Ich blogg dich weg!
darauf sagen sollte. Ich scrollte weiter durch die geposteten Kommentare.
„Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie das für sie ist, wenn sie dieses ganze Zeug liest?“, fragte ich. „Stell dir doch mal vor, wie es dir damit gehen würde.“
„Ja, wahrscheinlich nicht so gut“, lenkte Ela ein. Ihre Stimme war wieder so, wie ich sie kannte, und ich dachte daran, wie groß und dunkel ihre Augen sein konnten, wie weich ihre Lippen.
„Dann nimm den Kommentar raus!“
Ela sagte erst mal nichts.
„Als …“ Ich holte tief Luft und dann würgte ich das Wort heraus: „Liebesbeweis.“
Ela schwieg noch immer. Eigentlich waren wir noch nicht so weit in unserer Beziehung, um über Liebe und so etwas zu reden. Aber trotzdem! Ich konnte nicht mit einer zusammen sein, die so gemeine Kommentare in ein gefaktes Profil schrieb. Und ich wollte mit Ela zusammen sein, das spürte ich deutlich.
„Ich nehme meinen Kommentar raus.“ Elas Stimme war ganz ernst.
„Echt?“, stotterte ich. Sollte ich ihr jetzt sagen, wie viel das mir bedeutete? Ich ließ es und kam mir feige vor.
Ela lachte. Vielleicht hatte sie mich auch so verstanden.
„Bist du hässlich! Dein Arsch ist so platt! Bügelst du den?“
belle1203
JULIE
„Das ist jedenfalls höchst unprofessionell.“ Marek schüttelte den Kopf über mich. Er tat so, als spreche er damit eine große Wahrheit aus. „Wie kannst du so was ins Netz stellen?“
Eigentlich wollten wir die weiteren Auftritte von Jase Noju planen.
„Hä?“, machte ich. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dieses Profil selbst … Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben!“
„Viele tun’s. Weißt du, wie viele Freunde dieses Profil inzwischen hat? Und hast du die Kommentare gelesen?“
Natürlich hatte ich das, aber ich brachte es nicht fertig, das zu sagen. Mein Hals war zugeschwollen, so als hätten mich dort wieder Insekten gestochen.
„Aber wenn du es nicht ins Netz gestellt hast, dann muss es ja jemand sein, der dich ziemlich gut kennt“, sagte Marek dann nachdenklich.
„Sehr gut, Sherlock!“, sagte ich mit gequetschter Stimme.
„Wer könnte das denn sein?“, forschte Marek weiter. „Hast du einen Verdacht?“
„Das habe ich mich auch schon gefragt“, meinte Sebastian.
Natürlich wusste ich sogar ziemlich sicher, wer hinter diesem Fake-Profil steckte. Die Bilder von mir im Bikini hatten mich darauf gebracht. Und irgendwie war ich mir auch sicher, dass eine Sagengestalt wie ein Stüpp gut zu einer geschminkten Fledermaus passte. Werwölfe, Vampire! Ich war sicher, dass Lisa auf diesen Kram stand. Stüpp7 hatte sich allerdings nicht mehr bei mir gemeldet.
„Du musst jedenfalls etwas unternehmen. Kontaktier doch den Provider und fordere ihn auf, dieses gefakte Profil zu löschen“, schlug Sebastian vor.
„Ja“, presste ich hervor. Meine Stimme klang leise und rau. „Das könnte ich tun.“
„Das musst du! Schon wegen der Band!“, sagte Marek.
„Ja“, sagte ich noch mal. „Ich mach’s ja!“
„Sei doch nicht so empfindlich!“, sagte Marek. „Du gehst einfach in den Hilfebereich und meldest einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen.“
„Jetzt lass sie doch mal in Ruhe!“, sagte Jasmina. Sie spielte die ganze Zeit mit den Kabeln ihres Basses herum. Jasmina war die Einzige, die mich weinend gesehen hatte. Vorgestern. Wir waren in der Mädchentoilette gewesen, sie hatte die Mindmap gesehen und mich in den Arm genommen. Dann hatten wir versucht, es wegzuwaschen, aber das hatte mit der Seife und den Papierhandtüchern nicht besonders gut funktioniert. Es war eher peinlich, dass man jetzt sah, wie ich versucht hatte, diese Mindmap zu beseitigen.
„Ich bin nicht doof, ja?“, erwiderte ich Marek. Das Schlimme war aber, dass ich wohl tatsächlich ziemlich doof war. Seit einer Woche war das gefakte Profil im Netz und ich war nicht darauf gekommen, mich an den Provider zu wenden.
„Und jetzt lasst uns noch mal die Setlist besprechen!“
„Okay.“ Sebastian schaute mich an und mir wurde ganz warm davon. „Reden wir über die Setlist.“
Als wir endlich den Probekeller verließen, waren meine Gedanken immer noch bei Lisa und je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich, dass sie dahintersteckte. Ich würde etwas dagegen unternehmen.
Als die anderen von Jase Noju die Kellertreppe hinaufgingen, blieb ich noch einen Moment sitzen. Die Fotos, damit hatte Lisa sich verraten. Die hatte ihre Mutter geschossen.
Ich schnappte
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