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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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von ihm im Club Robinson massiert hatten. »Die haben so Tricks, weißt du, die …«
    »Das dürfte knapp werden«, unterbrach ich ihn.
    »Wieso?«
    »Dein Urlaub dauert nur einen halben Tag.«
    »Dann ist es kein Urlaub.«
    »Stell dich nicht so an. Es ist die Türkei. Du hast Sonne, du siehst das Meer. Es ist halt ein … Kurzurlaub.« Ich legte das Ticket auf den wackligen Stehtisch neben die Dose mit den Zuckerpäckchen.
    Reflexartig griff Tichow danach. Ein gutes Zeichen. Natürlich hätte ich ihn besser gefragt, bevor ich gebucht hatte. Doch es war ein Schnäppchen gewesen. Bei meinen Recherchen war ich auf ein letztes 60-Euro-Ticket gestoßen und hatte es auf gut Glück auf seinen Namen gebucht. Bei unseren Operationen wird niemals auf Kosten der Sicherheit gespart. Aber in diesem Fall konnte ich nun großzügiger sein, was die restlichen Auslagen betraf, die ich Tichow erstatten würde. In unserem Business schlagen Ermittlungen im Bereich der organisierten Kriminalität mit allen dazugehörigen operativen Maßnahmen sonst mit ganz anderen Summen zu Buche.
    Der Bundeshaushalt, genau wie jeder Landeshaushalt, hat ein Budget für seinen Geheimdienst, den sogenannten operativen Titel. Wenn die Kassen leer sind, kann nicht mehr ermittelt werden. Von KGB-Kollegen hört man heute noch die alten Geschichten
aus der Zeit, als alle Agenten in ihren Büros blieben, weil nicht mal mehr Geld für Sprit in den Kassen war. Beste Voraussetzungen für Tichow und seinesgleichen! In Deutschland stellt sich die Lage entspannter dar. Seit dem 11. September erst recht: Es wird so viel Geld in die operativen Titel gepumpt, dass ein 60-Euro-Ticket für Tichow allemal drin war. Was ihm natürlich nicht standesgemäß erschien. Er rümpfte die Nase. »Economy!«
    »Sei froh«, tröstete ich ihn, »ist ja auch dein Steuergeld.«
    Natürlich wäre es cleverer gewesen, einen türkischen V-Mann auf die Reise zu schicken, der verstehen konnte, was im Bus gesprochen wurde, und die eine oder andere Information aus seinen Mitreisenden lockte. Normalerweise half mir in einem Bus voller Türken ein Russe nicht weiter. Doch Tichow war die einzige schnell verfügbare Option. Und er war meine Geheimwaffe. Er würde erkennen, was ablief, auch wenn er kein Wort türkisch sprach. Oder doch? Es war kaum vorstellbar, dass er nicht irgendwann einmal eine türkische Freundin gehabt hatte. Abgesehen davon: Es gab keinen Plan C.
     
    Ich bestellte noch zwei Espressi und erklärte Tichow, worauf es mir ankam. »Du fliegst nach Istanbul. Nimmst dir am Flughafen ein Taxi nach Taksim. Da habe ich ein schickes Hotel für dich. Das erste Haus am Platz.« Ich zwinkerte ihm zu.
    »Echt?«, fragte er zweifelnd.
    »Von dort aus fährst du übermorgen mit dem Bus zurück nach München. Die Zeiten habe ich hier.« Ich schob ein Blatt Papier mit den ausgedruckten Verbindungen über den Tisch. »Mit dem Bus sollen Schleusungen im großen Stil laufen. Auf dieser Fahrt sollen mindestens neun Leute illegal nach Deutschland gebracht werden. Halt die Augen offen. Wie läuft es ab an den Grenzen? Wer wird nervös? Wer hat das Sagen? Wer gibt Anweisungen? Wer sind die Illegalen? Wissen die Busfahrer Bescheid? Wer steigt wo
ein und aus? Was fällt dir auf? Achte auf alle Besonderheiten, vor allem an der Grenze bei Passkontrollen. Achte darauf, ob jemand sich aus dem Staub macht, bevor der Bus die deutsche Grenze passiert.«
    »Und wo genau steige ich in den Bus?«, fragte Tichow, wie so oft zuerst einmal an einem Detail interessiert, logischerweise an seinem Startpunkt, von dem er sein Gesamtbild aufzuziehen beabsichtigte.
    Ich bevorzugte einen Zeitraffer und deutete auf das Papier. »Du fährst mit Sarai.«
    Er riss die Augen auf. »Bülent?«
    Ich nickte. Ja, das gefiel mir auch nicht. Aber wie gesagt, wir hatten keine Wahl. Deshalb mussten wir Tichow offen im Bus platzieren. Ich reichte ihm ein Handy. »Du rufst jetzt Bülent an. Sagst ihm, dass du in der Türkei bist und keinen Flieger mehr kriegst. Frag ihn, wann der nächste seiner Busse zurückfährt. Sag ihm, dir ist es egal, ob der Bus voll ist oder nicht, du musst sofort zurück nach München. Sag, dir ist egal, wie er das macht. Verlang einen guten Preis. Und egal, was er sagt, reg dich auf, dass es zu teuer ist.« Ich wusste, dass Tichow solche Spielchen liebte. Da lief er zur Hochform auf. Grinsend griff er nach dem Handy.
     
    Bülent lachte laut, als er hörte, dass Tichow in Istanbul festsaß. Auch ich konnte

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