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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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Ben Schluss gemacht“, sagte Jasmina plötzlich.
    Ich machte die Augen auf. Als ich Jasmina ansah, tanzten dunkle Flecken vor meinen Augen.
    „Aber warum das denn?“, fragte ich.
    Jasmina zuckte mit den Schultern.
    „Hat er irgendwas …“
    „Ich will nicht darüber reden“, schnitt sie mir das Wort ab. „Ist egal. Das ging einfach nicht gut.“
    Abends fuhren wir mit den Rädern zurück in die Förstersiedlung, ohne über irgendetwas geredet zu haben.
    Wenn ich jetzt über alles nachdenke, was später passiert ist, dann kehre ich immer wieder an diesen Nachmittag zurück, als wir nur schwimmen gingen und ich mich bemühte, Vokabeln zu lernen. Hätte ich an diesem Nachmittag etwas anders machen sollen? Das überlege ich mir immer wieder. Oder an einem der anderen Nachmittage. Doch die Tage nach diesem Tag, also dem Tag, als mir der Stüpp zum ersten Mal schrieb, zerfielen in zwei Teile, einer war durchflutet von hellem Sonnenlicht, und ich saß vormittags in der Schule und schwamm nachmittags im See. Es war ungewöhnlich heiß für September. Ich fühlte mich wohl.
    Aber abends, wenn es kühler wurde, kam der zweite Teil des Tages. Dann schaltete ich meinen Computer an und las nach dem Skypen mit Noah meine Mails. Manchmal war eine von Stüpp7 dabei, manchmal nicht. Manchmal wiederholte sich die Mail nur, so als sei sie kopiert worden. Manchmal wurden die Ausdrücke, die Stüpp7 mir schickte, schlimmer: eingebildete Schlampe, Angeberin, hässliche Kuh. So beschimpfte er mich, und ich las es, ohne ihm zu antworten. Was hätte ich auch schreiben sollen? Aber ich las alles. Dann nagte etwas in meinem Hals, so als hätte ich ein stechendes Insekt in der Kehle, und dieses Gefühl ging auch nicht weg, wenn ich im Bett lag und darüber nachdachte, wer dieser Stüpp7 war. Und, fast noch schlimmer, ob er mit seiner Meinung über mich vielleicht recht hatte.
    JASMINA
    Die letzten heißen Nachmittage dieses Spätsommers verbrachten Julie und ich meistens oben am Waldsee. Im letzten Jahr waren Lisa und ihre Mutter öfter hier gewesen. Die Mutter hatte sich oben ohne gesonnt und Lisa hatte – wie immer ganz in Schwarz – peinlich berührt danebengesessen. Einmal hatte ihre Mutter uns fotografiert und wollte selbst auch fotografiert werden. Ohne Oberteil. Lisa war sauer geworden und wütend zu dem alten Forsthaus zurückgestapft. Aber meistens lagen wir einfach nur in der Sonne. Sie hatten uns Pfirsiche und Kirschen angeboten, die sie von den alten Bäumen am Forsthaus gepflückt und in einer weißen Plastiktüte mitgebracht hatten. Das Obst war warm und deshalb ein bisschen eklig gewesen.
    In diesem Jahr waren aber weder Mutter noch Tochter aufgetaucht und auch der Fluch verschonte uns mit seiner Anwesenheit.
    Ich lag in der Sonne, hoffte, dass sie mir diese blöden Pickel, die ich immer auf der Stirn bekam, wegbrannte, und träumte vor mich hin.
    Julie trainierte ihren schlanken Körper, indem sie in dem kalten Wasser hin und her schwamm.
    Ich dagegen fühlte mich in der Hitze zu faul dazu und so einen festen mageren Körper wie Julie würde ich sowieso nie bekommen. Ich hielt die Augen geschlossen, und wenn ich sie doch einmal öffnete, betrachtete ich die Sonnenflecken auf dem Buchenlaub über mir.
    „Puh!“, sagte Julie. Endlich war sie mit ihren Trainingsrunden fertig. Sie wrang sich die langen Haare mit ihrem Handtuch aus. Sie setzte sich neben mich und trocknete ihre langen braun gebrannten Beine ab. „Mit Marek klappt es besser, als ich gedacht habe.“
    „Hm, ja.“ Ich ließ die Augen geschlossen. Wir hatten letzte Woche die erste Probe mit Marek gehabt, und ich als Bassistin fand es irritierend, dass ich ihn rhythmisch führen musste. Mit Noah war es immer umgekehrt gewesen.
    „Vielleicht hatte meine Mutter doch recht“, sagte Julie. Sie klang nachdenklich und ich schlug die Augen auf.
    „Was meinst du?“, fragte ich irritiert. „Wegen Lisa? Ist was passiert?“
    „Sie schickt mir Mails“, sagte Julie, so als erkläre das alles. „Also, ich weiß nicht mal genau, ob es Lisa ist, denn der Absender ist … quasi anonym.“
    „Was für Mails?“, fragte ich.
    Julie schwieg und blickte auf den See hinaus. Die Oberfläche war glatt und in der Mitte, dort wo er angeblich über dreißig Meter tief war, spiegelte sich der blaue Himmel. Früher hatte es hier einen Steinbruch gegeben, doch nach seiner Stilllegung war er geflutet worden.
    Julie nahm einen großen Stein, wog ihn in der Hand, und dann

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