Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
(Erwachsenen-Ich): «Gut, dann wechseln wir ab: Du bist zuerst die Mutter, und beim nächsten Mal ich.»
Diese Unterhaltung spielt sich nicht nur auf der Ebene des Kindheits-Ichs ab, weil in der letzten Äußerung ein Einfluss des Erwachsenen-Ichs deutlich wird (Problemlösung).
Überhaupt liegen viele Transaktionen kleiner Kinder auf der Ebene des Erwachsenen-Ichs, obwohl sie wegen unzulänglicher Daten «kindisch» wirken:
KLEINES MÄDCHEN : «Hilfe! Die Muschi hat einen Zahn verloren.»
SCHWESTER : «Bringt die gute Fee den Katzen Geld, wenn ihnen ein Zahn ausfällt?»
Sowohl Reiz als auch Reaktion kommen vom Erwachsenen-Ich-begründeten Äußerungen, die auf den vorhandenen Daten basieren. Gute Datenverarbeitung, falsche Daten!
Komplementär-Transaktionen zwischen Kindheits-Ich und Kindheits-Ich lassen sich leichter an dem beobachten, was Menschen zusammen
tun
, als an dem, was sie einander sagen – genau wie bei sehr kleinen Kindern. Zwei Eheleute, die sich bei einer Fahrt mit der Achterbahn aneinanderklammern und nach Leibeskräften schreien, befinden sich in einer Transaktion auf der Ebene des Kindheits-Ichs. Wenn Tagliavini und Tassinari das Duett aus dem dritten Akt des
‹Mefistofele›
singen, spürt man, wie die beiden eine intensive Transaktion zwischen Kindheits-Ich und Kindheits-Ich vollziehen. Wenn Großmutter und Großvater barfuß den Strand entlanggehen, könnte man ebenfalls von einer Transaktion zwischen Kindheits-Ich und Kindheits-Ich sprechen. Doch das Erwachsenen-Ich hat diese Glückserlebnisse vorbereitet. Die Fahrt mit der Achterbahn hat Geld gekostet. Tagliavini und Tassinari haben jahrelang geübt, um die Ekstase des Singens erleben zu können. Die Großeltern genießen die Freuden des Zusammenseins, und das haben sie sich durch ein lebenslanges Geben und Nehmen ermöglicht. Eine zwischenmenschliche Beziehung kann ohne das Erwachsenen-Ich nicht lange bestehen. Darum können wir festhalten, dass Komplementär-Transaktionen zwischen einem Kindheits-Ich und einem anderen Kindheits-Ich stattfinden mit der Erlaubnis und unter Aufsicht des Erwachsenen-Ichs. Wenn das Erwachsenen-Ich nicht beteiligt ist, verwickelt sich das Kindheits-Ich in Überkreuz-Transaktionen
(crossed transactions)
, die in diesem Kapitel noch beschrieben werden.
Transaktionen zwischen Eltern-Ich und Kindheits-Ich
Eine andere Art von Komplementär-Transaktion ist die zwischen Eltern-Ich und Kindheits-Ich (Abb. 12). Der Ehemann (Kindheits-Ich) ist krank, hat Fieber und will beachtet werden. Seine Frau (Eltern-Ich) weiß, wie krank er sich fühlt, und ist bereit, ihn zu bemuttern. Das kann auf befriedigende Weise unbegrenzt weitergehen, solange die Frau zum Bemuttern bereit ist. Manche Ehen werden nach diesem Muster geführt. Wenn ein Ehemann «kleiner Junge» spielen will und seine Frau bereit ist, in die Elternrolle zu schlüpfen, die Verantwortung für alles zu übernehmen und ihn zu umsorgen,
kann
das solange eine zufriedenstellende Ehe sein, wie keiner die Rollen verändern will. Wenn der eine oder der andere dieser Abmachung überdrüssig wird, dann ist die Parallel-Beziehung gestört, und der Ärger fängt an.
Abb. 12
Transaktion zwischen Kindheits-Ich und Eltern-Ich
Abb. 13
Transaktion zwischen Eltern-Ich und Kindheits-Ich
In Abbildung 13 wird eine Komplementär-Transaktion zwischen George F. Babbitt (Eltern-Ich) und Mrs. Babbitt (Kindheits-Ich) graphisch dargestellt.
BABBITT mit einem Blick in die Zeitung: «Menge Neuigkeiten. Ungeheurer Tornado im Süden. Wirklich schweres Unglück. Aber das, siehst du, das ist fabelhaft! Der Anfang vom Ende für die Kerls! Der Stadtrat von New York hat ein paar Gesetze angenommen, die die Sozialisten ganz vogelfrei machen. Und dann ist ein Streik der Liftangestellten in New York, und eine Menge Gymnasialschüler sind für sie eingesprungen. Aus denen werden tüchtige Männer! Und eine Massenversammlung in Birmingham hat verlangt, dass dieser irische Agitator, dieser neue De Valera, deportiert wird. Ganz recht, zum Kuckuck! Alle diese Aufwiegler sind jedenfalls mit deutschem Gold bezahlt. Und wir brauchen uns wahrhaftig weder bei den Iren noch bei irgendeiner fremden Regierung einzumischen. Immer Hände weg. Und hier ist wieder ein sehr authentisches Gerücht aus Russland, dass Lenin tot ist. Das ist ausgezeichnet. Es geht über meinen Horizont, warum wir dort nicht sofort eingreifen und diese Schufte von Bolschewiken einfach rausschmeißen.»
MRS. BABBITT :
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