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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Affäre mit einer Studentin?«
    »Möglich. Sicher weiß ich es nicht. Aber es gab Gerüchte. Wissen Sie, wer Vizepräsident Roy Horduck ist?«
    »Ich habe seinen Namen auf ein paar Gedenktafeln gesehen.«
    »Aaron Kleiner hatte Horduck vorgeworfen, plagiiert zu haben. Es ist nie zu einer Anklage gekommen, aber Horduck war ja als Vizepräsident auch ein sehr einflussreicher Mann. Aaron Kleiner wurde degradiert. Später war er noch in eine Sache verwickelt, in der es um irgendwelche Täuschungsversuche ging.«
    »Ging es um einen Professor?«
    »Nein, natürlich nicht. Kleiner hatte das ein oder zwei Studenten vorgeworfen. An die Details kann ich mich nicht mehr erinnern. Vielleicht war das sein Untergang, ich weiß es nicht. Er fing an zu trinken und wurde immer launischer. In dieser Zeit sind dann auch die Gerüchte aufgekommen.«
    Wieder starrte sie auf das Foto.
    »Also wurde er zum Rücktritt aufgefordert.«
    »Nein«, sagte Mrs Dinsmore.
    »Was dann?«
    »Irgendwann ist seine Frau durch ebendiese Tür gekommen.« Sie deutete hinter sich. Ich wusste, welche Tür sie meinte. Ich war schon tausendmal hindurchgegangen, trotzdem schaute ich hin, als würde Natalies Mutter gleich dort auftauchen. »Sie hat geweint. War vollkommen hysterisch. Ich habe hier gesessen, genau hier, an diesem Schreibtisch …«
    Ihre Worte verloren sich im Raum.
    »Sie wollte Professor Hume sprechen. Er war nicht da, also habe ich ihn angerufen. Er ist sofort gekommen. Sie erzählte ihm, dass Professor Kleiner verschwunden sei.«
    »Verschwunden?«
    »Er hatte seine Sachen gepackt und war mit einer anderen Frau durchgebrannt. Einer früheren Studentin.«
    »Wer war sie?«
    »Ich weiß es nicht. Kleiners Frau war, wie ich schon sagte, vollkommen hysterisch. Es gab damals ja noch keine Handys. Wir hatten keine Möglichkeit, ihn zu kontaktieren. Also haben wir gewartet. Ich weiß noch, dass er an dem Nachmittag ein Seminar gehabt hätte. Er ist nicht mehr aufgetaucht. An dem Tag ist Professor Hume für ihn eingesprungen. Für den Rest des Semesters haben ihn die anderen Professoren dann reihum vertreten. Die Studenten waren wirklich verärgert. Auch Eltern haben angerufen. Professor Hume hat sie beruhigen können, indem er allen eine Eins gegeben hat.« Sie zuckte die Achseln, schob das Jahrbuch wieder zu mir herüber und tat so, als würde sie sich wieder an die Arbeit machen.
    »Das war das Letzte, was wir von ihm gehört haben.«
    Ich schluckte. »Und was ist mit seiner Frau und den Kindern passiert?«
    »Das Gleiche, nehme ich an.«
    »Was soll das heißen?«
    »Als das Semester zu Ende war, sind sie weggezogen. Auch von ihnen habe ich nie wieder etwas gehört. Ich habe immer gehofft, dass alle zusammen an einem anderen College gelandet sind – dass sie die Ehe irgendwie wieder gekittet haben. Aber ich nehme an, dass es nicht so gelaufen ist, oder?«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Und was ist dann mit ihnen passiert?«, fragte Mrs Dinsmore.
    »Das weiß ich nicht.«

ZWANZIG
    W er könnte es wissen?
    Antwort: Natalies Schwester Julie. Am Telefon hatte sie mich auflaufen lassen. Ich fragte mich, ob ich persönlich mehr Glück haben würde.
    Ich ging zurück zu meinem Wagen, als mein Handy klingelte. Ich betrachtete die Nummer im Display. Die Vorwahl lautete 802.
    Vermont.
    Ich nahm ab und meldete mich. »Hallo?«
    »Äh, hi. Sie haben Ihre Visitenkarte im Café hinterlassen.«
    Ich erkannte die Stimme. »Cookie?«
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte sie.
    Mein Griff ums Handy wurde fester: »Ich höre.«
    »Ich bin kein Freund von Telefonaten«, sagte Cookie. Ihre Stimme zitterte. »Können Sie noch mal raufkommen?«
    »Wenn Sie wollen, fahre ich sofort los.«
    Cookie beschrieb den Weg zu ihrem Haus in der Nähe des Cafés. Ich fuhr die 91 nach Norden und versuchte erfolglos, mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Mein Herz wummerte in meiner Brust, scheinbar immer im Rhythmus des Songs, der gerade im Radio lief. Als ich die Staatsgrenze erreichte, war es schon fast Mitternacht. Am frühen Morgen war ich in den Süden geflogen, um mich mit Delia Sanderson zu treffen. Es war ein langer Tag gewesen, und einen Moment lang spürte ich, wie erschöpft ich war. Wieder hatte ich den Moment vor Augen, als ich Natalies Gemälde von der Hütte auf dem Hügel zum ersten Mal sah – und Cookie von hinten an mich herangetreten war und mich gefragt hatte, ob es mir gefiele.
    Warum, fragte ich mich wieder einmal, hatte Cookie so getan, als

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