Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Herzen mit Glassers Konzentration auf die
Verantwortlichkeit
einverstanden, ebenso wie ich mit dem Ideal der Zehn Gebote und dem moralischen Grund-Satz («Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu») einverstanden bin. Mich beschäftigt allerdings die Realität, warum diese Ermahnungen nicht gewissermaßen automatisch verantwortliche Menschen schaffen. Die ständige Neuformulierung solcher Belehrungen hilft wenig.
Wir können nur zu verantwortlichen Menschen kommen, wenn wir ihnen zum Verständnis der Grundeinstellung ICH BIN NICHT O.K . – DU BIST O.K . verhelfen, die ihren komplizierten und destruktiven Spielen zugrunde liegt. Sobald wir die Lebensanschauungen und Spiele verstehen, beginnt sich die Freiheit der Reaktion als eine reale Möglichkeit zu entfalten. Solange Menschen durch die Vergangenheit gebunden sind, können sie nicht frei auf die Bedürfnisse und Bestrebungen anderer in der Gegenwart reagieren; und «die Feststellung, wir seien frei», sagt Will Durant, «bedeutet nur, dass wir wissen, was wir tun».
[zur Inhaltsübersicht]
13. Soziale Folgerungen aus El-Er-K
Die Geschichte ist von Tyrannen bevölkert, die das Unvorstellbare getan haben. Und der Druckknopf ist vorhanden.
Aus der Fernsehdokumentation
‹In Search of Man›
Erhellt unser Verständnis der Verhaltensmotive von Individuen auch die Verhaltensmotive von Menschengruppen wie zum Beispiel Nationen? Diese Frage ist wichtig, denn wenn sie nicht bald gestellt und bald beantwortet wird, mag es wenig Sinn haben, sich überhaupt noch um Individuen zu sorgen.
«Glauben Sie wirklich, dass ein Mensch ein rationales Wesen ist?» hat William Fulbright einmal bei einem Hearing des Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen gefragt. «Um einem Volk Wahlen zu geben», fuhr er fort, «in dem noch nie Wahlen stattgefunden haben, sind wir in Vietnam bereit, Tausende in eben diesem Land zu töten. Das erscheint mir irrational.»
Da kollektive ebenso wie persönliche Verhaltensweisen durch das Eltern-Ich von einer Generation zur nächsten vermittelt werden, muss eine Nation gegenüber ihren vorhandenen Institutionen und Verfahrensweisen ebenso gewissenhaft kritisch sein wie das Individuum. Die westlichen Demokratien gewähren für diese Art kritischer Untersuchung viel Freiheit, und doch bleibt die Frage, wie effektiv wir mit dieser Freiheit umgehen. Manchmal verteidigen wir unser politisches oder kollektives Eltern-Ich ziemlich blind und scheinen zu vergessen, dass andere Staaten das gleiche tun. Unsere Verteidigung nennen wir «Behauptung der Freiheit», die ihre «Sklaverei». Bis zu einem gewissen Grad leben alle Staaten hinter einem Vorhang. Vielleicht ist es der gleiche Vorhang.
Welches innere Verhältnis hat ein Staatsbürger zu seinem Staat? Bezeichnenderweise sprechen wir von «Vaterland» und «Mutterland». Es gibt zahllose Zeugnisse dafür, wie diese Eltern-Kind-Beziehung zwischen dem Einzelnen und «Vater Staat» oder der «mütterlichen Heimaterde» (z.B. «Mütterchen Russland») gelehrt und gelernt wird. Ein Beispiel für die amerikanische Version:
«Der gute Bürger verhält sich zu seinem Land wie der gute Sohn zu seiner Mutter.
Er gehorcht ihr, weil sie die ältere ist, weil sie in sich die Visionen vieler vereinigt und weil er ihr sein Leben und seine Erziehung verdankt.
Er ehrt sie vor allen andern und bewahrt sie in einer besonderen Kammer seines innersten Herzens, vor der stets die Kerzen der Ehrfurcht und Bewunderung brennen.
Er verteidigt sie gegen alle Feinde und opfert ihr sein Leben gern.
Vor allem andern liebt er sie tief und ohne Aufhebens. Er weiß, auch wenn er sich in dieses Privileg mit anderen teilt, so ist doch die Art seiner eigenen Zuneigung einmalig und persönlich. Sie steigt aus den tiefsten Quellen seines Seins und wird auf die gleiche Art erwidert.
Dies ist der gute Bürger. Solange seine Art sich behauptet, solange wird die Große Republik blühen und wachsen.» [78]
Die einzige überlegte Antwort auf eine solche Verkündung heißt: «Es kommt darauf an.» Ob wir unsere Mutter, unser Eltern-Ich oder unser nationales Eltern-Ich ehren, verteidigen und durch Gehorsam zufriedenstellen – es kommt darauf an, was für ein Eltern-Ich das wirklich ist. Weil wir meinen, an eine Idee glauben zu müssen, können wir vielleicht nicht erkennen, um welche Idee es geht.
Genau aus dieser Ergebenheit heraus lässt es die indische Bevölkerung zu, dass ein Fünftel der an sich
Weitere Kostenlose Bücher