Ich blogg dich weg!
verständnislos.
„Ach, komm. Sie muss doch wissen, was über sie getratscht wird. Und außerdem … nächstes Jahr spielt sowieso Noah wieder mit.“
„Gib ihr doch einfach eine Chance, Mama! So schlimm kann es doch nicht sein.“
„Nein.“
Meine Mutter blieb bei ihrem Nein und meinen Vater wollte ich nicht fragen, als er abends nach Hause kam.
Als wir am nächsten Morgen unten an der Bundesstraße auf den Schulbus warteten, erzählte ich Jasmina von meinen sturen Eltern. Ich hatte erwartet, dass Jasmina empört sein würde.
„Ist doch nur für ein Jahr … Und außerdem passt Lisa ja auch nicht so besonders, oder?“, meinte Jasmina nur.
Lisa, die mit demselben Bus fahren musste, war noch nicht aufgetaucht.
„Aber du warst doch auch für Lisa!“
„Im Vergleich zu den anderen war sie ja auch die Beste. Aber …“ Jasmina zuckte mit den Schultern.
„Was?“, fragte ich.
„Stell sie dir doch mal vor, wenn wir auf dem Schulfest spielen. Wie hat deine Mutter sie genannt? Geschminkte Fledermaus?“ Sie blickte den schmalen Weg hoch und mein Blick folgte ihrem. „Das passt zu ihr.“
„Hm.“
„Und außerdem sieht sie wirklich ein bisschen nach …“ Jasmina deutete mit ihrem Kinn an, dass ich mir Lisa nur mal ansehen müsste. „Drogen oder nicht, die hat sie doch nicht mehr alle!“
Lisa trabte den Weg zwischen den hohen Tannen hinunter. Sie trug einen langen schwarzen Spitzenunterrock und darüber eine blutrote Lackkorsage. Ihre langen Haare hatte sie hochgesteckt und mit einigen knallroten Hibiskusblüten aus Plastik verziert. Ihr Lidstrich reichte bis zu ihren Schläfen.
Lisa verzog das Gesicht zu einem schwachen Grinsen, so als wolle sie mich damit grüßen, und tastete gleichzeitig nach den Blüten in ihrem Haar.
„Okay“, sagte ich. „Dann bringe ich es hinter mich.“
Ich ging Lisa ein paar Schritte entgegen und spürte, wie das Lächeln, das ich auf den Lippen trug, unecht wurde. Als ich vor Lisa stand, war es nur noch eine Grimasse.
„Stimmt was nicht?“, fragte sie misstrauisch.
„Meine Mutter …“, begann ich und wurde rot. Ich hatte Sandra gar nicht vorschieben wollen. „Also, wir haben uns noch mal unterhalten und …“ Ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen sollte.
Lisa sagte ihrerseits nichts, aber ich konnte sehen, dass sie wusste, was ich ihr sagen wollte. Ihre Augen unter den schweren Lidstrichen wurden ganz schmal.
„Deine Mutter?“, fragte Lisa. In ihrer Stimme meinte ich zu hören, dass sie ahnte, was jetzt kam.
„Na ja, ja, also, meine Mutter …“
„Ja?“, fragte Lisa.
Ich muss es einfach aussprechen, dachte ich. Die Wörter waren wie vorgeformt in meinem Mund, aber ich brachte sie nicht heraus.
„Ja?“, fragte Lisa noch einmal. Sie wollte es in jedem Fall von mir hören. Sie ließ mich einfach nicht vom Haken.
„Wir suchen lieber einen anderen Schlagzeuger, haben wir uns überlegt.“ Wie leise meine Stimme war. Lisa hatte mich trotzdem verstanden.
Sie fragte nicht, warum. Sie sagte überhaupt nichts, sondern sah mich nur immer weiter an.
SEBASTIAN
Vielleicht stimmte ja, was Marek erzählte, und er war wirklich nach der Schule oben am Waldsee schwimmen gewesen und klingelte einfach mal so bei uns. Aber er war kein Freund von mir und wir hatten in der sechsten Klasse zum letzten Mal zusammen Fußball gespielt.
„Und?“, fragte er dann auch ziemlich direkt. „Habt ihr schon das Demo für meinen Vater zusammen?“
Jasmina kam aus dem Garten. Sie trug nur ihren Bikini, denn sie hatte sich gesonnt. Ihre Haut schimmerte dunkel im dämmrigen Wohnzimmer. Sie ging hoch in ihr Zimmer, wahrscheinlich, um sich etwas anzuziehen. Marek sah ihr lange nach und plötzlich hatte ich das Gefühl, als wäre er nicht nur wegen des Schlagzeugspielens gekommen.
„Also, ihr sucht ja immer noch einen Drummer …“ Das war eine Frage.
„Stimmt“, sagte Jasmina hinter mir. „Mit der geschminkten Fledermaus klappt es nicht.“ Sie trug jetzt ihren neuen Sommerrock und ein rosa Top. Darunter waren die Träger ihres Bikinis zu sehen.
Julie hatte Lisa schon vor ein paar Tagen abgesagt und es hatte sich danach niemand mehr gemeldet.
„War ich denn wirklich so grottenschlecht?“, fragte Marek. Er selbst schätzte sich anscheinend nicht so ein.
„Nein, gar nicht“, sagte Jasmina.
„Und warum nehmt ihr mich nicht?“, fragte Marek. Er räusperte sich und schaute auf die Wand gegenüber. Dann sah er wieder Jasmina an und seine großen
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