Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
aufrechtzuerhalten, die in der Kindheitssituation aufgebaut worden ist. Der Mensch, der immer mit seinem Kindheits-Ich reagiert, sagt eigentlich: «Schaut mich an, ich bin NICHT O.K .» Der Mensch, der immer mit seinem Eltern-Ich reagiert, sagt eigentlich: «Schau dich an, du bist NICHT O.K . (und das gibt mir ein Gefühl der Überlegenheit).» Beide Manöver sind ein Ausdruck der NICHT O.K .-Anschauung, und jedes trägt dazu bei, die Verzweiflung weiterzutreiben.
Die NICHT O.K .-Anschauung kommt nicht nur in der Reaktion zum Ausdruck. Sie lässt sich auch im Reiz feststellen. Der Mann sagt zu seiner Frau: «Wo hast du den Dosenöffner versteckt?» Der Hauptreiz kommt aus dem Erwachsenen-Ich, weil es objektive Information sucht. Doch in dem Wort
versteckt
liegt noch ein Hintersinn. («Wie du den Haushalt führst, bleibt für mich ein Geheimnis. Wenn ich so schlecht Ordnung halten würde wie du, wären wir längst pleite. Ich möchte einmal, ein einziges Mal, etwas dort finden, wo es hingehört!») Diesen Hintersinn liefert das Eltern-Ich. Es liegt darin eine unterschwellige, aber sehr wohl spürbare Kritik, und damit wird eine Zwei-Ebenen- oder
Duplex-Transaktion
eingeleitet (Abb. 28).
Abb. 28
Der Fortgang dieser Transaktion hängt davon ab, auf welchen Reiz die Frau reagieren will. Wenn sie will, dass es weiterhin freundlich zugeht, und wenn sie sich O.K . genug fühlt, um keine Bedrohung zu spüren, antwortet sie vielleicht: «Ich habe ihn bei den Löffeln versteckt, Liebling.» Das ist komplementär, denn sie gibt ihm die gewünschte Information und nimmt gutmütig seine Nebenbemerkung über ihre Haushaltsführung zur Kenntnis. Wenn ihr Erwachsenen-Ich zu dem Schluss kommt, dass es für ihre Ehe wichtig ist, die «versteckte» Andeutung ihres Mannes zu berücksichtigen, dann befolgt sie vielleicht den Hinweis und bemüht sich um eine bessere Ordnung. Wenn ihr Erwachsenen-Ich die Transaktion bestimmt, kann sie das.
Wenn jedoch ihr NICHT O.K .-Kindheits-Ich anspringt, wird sie primär auf das Wort
versteckt
reagieren und etwas antworten wie: «Was ist los mit dir – bist du blind, oder was?» Und damit ist die Suche nach dem Dosenöffner beendet. Jetzt streiten sie sich über ihre Stärken und Schwächen in puncto Ordnung, Blindheit, Dummheit etc. Seine Bierdose ist immer noch nicht geöffnet, und ein «Tumult»-Spiel kündigt sich an.
Einige Transaktionen dieser Art können Reize und Reaktionen auf allen Ebenen einschließen. Ein Mann kommt nach Hause und malt in den Staub auf dem Couchtisch: «Ich liebe dich.» Obwohl das Erwachsenen-Ich die Situation beherrscht, sind doch auch Eltern-Ich und Kindheits-Ich beteiligt (Abb. 29). Das Eltern-Ich sagt: «Warum machst du hier nie sauber?» Das Kindheits-Ich sagt: «Bitte, sei mir nicht böse, wenn ich dich kritisiere.» Das Erwachsenen-Ich übernimmt jedoch das Kommando auf der Basis, dass Liebe für meine Ehe wichtig ist, also lasse ich mein Eltern-Ich oder mein Kindheits-Ich nicht direkt zum Zuge kommen. Wenn ich ihr sage, dass ich sie liebe, wird sie nicht wütend auf mich werden, aber vielleicht versteht sie, dass es für einen Mann in meiner Position immerhin wichtig ist, ein ordentliches Zuhause zu haben.
Abb. 29
Daraus kann eine Komplementär-Transaktion werden, wenn die Frau O.K . genug ist, um ein bisschen konstruktive Kritik ertragen zu können. Wenn sie dazu aber nicht fähig ist, wenn sie sich auch von der leisesten Kritik immer gleich verletzt fühlt, dann wird vielleicht ihr Eltern-Ich reagieren: «Wann hast du eigentlich zum letzten Mal die Garage saubergemacht?» Oder ihr Kindheits-Ich treibt sie in die Stadt, wo sie mit beiden Händen das Geld ausgibt. Diese Transaktion ist ein Beispiel dafür, dass trotz der Beteiligung von Eltern-Ich und Kindheits-Ich das Ergebnis erfreulich und förderlich für eine gute Ehe sein kann,
wenn
das Erwachsenen-Ich die führende Rolle spielt.
Das Erwachsenen-Ich kann entscheiden, wie es auf komplementäre Weise so auf einen Reiz reagieren will, dass sowohl die Zweierbeziehung als auch die zwei Menschen innerhalb dieser Beziehung geschützt werden. Dazu sind manchmal sehr schnelle (intuitive) Gedanken- und Gefühlsoperationen nötig.
Ort und Handlung: Eine Cocktailparty. Die Transaktion wird von einem Mann begonnen, der (Kindheits-Ich) eine Frau in den Hintern kneift. Sie erwidert (Erwachsenen-Ich): «Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich soll auch die andere Backe hinhalten.» Warum sehen wir in dieser
Weitere Kostenlose Bücher