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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Wenn man Freude messen könnte, ergäbe sich wohl, dass ein neues Paar Schuhe ein Kind glücklicher macht als ein neuer Wagen einen erwachsenen Mann. Zudem macht das erste Auto glücklicher als das zweite, und das zweite glücklicher als das dritte. H. L. Mencken [42] hat gesagt: «An seine erste Liebe kann sich ein Mann immer erinnern. Was danach kommt, behandelt er bündelweise.» Das Kindheits-Ich in uns braucht alles bündelweise – wie am Weihnachtsabend das Kind zwischen Bergen von Geschenken steht und ruft: «Ist das alles?» Im Fernsehen wurde ein kleiner Junge gefragt, was er zu Weihnachten bekommen habe. «Ich weiß nicht», sagte er unglücklich, «es war zu viel.»
    Wenn das Erwachsenen-Ich die realen Lebensumstände der Familie prüft, kann es abschätzen, ob der Erwerb eines bestimmten Besitzes die Hypothek, die Rechnung oder die notwendigen Sparmaßnahmen auf anderem Gebiet wert ist oder nicht (gemessen am «Freudenertrag»). Das Erwachsenen-Ich kann auch dem Bedürfnis des Kindheits-Ichs, bündelweise Besitztümer zu sammeln, dadurch nachgeben, dass es sich einem Hobby widmet wie dem Sammeln von Briefmarken, Münzen, seltenen Büchern, Modelleisenbahnen, Flaschen oder Mineralien. Das Erwachsenen-Ich kann entscheiden, ob die Ausgaben für diese Sammlungen realistisch sind. Wenn ja, dann ist das «Bündeln» ein harmloser Spaß. Wenn es jedoch die Familie ruiniert (z.B. beim Sammeln von Häusern, Sportwagen und echten Picassos), dann wird das Erwachsenen-Ich die Steckenpferde des Kindheits-Ichs an die Kandare nehmen müssen.
    Entscheidungen über Hobbys, Besitztümer, wo man lebt und was man kauft, müssen entsprechend den Wertmaßstäben und realistischen Überlegungen gefällt werden, die in jeder Ehe anders sind. Sich auf diese Entscheidungen zu einigen ist äußerst schwierig, wenn die Ehe keine Ziele hat. Ein Ehepaar wird während der Behandlung lernen, den Unterschied zwischen Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich zu erkennen, doch es kreuzt noch immer im gleichen gesellschaftlichen Fahrwasser, und wenn es nicht ein bestimmtes Ziel anpeilt, wird es trotz allem Navigieren doch nur ein Spielball der Wellen bleiben, ausgeliefert dem ewigen Auf und Ab seiner Spiele und Spielchen. Wenn man gegen den Strom ansegeln will, darf man kein Sonntagssegler sein. Dazu muss man sein Schiff kennen und den Kurs wissen, den man einschlagen muss, um durch Wind und Wellen die Häfen anzusteuern, die uns das Erwachsenen-Ich weist. Entweder entscheiden sich die Menschen für einen neuen Kurs, oder sie lassen sich weiterhin treiben. Die schönsten Seekarten helfen da wenig.
    An diesem Punkt wird es für den Kurs einer Ehe wichtig, die zugrunde gelegten Wertmaßstäbe zu überdenken. Mann und Frau müssen grundsätzlich untersuchen, was ihnen zur Festlegung ihres Kurses wichtig erscheint. Will Durant drückt das fundamentale Problem der Ethik durch die Frage aus: «Ist es besser, gut zu sein oder stark?» [43] Diese Frage kommt im Eheleben in tausend Abwandlungen vor: Ist es besser, gütig zu sein oder reich? Ist es besser, seine Zeit der Familie zu widmen oder dem Beruf? Ist es besser, den Kindern zu raten, «alles einzustecken» oder «zurückzuschlagen»? Ist es besser, heute das Leben in vollen Zügen zu genießen, oder jeden Pfennig auf die Bank zu tragen für morgen? Ist es besser, als rücksichtsvoller Nachbar oder als ganz großes Tier bekannt zu sein?
    Diese Fragen können zu hoffnungsloser Verwirrung bei der Beweisaufnahme führen, wenn sie nicht vom Erwachsenen-Ich gestellt werden, und selbst dann sind sie noch schwierig genug. Es genügt nicht, die Eltern-Ich-Meinung jedes Partners zu diesen Fragen zu kennen. Es genügt nicht, die Bedürfnisse und Gefühle des Kindheits-Ichs in jedem zu kennen. Wenn die Daten von Eltern-Ich oder Kindheits-Ich nicht übereinstimmen, muss es ein für beide Eheleute verbindliches Grundgesetz geben, das den Kurs ihrer Ehe bestimmt und Maßstab ist für alle Entscheidungen, die gefällt werden müssen. Man sagt, dass «Liebe nicht heißt, einander anzuschauen, sondern zusammen in die gleiche Richtung zu sehen.» Eltern-Ich und Kindheits-Ich jedes Partners können große Meinungsverschiedenheiten wiederaufleben lassen. Nur durch das Erwachsenen-Ich ist eine Annäherung möglich. Doch das Ziel in der «gleichen Richtung» kann nicht ohne moralische und ethische Überlegung festgesetzt werden. Wenn ein Ehepaar bei der Suche: «Was machen wir jetzt?» in eine Sackgasse

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