Ich brauche dein Lachen

milliardenschwere italienische Tycoon Saverio Lombardi begleitet seine Verlobte auf das Filmfestival von Cannes
    Holly las diese Zeilen immer und immer wieder, dann betrachtete sie das Foto, das Rio und Chrissie Kent zusammen zeigte. Feine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie war so schockiert, dass sie lange Zeit einfach nur dasaß und auf das Foto starrte. Rio war mit Chrissie Kent verlobt gewesen?
    Christabel … natürlich, Christabel. Diese Frau war unglaublich schön, das lange hellblonde Haar fiel ihr kaskadenartig auf die Schultern herab. Sie trug ein gewagtes kirschrotes Satinkleid, das bis zum Oberschenkel geschlitzt war und atemberaubend eng saß. Ihre Beine schienen endlos lang zu sein.
    Holly begann den Artikel zu lesen, blätterte um und sah Christabel auf einem seidengepolsterten Sofa im Stadthaus sitzen, auf dem sie selbst einmal gesessen hatte. Da fiel ihr ein, wie sie für Rio bei der Modenschau posiert, herumgekaspert und so getan hatte, ein Model zu sein. In diesem Augenblick wäre sie am liebsten ohne Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen. Sie fühlte sich gnadenlos gedemütigt.
    Am meisten jedoch schockte sie die Tatsache, dass das Magazin noch nicht so alt war. Noch vor sechs Wochen war Rio verlobt gewesen, gleichzeitig hatte er einer anderen Frau die Ehe versprochen gehabt. Wie ein Bluthund auf der Fährte durchsuchte Holly die übrigen Magazine nach weiteren Informationen. Als sie die gesuchten Fakten schließlich in einem weniger renommierten Heft gefunden hatte, wünschte sie, sie nie gesehen zu haben.
    Die Ausgabe mit der Meldung über die plötzliche Trennung von Rio und Christabel war nur eine Woche nachdem sie Rio kennengelernt hatte erschienen. Sie enthielt außerdem ein kleines, grobkörniges Bild von ihrer Hochzeit und viele Spekulationen über ihre Identität. Da stand sie, auf den Kirchenstufen, mit riesigen, verängstigt blickenden Augen, und hielt sich beinahe verzweifelt an Rio fest. Ihr lockiges Haar stand ihr unordentlich vom Kopf ab. Sie sah zum Fürchten aus. Sie sah aus wie Frankensteins Braut.

8. KAPITEL
    „Du warst so still“, meinte Rio zu Holly in der Limousine, die sie am Flughafen abholte und ins Stadthaus brachte. „Geht’s dir nicht gut?“
    „Doch.“ Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme angespannt, aber da Sarah mit Timothy neben ihnen saß, konnte sie unmöglich mehr dazu äußern.
    Auch als sie schließlich mit Rio allein war, wusste sie noch nicht, was sie ihm sagen sollte. Sie war immer noch viel zu durcheinander und verwirrt. Dass ihre Wut ständig wuchs, half ihr auch nicht gerade. Sie fühlte sich verraten. Ohne die geringste Vorwarnung war ihr Vertrauen in ihre vermeintlich glückliche Ehe tief erschüttert worden. Ihre Beziehung war, wie es schien, auf den sprichwörtlichen Sand gebaut anstatt auf ein festes Fundament.
    Diese Tatsache war schwer zu verkraften. Rio hatte mit ihr geschlafen kurz nachdem seine Beziehung mit einer der schönsten Frauen der Welt gescheitert war. Christabel Kent war eine Ikone, der Traum eines jeden Mannes, aber, was am schlimmsten war, sie stand Rio zehn Mal näher als sie, Holly, es jemals erhoffen durfte: was Aussehen, Bildung und Bedeutung betraf. In der Tat war Christabel genau die Frau, die Männer wie Rio Lombardi heirateten: eine Vorzeigefrau, die selbst berühmt war.
    Der gesunde Menschenverstand sagte Holly, dass Rio sie geheiratet hatte, weil er unter einer gescheiterten Beziehung litt. Und das ist schlecht, dachte sie frustriert.
    Rio konnte nicht klar bei Verstand gewesen sein, als er sie aus einem leidenschaftlichen Impuls heraus in sein Bett geholt hatte. Auch hatte er wohl nicht ernsthaft überlegt, was er tat, als er darauf bestand, dass sie ihn heiraten sollte.
    Erst jetzt fiel Holly wieder Ezio Farrettis prophetische Warnung ein. „Er ist zurzeit nicht ganz bei sich, und Sie möchten doch sicher nicht, dass er Ihre Gefühle verletzt.“ Ezio, der älter und klüger als Holly war und die Situation kannte, hatte die Risikofaktoren gesehen, die im Spiel waren. Hollys Verletzlichkeit, Rios impulsive Veranlagung und seine Nähe waren eine gefährliche Kombination gewesen.
    Immerhin musste Rio einige Zeit mit Christabel zusammen gewesen sein, und das Ende ihrer Beziehung hatte ihn bestimmt furchtbar mitgenommen. Daher auch seine Gereiztheit, sein Bedürfnis nach Ablenkung, seine überraschende Empfänglichkeit für eine jugendliche Rothaarige, die ihre arglose Bewunderung für ihn nicht