Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
überall respektiert wurde. Ethan, dessen Verwandte immer nüchtern, freundlich und anständig waren. Ethans Mutter tauchte nicht plötzlich betrunken im Lebensmittelladen auf und erzählte, dass sie mit den Ehemännern anderer Frauen schlief.
Ethans Vater hatte Liz nie persönlich kennengelernt. Sie hatte ihn nur einmal als Redner bei einer Benefizveranstaltung für die Neugestaltung des Stadtparks erlebt. Er war ernst, aber sehr eloquent gewesen, als er über Pflicht und Verantwortung gesprochen und gesagt hatte, dass jeder einzelne Bürger seinen Beitrag leisten musste. Liz hatte ihn sympathisch gefunden. Gleichzeitig hatte seine Art sie allerdings eingeschüchtert. Nachdem sie ihn gesehen hatte, wusste sie auch, warum Ethan nicht wollte, dass jemand etwas von seiner Beziehung mit ihr erfuhr. Ralph Hendrix wäre damit nicht einverstanden gewesen.
Dann hatte Josh erwähnt, dass er sie beide zusammen gesehen hatte, und ein anderer Freund hatte sie als Schlampe bezeichnet. Ethan hatte nicht nur die Beziehung geleugnet. Er hatte sogar gesagt, so verzweifelt sei er nun auch wieder nicht, dass er jemanden wie sie als Freundin brauchte.
Dadurch, dass sie ihm einen Milchshake über den Kopf geschüttet und ihn dann sitzen gelassen hatte, war die Wunde in ihrem Herzen auch nicht geheilt.
Ich will mich an das alles nicht erinnern, dachte Liz grimmig. Sie wollte nicht hier sein und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Die Leute, die Erinnerungen und das Gefühl, emotional keinen Millimeter weitergekommen zu sein, waren nur ein paar der Gründe, warum sie von Anfang an nicht zurückkommen wollte.
„Dein Verhältnis zu Ethan spielt keine Rolle.” Sie wandte sich von Pia ab. „Mir geht es darum, dass du verdammt noch mal keine Ahnung hast, was meinen Sohn betrifft. Merk dir das.”
„Entschuldige bitte.”
Liz nickte.
„Ich meine es ehrlich. Es tut mir wirklich sehr leid. Ich hätte nichts sagen sollen.”
„Ja, das wäre besser gewesen.” Liz drehte sich wieder zu ihr und versuchte, das Bedauern in Pias Blick zu ignorieren.
Pia machte den Mund auf und wieder zu. „Verzeih mir”, flüsterte sie. Dann ging sie aus der Küche und ließ Liz allein.
Nicht nur das Brummen in Liz’ Kopf sagte ihr, dass es ihr morgen früh nicht besonders gut gehen würde. Das beklemmende Gefühl in ihrer Brust deutete darauf hin, dass ein Kater möglicherweise das Geringste ihrer Probleme sein würde.
Diese verfluchte Stadt, dachte sie, schnappte sich die Teller mit den Keksen und atmete tief durch. Dann kehrte sie zur Party zurück.
Liz wachte mit erträglicheren Kopfschmerzen auf, als sie es eigentlich verdient hätte. Ihr erster Gedanke war, dass sie sich schleunigst einen Plan zurechtlegen musste, wie sie so schnell wie möglich aus Fool’s Gold verschwinden konnte. Das größte Problem war das Haus. Was sollte sie damit tun? Es für die Mädchen zu behalten war eine Möglichkeit. Wenn man es vermietete, hätte man Einkünfte, und der Wert des Hauses würde mit der Zeit steigen. Allerdings wäre dann eine Sanierung notwendig. Wenn man es verkaufte, musste es vorher ebenfalls renoviert werden. Vielleicht wäre es am besten, erst mal mit einem Immobilienmakler zu reden. Dann hatte man zumindest ein paar realistische Zahlen und konnte überlegen, was am sinnvollsten war.
Am liebsten hätte Liz auf der Stelle ihr Auto vollgepackt und die Flucht ergriffen. Doch sie wusste, dass sie das nicht tun konnte. Sie musste an Roys Mädchen denken. Melissa und Abby würden nicht wegziehen wollen. Sie hatten bereits ihren Dad und ihre Stiefmutter verloren. Ihr Zuhause war alles, was ihnen geblieben war.
Aber ich kann nicht hierbleiben, dachte sie verzweifelt. Für sie war Fool’s Gold eine einzige Hölle. Was sollte sie tun? Es hier so lange aushalten, wie sie konnte, und den Mädchen dadurch die Möglichkeit geben, sich an sie und den Gedanken, von hier wegzuziehen, zu gewöhnen?
Eine Entscheidung, die sie ohne eine Tasse Kaffee unmöglich treffen konnte.
Sie ging in die Küche. Melissa telefonierte gerade mit einer Freundin, und Abby war zum Spielen bei den Nachbarn. Tyler war mit seinem Vater unterwegs. Liz nahm das Telefonbuch und rief von ihrem Handy aus ein paar Immobilienbüros an.
Eine Stunde später bestätigten sich ihre Vermutungen. Kein Immobilienbüro würde das Haus übernehmen, ohne es sich vorher anzusehen. Die einhellige Meinung der Makler war jedoch, dass man es renovieren und dann vermieten sollte.
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