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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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schon unzulänglichen Nahrungsmittelreserven von Ratten gefressen wird oder dass eine Inderin zehn Kinder zur Welt bringt, die dann auf der Straße verhungern, weil das Eltern-Ich der Inderin nicht zulässt, dass ihr ein Arzt eine empfängnisverhütende Vorrichtung in die Gebärmutter einsetzt. Ihr Eltern-Ich wendet sich nicht gegen das Verhütungsmittel, das in Indien jetzt massenhaft produziert wird, sondern gegen den männlichen Arzt. Es gibt nicht genug Ärztinnen, die diesen kleinen, harmlosen Eingriff bei den -zig Millionen indischer Frauen durchführen könnten.
    Überall in der Welt sehen wir die Beweise der «Blindheit», und doch können wir nicht einsehen, dass an dieser Blindheit
alle
Menschen leiden. Es ist die gleiche Blindheit wie die des kleinen Jungen im zweiten Kapitel, der glauben muss, «Bullen sind böse», obwohl seine eigenen Augen und Ohren ihm das Gegenteil «beweisen». Die ursprüngliche Furcht und Abhängigkeit des kleinen Kindes zwingen es, die Diktate seiner Eltern zu akzeptieren, damit es weiterleben kann. Dieses Dilemma müssten wir eigentlich aus eigener Erfahrung sehr genau nachempfinden können. Wenn wir uns statt auf das Eltern-Ich auf das Kindheits-Ich unserer ideologischen «Feinde» konzentrieren in der Hoffnung, eine Kommunikation auf der Ebene des beiderseitigen Erwachsenen-Ichs wiederherzustellen, kommen wir vielleicht zu einer verständnisvollen statt hysterischen Einschätzung dessen, was für eine bessere Welt getan werden kann.
    Auf Fulbrights Frage, ob der Mensch rational sei, antwortete Jerome Frank, Professor für Psychiatrie an der Johns Hopkins Universität, der bei dem erwähnten Hearing anwesend war: «Wir sind nur von Zeit zu Zeit rational. Ich glaube, wir leiden an starker Angst und emotionaler Spannung, die klares Denken beeinträchtigen. Wir haben ein Recht darauf, uns vor nuklearen Waffen zu fürchten.»
    Das kleine Kind hat auch ein Recht darauf, sich vor den Schlägen eines brutalen Vaters zu fürchten. Die zweckdienlichere Überlegung lautet jedoch nicht, ob man ein Recht hat, sich zu fürchten oder nicht, sondern was man dagegen tun kann. Wenn ein Leben von Furcht beherrscht ist, gibt es keine Möglichkeit für die präzise Datenverarbeitung, die allein zu einer (individuellen oder weltweiten) Lebenseinstellung führen kann, die Heilung verspricht: ICH BIN O.K.  – DU BIST O.K .
    Fulbright hat das bei anderer Gelegenheit in einer Rede aus dem Jahre 1964 ausgedrückt (Einfügungen in Klammern vom Autor):
    «Zwischen der Welt, wie sie ist (vom emanzipierten Erwachsenen-Ich gesehen) und der Welt in der Wahrnehmung der Menschen (vom Eltern-Ich oder Kindheits-Ich oder vom getrübten Erwachsenen-Ich) besteht eine unvermeidliche Divergenz, die den Unzulänglichkeiten des menschlichen Geistes (dem getrübten Erwachsenen-Ich) zuzuschreiben ist. Solange unsere Wahrnehmungen einigermaßen der objektiven Realität (ungetrübt) nahekommen, können wir unsere Probleme auf rationale und angemessene (Erwachsenen-Ich) Weise behandeln. Doch wenn unsere Wahrnehmungen hinter den Ereignissen zurückbleiben (archaisch sind), wenn wir uns weigern, etwas zu glauben, weil es uns missfällt (Eltern-Ich) oder uns ängstigt (Kindheits-Ich) oder weil es uns einfach höchst befremdlich vorkommt, dann wird die Kluft zu einem Abgrund, und was wir tun, wird irrelevant und irrational …» [79]
    Das Grauen, das die meisten Menschen bei den Enthüllungen über die Verbrechen der Nazizeit befiel, wurde bei den Siegermächten nicht selten von der selbstgerechten Annahme begleitet, «das könnte bei uns niemals geschehen»,
wir
(zum Beispiel die Amerikaner) könnten niemals so unglaubliche Gräueltaten zulassen.
    Wirklich nicht? Was geschah unter den Nazis? Können alle Menschen irrational sein? Wie irrational? Wer setzt die Grenzen? Sind zum Beispiel die Amerikaner mit ihrer langen demokratischen und humanitären Tradition dagegen gefeit, sich zu willenlosen Werkzeugen, zu Folterknechten erniedrigen zu lassen? Ich zitiere aus einer Rezension [80] , in der über ein von Stanley Milgram an der Yale University geleitetes Forschungsprojekt berichtet wird, das Beweise als Antwort auf diese Frage gibt:
    «Milgram führte eine Reihe psychologischer Experimente über den Gehorsam durch. Als Versuchsgruppe nahm er einen Querschnitt der erwachsenen (zwanzig- bis fünfzigjährigen) männlichen Bevölkerung von Bridgeport, Connecticut, vom Arbeiter bis zum Akademiker. Das Experiment sollte

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