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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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biologischen Herkunft bedeuten ihm in diesem Alter wenig. Doch manche Adoptiveltern machen aus der Adoption, aus der Tatsache, dass «wir dich unter all den anderen ausgewählt haben», eine so große Sache, dass der kleine Mensch eine Verpflichtung fühlt, der er unmöglich gewachsen ist. Wie kann ich jemals gut genug zu dir sein, wenn du so gut warst, mich auszuwählen? Es ist die gleiche Art von Demütigung, wie wenn ein Mensch sich bei einem anderen dafür bedankt, dass er ihn als Menschen behandelt – zum Beispiel, wenn ein älterer Mensch sich bei einem jüngeren dafür ausdrücklich bedankt, dass der ihn gegrüßt hat. Das Gefühl der Andersartigkeit kann in dem adoptierten Kind die NICHT O.K .-Einstellung auf die Spitze treiben, bis es nur noch aus schreiender, bockiger Frustration besteht. Ich bin in dieser Frage der Ansicht, dass ein Gespräch über die Adoption hinausgeschoben werden sollte, bis das Kind, vielleicht mit sechs oder sieben Jahren, ein entsprechend starkes Erwachsenen-Ich hat. Eltern mögen davor zurückschrecken und mit dem Bedürfnis nach «völliger Aufrichtigkeit gegenüber meinem Kind» argumentieren. Vielleicht geht es hier um ein wichtigeres Prinzip als um abstrakte Aufrichtigkeit, nämlich um eine echte Rücksichtnahme auf den kleinen Menschen, der unmöglich all die komplizierten Daten dieser Transaktion verarbeiten kann. Wir schreiten doch auch sonst ein und beschützen unsere Kinder vor anderen Dingen, die sie noch nicht verstehen können. Warum sollten wir hier nicht einschreiten und sie vor einer «Wahrheit» beschützen, die sie nicht begreifen?
    «Aber die Nachbarskinder werden es ihm sagen», protestieren die Eltern. Sicher werden sie. Aber wie diese Information von dem Kind aufgenommen wird, hängt weitgehend von der Reaktion seiner Eltern ab. Wenn der Vierjährige kommt und berichtet, dass die anderen Kinder sagen, er sei adoptiert, und nun fragt: «Was heißt ‹adoptiert›?», dann kann die Mutter das zu etwas Unwichtigem machen. Sie versichert dem Kind: «Du gehörst zu uns.» Ich glaube wirklich, dass es für das Kind besser ist, wenn man ihm sagt: «Ja, du bist in Mutters Bauch gewachsen», obwohl das nicht der objektiven Wahrheit entspricht, als wenn man ihm in allen Einzelheiten erklärt, wie es im Bauch irgendeiner anderen Mutter gewachsen ist. Wenn das Kind das Empfinden bekommt, dass es wirklich dazugehört, wird es etwas später im Leben ein Erwachsenen-Ich haben, das stark genug ist, zu begreifen, warum seine Eltern es «belogen» haben: aus Liebe zu ihm, um es nicht mit einer verwirrenden und beängstigenden Wahrheit zu belasten.
    Es bleibt eine schwierige Frage für die Eltern, was sie dem Adoptivkind sagen sollen. Es ist fragwürdig, ihm zu sagen, dass es adoptiert ist, und es ist nicht minder fragwürdig, ihm das nicht zu sagen. Allmählich wird das Kind es wissen. Doch wenn die Eltern den Zeitpunkt, die Methode und die Einzelheiten auswählen, können sie die Mitteilung so modifizieren, dass das Kind vor den NICHT O.K .-Folgen geschützt wird. Es mag für das Kind leichter sein, später, wenn es ein Erwachsenen-Ich entwickelt hat, die «Lüge aus Liebe» zu akzeptieren, als in zartem Alter zu erfahren, dass es grundsätzlich und wesentlich anders ist als alle anderen. Es lässt sich nicht festlegen, was man sagen soll. Aber es ist möglich, den Eltern zu helfen, die Situation des NICHT O.K .-Kindheits-Ichs und die unterschiedlichen Einflüsse ihres eigenen El-Er-K zu erkennen. Mit dieser Einsicht können die Eltern «nach dem Gehör spielen» und frei improvisieren über folgendes Thema:
    «In jeder konkreten Situation ist das ‹Beste› identisch mit dem ‹geringsten Übel›. In jedem Lügen ist etwas Übles, weil es allmählich die Vertrauensbasis zerstört. Ein Mensch, der gut sein will, muss sorgsam gegeneinander abwägen, was das geringere Übel ist und was seine Pflicht, weil die
einzige Alternative schlimmer ist
. Oft wünschen wir in einer solchen Situation, wir könnten die grausame Entscheidung umgehen, aber das ist unmöglich, denn wir stehen vor einer erzwungenen Wahl. Selbst der Verzicht auf eine Entscheidung ist in sich eine Entscheidung, und vielleicht eine Entscheidung für die schlimmere der einzig möglichen Alternativen. Der Mensch, der die Entscheidung verweigert, ist dadurch nicht von der Verantwortung befreit, sondern offenkundig schuldig. Wir sind ebenso verantwortlich für das Übel, das wir zulassen, wie für das Übel, das wir

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