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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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fair, und ich kriege heute Abend Besuch. Heute ist mein Buchklub-Abend.«
    »Es tut mir leid wegen Ihres Buchklubs«, sage ich, »aber ich weiß wirklich nicht, was ich dagegen tun soll.«
    »Was ist mit der Polizei?«
    Ich lächle matt. »Die ist schon da.«
    Ich rufe noch einmal die PR -Abteilung an, und diesmal kann ich – endlich – mit Alison Brett sprechen. Doch sie lässt sich Zeit, um ans Telefon zu kommen, und als ich sie dran habe, klingt sie nicht so beflissen wie sonst, fast ein wenig abgelenkt. »Alison Brett am Apparat«, sagt sie, obwohl ich ihrer Sekretärin gesagt habe, wer ich bin, und sie weiß, dass ich dran bin.
    »Sieht so aus, als bräuchten wir einen Plan«, sage ich. »Schadensbegrenzung. Soll ich mit einem allein reden?«
    »Ja«, sagt sie. »Das ist eine gute Idee. Wahrscheinlich das Beste, wenn Sie es direkt tun.«
    »Können Sie mir einen Journalisten empfehlen? Eine spezielle Zeitung oder Zeitschrift?«
    »Gott«, sagt sie. »Das ist schwierig. Hören Sie, geben Sie mir Ihre Nummer, ich rufe Sie zurück.«
    Mich überkommt das grässliche Gefühl, abgewimmelt zu werden.
    Um kurz nach fünf (ein Uhr nachts in Singapur), als die Sonne tief durch die Äste eines fernen Ahorns blitzt, auf die Kätzchen an der Weißbirke nebenan fällt und Millie und ich uns gerade durch eine Schachtel Schokoladenvollkornkekse arbeiten, kommt Caroline Fletcher an die Tür. Ich lasse sie herein und drücke mich dabei an die Wand, um nicht gesehen zu werden. »Tiere!«, sagt sie, dann dreht sie sich um und faucht über die Schulter: »Gehen Sie weg.« Das Tor scheppert. »Verpisst euch!« Sie trägt Absätze, eine dicke schwarze Strumpfhose und ein rüschenbesetztes Kleid im Matrosenstil. Wenn ich denn je jemandem begegnet bin, den Gok Wans Frühlingstrends nicht die Bohne interessieren, dann wohl ihr.
    Eine Tasse Tee oder Kaffee oder etwas Stärkeres lehnt sie ab – sie will sich nicht lange aufhalten. Sie hat mir mein Handy gebracht. Es ist in Plastikfolie eingewickelt, wie eine Miniaturversion eines Gepäckstücks, wie man sie schon mal bei Langstreckenflügen sieht. Sie reicht es mir und verdreht dabei die Augen. Ein roter schuppiger Ausschlag hat sich auf ihre Lider gelegt; sie sieht müde aus. »Beweismittel«, sagt sie. »Hätte er wohl gern. Egal, wir haben es wieder. Irgendwas Neues bezüglich Ihres Alibis?«
    »Mein Alibi?« Ich drücke das Handy an die Brust, als wäre es ein Stück der Reliquie des Kreuzes Christi.
    »Für die Pizza-und-Wein-Quittung? Am achten Februar? Früher Abend, ich glaube, sieben Uhr?«
    »Das habe ich völlig vergessen.«
    Sie wartet in der Küche, während ich meinen Kalender suche. Ich finde das Datum. Es wäre toll gewesen, auf einen Beweis zu stoßen, dass ich tatsächlich in Honolulu war. Oder auch nur für ein spätes Produktionstreffen, ein Glas mit Freunden, irgendetwas. Am Tag vorher, am Dienstag, hatte ich ein Treffen des Lehrer-Eltern-Ausschusses in Millies Schule. Doch am Mittwoch steht kein Termin drin, gar nichts, was meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen könnte. Millie hatte zusätzlichen Sportunterricht, also waren sie und Marta noch nicht da. Philip kommt nie vor acht nach Hause. Aber sonst nichts. Nur ein leeres Kästchen.
    »Ich habe nichts notiert«, sage ich.
    »Können Sie sich erinnern, ob Sie irgendetwas gemacht haben, was Sie nicht aufgeschrieben haben?«
    »Wahrscheinlich bin ich laufen gegangen oder habe gebadet oder das Abendessen zubereitet. Das kommt mir schrecklich unfair vor.« Ich hebe die Hände. »Das ist ewig her. Werde ich jetzt dafür bestraft, dass ich ein schlechtes Erinnerungsvermögen habe? Passiert Menschen so was?«
    »Perivale sagt, er will Sie sehen. Er meldet sich in den nächsten ein oder zwei Tagen.«
    »Ist er noch auf der Straße?«
    »Nein«, sagt sie langsam. »Als ich gerade mit ihm gesprochen habe, unten auf dem Revier, hat er mich gebeten, Ihnen auszurichten, nirgendwo hinzugehen.«
    »Dann ist er auf dem Revier?« Habe ich mir nur eingebildet, er wäre draußen?
    »Ja. Ich hatte den Eindruck, dass ihm langsam die Ideen ausgehen, aber er besitzt Ausdauer, das muss ich ihm lassen. Er scheint kein Interesse zu haben, nach einem Motiv zu suchen oder anderen Spuren nachzugehen. Ich weiß nicht, was Sie gemacht haben, um ihn so zu erzürnen, aber er ist wie besessen von Ihnen. Er lässt nicht locker. Er ist wie ein Hund mit einem Knochen.«
    »Jemand hat die arme Frau umgebracht«, erwidere ich.
    »Sei’s drum. Ich

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