Ich folge deinem Schatten
dem Buggy genommen habe?«
»Ich habe darüber nachgedacht. Er war damals erst drei. Kein Grund zur Sorge. Man wird annehmen, dass er einiges durcheinanderbringt und einfach nicht mehr weiß, wer ihn damals weggebracht hat. Du weißt, dass Zan gestern verhaftet wurde? Die Polizei glaubt ihr kein Wort.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Ich will, dass es endlich vorbei ist.«
Du machst es mir einfach, dachte er. »Lass nichts von den Sachen zurück, mit denen du dich als Zan verkleidet hast«, sagte er.
»Mach dir mal keine Sorgen. Ist alles schon verpackt. Hast du mein Flugticket?«
»Ja. Du wirst über Atlanta fliegen. Es ist besser, wenn du keinen Direktflug nimmst. Ich gehe nur auf Nummer sicher. Benutze deinen richtigen Namen, wenn du von Atlanta nach Texas fliegst. Ich hab dir den Continental-Flug von LaGuardia nach Atlanta um 10.30 Uhr gebucht. Wenn du deinem Vater das Geld per Post schicken willst, was ich für vernünftig halte, dann hast du noch Zeit dafür. Wir treffen uns auf dem Parkplatz des Holiday Inn am Grand Central Parkway. Ich habe für dich dort ein Zimmer reserviert.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Und wie du schon gesagt hast, wenn wir uns um 23 Uhr treffen, muss ich Matty erst um halb zehn in den Schrank sperren.«
»Genau.« Mit einschmeichelnder Stimme fügte er hinzu: »Gloria, du bist eine hervorragende Schauspielerin. Du siehst nicht nur wie Zan aus, du bewegst dich auch wie sie. Man sieht es auf den Fotos dieses Touristen. Es ist richtig unheimlich. Ich sage dir, die Polizei ist davon überzeugt, dass Zan die Frau auf den Bildern ist.«
»Ja, danke.« Sie legte auf.
Ich habe mir umsonst Sorgen gemacht, dachte er. Sie wird nicht zur Polizei gehen. Erneut griff er zur Zeitung mit Zan auf dem Titelbild. »Ich kann es gar nicht erwarten, deine Miene zu sehen, wenn du morgen erfährst, dass die Immobilienmaklerin und ihr Käufer Brittany und Matthew tot aufgefunden haben«, sagte er laut.
Den neuen Plan in die Tat umzusetzen war nicht schwierig zu bewerkstelligen. Es würde ihn lediglich Geld kosten, Geld, das er gern dafür ausgeben wollte.
Er würde es einfach nicht übers Herz bringen, das Kind selbst zu töten.
71
Es wurde später Vormittag, bis Wally Johnson nach seinem Besuch bei Brittany La Montes Wohnungsgenossinnen wieder an seinen Schreibtisch kam. Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück, blendete das Gemurmel der Gespräche und Telefonate in dem Großraumbüro völlig aus und betrachtete Brittanys Fotos auf dem Abzugsbogen. Sie weist eine leichte Ähnlichkeit mit dieser Moreland auf, dachte er. Angela Anton sagte, La Monte sei eine fantastische Maskenbildnerin. Er hielt den Abzugsbogen neben das Titelfoto der Post, auf dem Alexandra Moreland das Gerichtsgebäude verließ. Die Schlagzeile lautete: »Ich bin es nicht!«, leugnet Zan.
War es tatsächlich möglich, dass sie recht hatte?
Wally schloss die Augen. Andererseits: War Brittany La Monte überhaupt noch am Leben, oder hatte Bartley Longe seine Drohung wahr gemacht? Seit fast zwei Jahren war sie nicht mehr gesehen worden, auch ihre Postkarte könnte eine Fälschung sein.
Die aufgezeichnete Nachricht auf dem Anrufbeantworter reichte aus, um Longe zur Befragung vorzuladen. Aber angenommen … Wally Johnson griff nach dem Telefonhörer und rief Billy Collins an. »Hier ist Wally Johnson, Billy, bist du an deinem Schreibtisch?«
»Auf dem Weg dorthin. Ich war noch beim Zahnarzt. In einer Viertelstunde bin ich da«, antwortete Billy.
»Dann mach mal hin. Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Klar«, sagte Billy, nun doch etwas neugierig geworden.
Nach Zan Morelands Vernehmung war Billy am Vortag direkt zu einer Theateraufführung an der Fordham University auf dem Rose Hill Campus in der Bronx gefahren, wo sein Sohn die Hauptrolle spielte. Und auf dem Heimweg nach Forest Hills hatten er und Eileen im Auto vom Anschlag auf Pater Aiden O’Brien erfahren.
»Schade, dass wir den Fall nicht bekommen, dafür ist ein anderes Revier zuständig«, hatte er Eileen erzählt. »Einen achtundsiebzigjährigen Pater zu erschießen, wenn er die Beichte abnimmt, das ist doch das Hinterhältigste und Infamste, was man sich vorstellen kann. Ich habe im Zusammenhang mit dem Moreland-Fall heute noch mit dem Pater gesprochen. Das Verrückte ist: Pater O’Brien ist vor dem Typen gewarnt worden. Alvirah Meehan, von der ich dir erzählt habe, hat am Montag jemanden in der Kirche bemerkt, der ihr verdächtig vorgekommen ist.
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