Ich bleib so scheiße, wie ich bin
nach den Erfolg nicht verdient.
Wussten Sie übrigens, dass der Versuch, seine Gedanken zu kontrollieren, wahnsinnig machen kann? Im besten Falle aber macht er unglücklich und arm.
Die US-Journalistin Barbara Ehrenreich hat ein ganzes Buch über die negativen Folgen des positiven Denkens mit dem Titel Smile or Die geschrieben. Am Beispiel der Krankheit Brustkrebs erläutert sie, wie Tausende von Frauen versuchen, die oft tödliche Krankheit durch positive Gedanken zu besiegen. Als wäre ihr Schicksal nicht schon Unglück genug, vergrößern sie also ihr Leid, indem sie sich dafür verantwortlich machen. In Internetforen klagen sie sich an, weil es ihnen nicht gelingt, durch Gedankenkraft den Tumor in ihrer Brust und die Metastasen in ihrer Lunge zu verkleinern. Doch wer Todesangst hat, kann sich keine hellen und hoffnungsvollen Gedanken machen, das liegt in der Natur der Sache. Wer es trotzdem versucht, wird noch verzweifelter werden, als er es ohnehin schon ist.
Es gibt ein einfaches Experiment, mit dem Sie erleben können, wie der Versuch, positiv zu denken, genau das Gegenteil von dem bewirkt, was man sich allgemein davon verspricht:
Joanne Wood von der kanadischen University of Waterloo berichtete, dass Probanden mit gering ausgeprägtem Selbstbewusstsein allein durch das Aufsagen allgemein positiv konnotierter Sätze ihre Stimmung, ihren Optimismus und ihre Bereitschaft an Aktivitäten teilzunehmen, messbar verschlechterten.
Sie können nicht einmal positiv denken?
Sie sind wirklich zu nichts nutze!
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Positives Denken ist, als versuche man, nicht an den rosa Elefanten zu denken, nur um sich anschließend schuldig zu fühlen, weil man es doch tut. Das Blöde ist: Ist der Elefant erst einmal im Kopf, geht er so schnell nicht wieder heraus. Nun müssen Sie sich noch davon überzeugen, dass der rosa Elefant in Ihrem Kopf schuld daran ist, dass Sie sich vor ein paar Wochen den Fuß gebrochen haben, dass Sie nicht den Partner haben, den Sie sich wünschen, und nicht so viel Geld verdienen, wie Sie gerne würden. Wenn Ihnen das gelungen ist, dann sind Sie Experte im positiven Denken.
In allen drei Stadien der Selbstverbesserung ist also das Scheitern vorprogrammiert. Oft mündet die Selbstoptimierung in dem Versuch, die gewünschte Verbesserung durch magische Praktiken herbeizuzaubern.
Noch während man im dritten Stadium steckt, also versucht, durch reine Gedankenkraft das Lebensglück anzuziehen, beginnt die Spirale der Selbstverbesserung wieder von vorn. Sie läuft jetzt parallel.
Denn natürlich ist kein Mensch so naiv zu glauben, dass es ausreicht, sich den Traumjob vorzustellen, um ihn – ohne sich zu bewerben – tatsächlich zu bekommen. Oder dass der Traumpartner nach intensivsten Tagträumen einfach zum berühmten Fenster hereinfliegt. Man zerlegt daher das große Ziel, zum Beispiel das Finden des Traumpartners, wieder in kleinere Schritte wie »Abnehmen«, »mehr Sport machen«, »Schüchternheit abbauen«, »nicht mehr so viele Abende fernsehen, sondern ausgehen« und so weiter – und landet dort, wo man mit der Selbstverbesserung angefangen hat.
Der italienische Schriftsteller Italo Svevo, ein profunder Kenner der absurden Pirouetten, die man bei der Selbstverbesserung drehen kann, stellte fest, dass man nicht durchs Leben geht, sondern eher stolpert. Der gerade Lebensweg, den man aufrecht und mit gutem Gewissen in stiller Würde entlangschreitet, existiert nicht. Oder nur für wenige.
»Das Leben verträgt keine Behandlungen.« Diesen Satz legte Italo Svevo seinem berühmten Helden Zeno Cosini in den Mund. Zeno Cosini ist ein Triester Kaufmann, der ein Leben lang gegen seine Nikotinsucht kämpft und in diesem Punkt viele Ähnlichkeiten mit meinem Vater hat. Wie mein Vater schafft es Zeno natürlich nie, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber eines hat Zeno Cosini nach einem Leben voller Rückschläge und Selbstzweifel herausgefunden: »Das Leben ist eine Krankheit, kennt tägliche Besserungen und Verschlechterungen, aber im Gegensatz zu anderen Krankheiten ist das Leben nicht heilbar, es endet immer tödlich.«
FOLGENDE FRAGEN KÖNNEN SIE FÜR SICH BEANTWORTEN, WENN SIE WOLLEN.
Denken Sie bei jeder Flasche Wein, die Sie leertrinken,
dass Sie einen schwachen Charakter haben? Ja
Glauben Sie, dass andere Menschen disziplinierter und
optimistischer sind als Sie? Ja
Haben Sie ein oder mehrere Bücher gelesen, in denen
as positive Denken empfohlen wird? Ja
Haben Sie das Gefühl, dass sich nach
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