Ich blogg dich weg!
passiert sein? Musste er sich denn wirklich jeden Tag melden?
Ich biss krachend in das Knoblauchbaguette und kaute lange.
„Lecker“, sagte ich und tat mir Salat auf. „Ich schick ihm gleich mal eine Mail.“
„Vergiss es aber nicht wieder“, sagte meine Mutter.
Nach dem Essen holte ich erst mal meinen Bikini vom Wäscheständer auf dem Balkon und zog ihn an. Ich streifte mir gerade mein T-Shirt über, da rief meine Mutter von unten, ich solle Noah doch bitte endlich die Mail schreiben.
Grummelnd öffnete ich mein Mailprogramm und sah mir meine Post an. Nichts Besonderes, dachte ich zuerst, nur der Rundbrief der Schülerzeitung und ein bisschen Reklame.
Da war allerdings noch etwas von einem Stüpp7, was nicht nach Werbung aussah. „Schlagzeuger?“, stand im Betreff. Anscheinend würde Marek doch noch Konkurrenz bekommen.
„Julie, du bist eine eingebildete Sumpfkuh. Das denken alle über dich!“, schrieb Stüpp7. Sonst nichts, keine Unterschrift, kein weiterer Satz, gar nichts.
Ich blieb einen Moment sitzen und kam mir komisch vor, irgendwie nackt, weil ich nur meine Bikinihose und ein T-Shirt trug. Dann bekam ich eine richtige Wut, eine Scheißwut! Das war ja wohl das Letzte! Sich einen komischen Namen ausdenken und mir dann so eine Mail schicken.
Ich klickte auf „Antworten“ und schrieb: „Feige! Das ist, was ich über dich denke!“
Ich zog meine helle Leinenhose an und schaute auf den Satz, der mir vom Bildschirm entgegenleuchtete. Dann unterschrieb ich mit meinem vollen Namen und schickte die Mail zurück.
Was sollte das? Mir fiel der lange Blick von Lisa wieder ein. Hatte sie etwas damit zu tun?
Oder steckten Conrad und Theo dahinter, über die Jasmina und ich heute gekichert hatten? Aber ich konnte mir nicht richtig vorstellen, wie sich einer der beiden eine Adresse eingerichtet und mir diese Mail geschickt hatte. Die Mail war gestern Abend gegen elf Uhr versendet worden.
Während ich noch grübelte, bekam ich schon die nächste Mail von Stüpp7.
„Mir egal, was du denkst. Arrogante Kuh, wart’s ab!“, stand da.
Ich schloss mein Mailprogramm, schnappte mir mein Handtuch und lief die Treppe hinunter, dabei nahm ich den Schirmständer mit. Ich trat dagegen und dann noch einmal, bis mir einfiel, dass meine Mutter in der Küche herumhantierte und gleich fragen würde, was das denn jetzt sollte.
Im Grunde konnte es mir doch egal sein, wer es nötig hatte, mich anonym zu beleidigen. Wer mir so etwas nicht mal ins Gesicht sagen konnte … Und außerdem stimmte das auch gar nicht. Niemand hielt mich für eingebildet, in meiner Klasse nicht, im ganzen Bertha-von-Suttner-Gymnasium nicht, und außerdem hatte ich Freunde und eine nette Familie, und die waren ehrlich zu mir und würden mir schon sagen, wenn ihnen etwas an mir nicht passte.
„Hast du Noah geschrieben?“, fragte meine Mutter mich.
„Hm“, machte ich nur.
„Dann tu’s bitte jetzt, ja?“
„Kannst du das nicht selbst machen?“
„Da antwortet er doch nicht, wenn ihm seine Mutter schreibt.“ Sandra lachte ein bisschen gequält und betonte das Wort Mutter ganz besonders.
„Jasmina wartet bestimmt schon!“, grummelte ich. Aber ich ging wieder nach oben, öffnete meine Mails und schrieb einen kurzen Text an Noah, dass er sich gefälligst melden solle.
Dann überprüfte ich noch einmal, ob Stüpp7 mir etwas geschrieben hatte. Es war jedoch nichts Neues da.
Aber den ganzen Tag, während Jasmina und ich im kalten Wasser des Waldsees schwammen und später auf unseren Handtüchern lagen und uns bemühten, Englischvokabeln zu lernen, musste ich immer wieder an diese Mails denken.
Ich hätte sie löschen sollen, dachte ich und machte einen kräftigen Schwimmzug. Ich schaue sie mir heute Abend noch mal an und dann lösche ich sie.
Später, als ich in der Sonne lag, dachte ich, ich müsse sie irgendwo abspeichern oder ausdrucken. In meinem Posteingang sollten sie nicht bleiben, dachte ich.
„Stimmt was nicht?“, fragte Jasmina, die mich auf der Decke die Englischvokabeln abfragte. Ich konnte mir keine einzige merken.
„Nein“, sagte ich. „Alles wie immer.“
„Okay“, machte sie und fragte dann: „Consciousness?“
„Ach, keine Ahnung! Hast du eben schon mal gefragt!“
„Bewusstsein “, sagte Jasmina.
„Mir egal.“ Ich legte mich auf den Rücken und schloss die Augen. Die Sonne brannte mir ins Gesicht. Bewusstsein, Bewusstsein … aber ich konnte mir das englische Wort nicht merken.
„Ich hab mit
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