeans und ein schwarzes Sweatshirt, das er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hat. Auf dem rechten Unterarm hat er ein Tattoo, aber aus der Ferne kann ich nicht erkennen, was es ist. Er spuckt in den Hof, dann dreht er sich um, schließt die Haustür ab und kommt über die Veranda auf uns zu. Ich erstarre, als er näher kommt: Das Tattoo zeigt einen Alien mit einem Tulpenstrauß in der Hand, den er offenbar einem nicht sichtbaren Wesen anbietet. Der Mann geht wortlos an uns vorbei.
    »Hast du sein Tattoo gesehen?«, frage ich Sam.
    »Ja. Und so viel zu dem Vorurteil, dass nur schmächtige Spinner von Aliens fasziniert sind. Dieser Typ ist riesig und sieht fies aus.«
    »Nimm mein Handy, Sam.«
    »Was? Wieso?«
    »Du musst ihm folgen. Ich gehe ins Haus. Offenbar ist niemand da, sonst hätte er nicht abgeschlossen. Henri könnte da drin sein. Ich rufe dich an, so bald ich kann.«
    »Wie willst du mich anrufen?«
    »Keine Ahnung, aber mir fällt schon was ein. Hier.«

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