Ich blogg dich weg!
Tipps, wie man damit umgehen sollte. Ich hatte das selbst gestern Abend ausprobiert. Anscheinend war ich damit weiter als Julie.
Und Jasmina? Ich mochte sie wirklich sehr, aber musste sie sich –
Anscheinend hatte das Mädchen, es hieß Mia, etwas zu mir gesagt und unterbrach damit meinen Gedankengang.
„Was?“, fragte ich ohne großes Interesse.
„Wann können wir deine Band denn mal hören?“ Sie sah nicht so aus, als würde sie das interessieren. Wahrscheinlich sagte sie das nur, um sich bei meinem Vater einzuschleimen.
„Läuft nicht so gut“, sagte ich. „Unsere Sängerin wird gerade im Internet gemobbt.“
„Aber das ist ja furchtbar!“, sagte Mia sofort und riss die Augen weit auf. Anscheinend meinte sie, so besonders anteilnehmend auszusehen.
„Na ja“, meinte ich.
„Ist schlimm, was heutzutage zwischen Jugendlichen so abläuft“, sagte sie.
Hallo? Sie war doch selbst nicht viel älter als ich! Keines von Vaters Mädchen war das. Seit meine Mutter abgehauen war, hingen die hier ständig rum und waren ziemlich überfordert damit, dass ich auch hier wohnte.
Aber das war mir egal. Das ist, glaube ich, die größte Stärke, die ich habe. Das meiste konnte einem egal sein. Es kam darauf an, sich ein dickes Fell wachsen zu lassen. Meins war meistens so dick, dass man einen neuseeländischen Schafscherer mit Muskeln wie Baumstämmen bräuchte, um es mir abzuziehen.
Früher hatte meine Mutter mich immer ihr kleines Sensibelchen genannt, wenn ich mit aufgeschlagenem Ellenbogen, Tränen und Rotz im Gesicht zu ihr gekommen war. Sie hatte mich weggeschoben. Da hatte ich immer gedacht, das sei herzlos von ihr. Aber das stimmte gar nicht, sie hatte mich nur warnen wollen.
Nur vor Jasmina und dem Scheißgefühl, das ich immer hatte, wenn ich sie sah, davor hatte sie mich nicht gewarnt. Das ging mir durch das dick gewachsene Fell.
Aber eigentlich hatte meine Mutter recht gehabt. Ich musste mir Julie ansehen. Überall beliebt, diese großartige Stimme und schön war sie ja auch. Und jetzt? Da, wo ich ein Fell hatte, war bei ihr nur Haut.
„Habt ihr auch Halbfettbutter?“, fragte Mia in meine Gedanken.
„Glaub schon.“
Ich musste es ihr nicht schwerer machen, als es vermutlich sowieso schon war, deshalb ging ich zum Kühlschrank und suchte die lächerliche Diätbutter.
ELA
Isabelle, Alina und ich hatten an diesem Nachmittag ein Treffen unserer AG Fashion & Style . Wir waren vor einem Jahr darauf gekommen, als wir eine Modenschau für das Schulfest vorbereiteten, dass wir eigentlich die Möglichkeiten unserer Schule nutzen und uns hier treffen könnten, um neue Dinge zu entwerfen. Die meisten anderen hatten darüber gelacht, aber unsere Kunstlehrerin, Frau Tönnies, fand die AG großartig, und so lernten wir in unserer Freizeit Entwürfe zeichnen, Schnittmuster entwerfen und nähen. Wir alle drei wollten später Modedesign studieren und für die Aufnahmeprüfungen brauchten wir vernünftige Mappen. Aber darum ging es bei diesem Treffen erst mal nicht. Frau Tönnies hatte nämlich heute keine Zeit und sie hatte uns nur den Schlüssel zum Textilraum gegeben. Deshalb unterhielten wir uns auch mehr als wir arbeiteten.
„Jedenfalls habe ich den Kommentar gelöscht, weil Sebastian mich darum gebeten hat. Als Liebesbeweis. Und außerdem denkt Sebastian, dass das neue Profil von Julie sowieso ein Fake ist!“, beendete ich meinen Bericht von meinem Telefonat mit Sebastian.
„Liebesbeweis?“, nahm Alina den Faden auf. „Welche Liebe meint dein Sebastian denn?“
Auch Isabelle grinste spöttisch.
„Was meinst du?“, fragte ich.
„Stell dich nicht dümmer, als du bist! Deinem Sebastian geht es gar nicht so sehr um dich.“ Alina beließ es bei dieser Andeutung. Sie senkte den Kopf und begann, ihre Skizze zu schraffieren.
„Sebastian und Julie?“, fragte ich nach, obwohl ich das ja irgendwie ahnte.
„Na ja, überleg doch mal“, meinte auch Alina. „Die beiden sind doch die ganze Zeit zusammen. Sie kommen zusammen zur Schule, proben ständig in der Band, hängen abends bestimmt auch zusammen ab.“ Sie spitzte ihren Bleistift. Ich sah zu, wie sich die Holzspäne in ihrer hohlen Hand lockten. Dann betrachtete sie die schwarze Spitze ihres Stiftes.
„Und Julie ist doch auch ganz schön eifersüchtig auf dich, oder?“, machte Isabelle weiter. „Immer diese Blicke zu Jasmina und wie sie die Augen verdreht.“
„Aber warum ist Sebastian dann mit mir zusammen?“ Ich bemühte
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