Ich. Die Autobiographie
Stavros Niarchos blieb hart. Er vermutete Trunkenheit und schlechte Kinderstube. Aus. Basta. Dabei waren die beiden Teenager einfach zu jung. Was soll's, die Reise ging weiter.
In Palma organisierte ich ein imposantes Dinner zu Ehren von Stavros. Der Besitzer des Restaurants reichte uns das Gästebuch. Ich denke, ich sehe nicht richtig, als es geöffnet vor mir liegt. Eine Seite des Gästebuches war von Ari Onassis und seiner ersten Frau Christine beschrieben. Vor Schreck blätterte ich schnell weiter. Ich wusste, wie starr Stavros, der direkt an meiner Seite saß, in seinen Ansichten, Vorlieben und Aversionen sein konnte. Als ich ihm das Buch reichte, blätterte er wieder zurück, um zu unterschreiben.
Mit einem Blick erfasste er die Signatur seines verhassten Konkurrenten und stieß zornig die Worte heraus: »I’m not eating in the same restaurant, where Onassis eats« – ich esse nicht im selben Restaurant wie Onassis. Und an mich gewandt – wir siezten uns während der Kreuzfahrt »Willst du mich veräppeln?!« Das war kein Spaß. Er stand auf und ging. Nach dem Schreck sind wir anderen später von einem Nachtclub zum nächsten gezogen, bis in die gewohnten frühen Morgenstunden.
Stavros Niarchos füllte beim nächsten Stopp die Bar nicht mehr mit alkoholischen Getränken auf. Ab jetzt herrschte Alkoholverbot auf dem Schiff. 30 Flaschen Martini, 20 Flaschen Wodka, zehn Flaschen Whisky reichten ihm wohl. Und wir reichten ihm wahrscheinlich auch. Philippe wurde oft zu seinem Vater zitiert, um die schlimmsten Wogen zu glätten. Das Boot war nagelneu, als wir es betreten hatten. Er verzieh uns nicht, dass wir es mit unserem Übermut ramponierten.
Während des Sturms war durch unsere betrunkene Unachtsamkeit viel zu Bruch gegangen. Ich flog gegen eine Lampe aus Meißner Porzellan. Kaputt. Die herrlichen Teppiche verdorben durch verschütteten Whisky und Campari. Das Schiff war im Grunde nach wenigen Wochen Ferienfahrt total renovierungsbedürftig. Und die Werft in Bremen weit weg. Nach dem Skandal wegen Daida und Cleo beim Besuch von Juan Carlos wurde Stavros Niarchos um so ungeduldiger mit dem Rest der Gäste. Normalerweise kriegt man nach zwei Wochen auch einen Schiffskoller. Johanna von Wittgenstein reiste in Palma wieder ab. Der Ausflug hatte sich, wie man ihrem plötzlichen Schmuckreichtum ansehen konnte, für sie gelohnt.
Um Niarchos zu beruhigen, rief ich Isabella Necchi an, eine gute Freundin aus vermögender Mailänder Familie, und bat sie einzufliegen, denn Stavros hatte auch für sie viel Sympathie. Sie kam. Unsere nächste Fahrt ging nach Marbella. Zum nächsten Skandal: Abendessen mit der Marbella-Clique, mit den Bismarcks, Sean Connery und Frau, Prinz Alfonso von Hohenlohe. Ganz überraschend kam auch Christine (»Tina«)
Onassis mit ihrer Tochter Christina und blieb für ein paar Tage auf dem Schiff. Darüber ärgerte sich Stavros, weil Christina ihn nervte. Sie hatte Liebeskummer wegen Mick Flick, der nichts von ihr wissen wollte. Um ihn zu gewinnen, hatte sie sich extra ihre pechschwarzen Haare blond färben lassen. Mick liebt nur blonde Frauen. Trotzdem klappte es in Paris nicht, und sie unternahm einen Selbstmordversuch. Deshalb ließ ihre tief besorgte Mutter sie nach Marbella einfliegen. Tina, für Stavros Niarchos eine unvergessene Jugendliebe, wirkte depressiv. Das machte wiederum ihn mehr und mehr nervös. Wovon wir nicht viel bemerkten, wir waren mit unseren Amüsements vollauf beschäftigt.
Elène besitzt eine Villa in Marbella, die wir beide aufsuchten. Dort trafen wir einen Freund von ihr, mit dem wir uns mit einem Pulver berauschten, das ungleich stärker als Kokain war. Wir schnupften keine Straßen, sondern ganze Stadtviertel in unsere Nasen. Nichts konnte uns bremsen. Um 17 Uhr sollten wir für das spätere Abendessen zurück sein. Ein sehr formell gesetztes Dinner. Wir verspäteten uns. Das Zubringerschiff war schon weg, und wir standen auf einsamer Hafenflur. Wir konnten auch nicht anrufen, wir hatten keine Telefonnummer vom Schiff.
Die hütete Stavros Niarchos, damit die Leitung für seine Geschäftsgespräche frei blieb. Elène erinnerte sich an Mijou, eine befreundete Barbesitzerin ganz in der Nähe. Dort tranken wir noch einige Drinks, bis sie für uns ein Boot organisiert hatte. Um 20 Uhr kamen wir endlich aufs Schiff. Elène wieder mit Grünpflanzen. Sie kam mit einem Korb voller Kakteen an, die sie an den Straßenrändern auf dem Weg zum Hafen gepflückt hatte.
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