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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Ich warte auf den rechten Moment. Ich mache das Spiel mit.
    Warner hat mich nicht mehr gebeten, ihn zu berühren, und ich biete es auch nicht an.
    »Wozu ist das?« Ich beäuge die kleinen Stoffteile in seinen Händen und spüre ein nervöses Zucken im Magen.
    Warner lächelt tückisch. »Ein Begabungstest.« Er fasst mich am Handgelenk und reicht mir das Bündel. »Ich drehe mich um, aber nur dieses eine Mal.«
    Ich bin so nervös, dass ich fast meinen Ekel vergesse.
    Meine Hände zittern, als ich die Sachen anziehe: ein winziges Träger-Top und noch winzigere Shorts. Ich bin so gut wie nackt und krümme mich fast vor Angst bei der Vorstellung, was das bedeuten könnte. Als ich mich leise räuspere, fährt Warner herum.
    Es dauert zu lange, bis er spricht; seine Augen sind damit beschäftigt, über meinen Körper zu wandern. Ich würde am liebsten ein Stück Teppich abreißen und es mir auf die Haut nähen. Warner lächelt und streckt mir die Hand hin.
    Ich bin aus Granit und Kalkstein und Marmorglas. Ich bin bewegungslos.
    Warner lässt die Hand sinken. Legt den Kopf schräg. »Komm mit.«
    Er öffnet die Zimmertür. Adam steht draußen. Er kann seine Gefühle so gut verbergen, dass ich seinen Schock bei meinem Anblick kaum bemerke. Nur seine angespannte Stirn verrät ihn. Er spürt, dass etwas im Argen ist. Wendet sich mir zu, um mich zu mustern. Dann blinzelt er. »Sir?«
    »Bleiben Sie hier, Soldat. Ich übernehme.«
    Adam antwortet nicht antwortet nicht antwortet nicht – »Ja, Sir«, sagt er dann, mit plötzlich heiserer Stimme.
    Ich spüre seinen Blick, als ich den Flur entlanggehe.
    Warner führt mich in einen Gebäudeteil, den ich nicht kenne. Wir gehen durch Gänge, die immer düsterer und enger werden. Dann merke ich, dass wir uns nach unten bewegen.
    In den Keller.
    Wir gehen durch 1, 2, 4 Eisentüren. Soldaten überall, ihre Blicke überall, gezeichnet von Angst und etwas, worüber ich lieber nicht nachdenken möchte. Mir ist nicht entgangen, dass es in diesem Gebäude nur wenige Frauen gibt.
    Hier kann man dankbar sein, dass man unberührbar ist.
    Nur deshalb bin ich geschützt vor den gierigen Augen Hunderter einsamer Männer. Und nur deshalb bleibt Adam in meiner Nähe – weil Warner ihn für eine Art Pappmachéfigur hält. Für eine Maschine, die mit Befehlen und Anweisungen betrieben wird. Er meint, Adam würde mich verunsichern, weil er mich an meine Vergangenheit erinnert. Er käme nie auf die Idee, dass Adam mich berühren kann.
    Niemand würde das glauben. Alle, denen wir begegnen, sind schreckensstarr.
    Die Dunkelheit ist wie schwarze Leinwand, von einem stumpfen Messer durchbohrt. Hie und da ein Lichtstrahl. Das erinnert mich an meine Zelle, und ich bekomme Gänsehaut vor Angst.
    Ich bin von Waffen umgeben.
    »Da hinein«, sagt Warner. Ich werde in einen kleinen Raum geschoben, der leicht modrig riecht. Jemand legt einen Schalter um, und Neonröhren erwachen flackernd und beleuchten fahlgelbe Wände und einen Teppichboden, der so braun ist wie dürres Gras. Hinter mir wird die Tür zugeschlagen.
    Ansonsten gibt es hier nur Spinnweben und einen riesigen Spiegel, der eine halbe Wand einnimmt. Mir ist sofort klar, dass ich von Warner und seinen Komplizen beobachtet werde. Ich verstehe nur nicht, weshalb.
    Überall Geheimnisse.
    Nirgendwo Antworten.
    Mechanisches Klirren/Klacken/Knarren, etwas rumpelt und dröhnt, und der Boden erbebt. Die Decke bewegt sich, und plötzlich schießen Metalldorne aus allen Flächen, verschwinden, tauchen Sekunden später wieder auf, durchbohren die Luft wie Nadeln.
    Mir wird klar, dass ich in einer Folterkammer stehe.
    Aus Lautsprechern, die viel älter sind als mein sterbendes Herz, höre ich Knistern und Rauschen. Ich bin ein Rennpferd, das auf eine falsche Ziellinie zugaloppiert, Schaum vorm Maul, damit jemand kassieren kann.
    »Bist du bereit?« Warners Stimme schallt durch den Raum.
    »Wofür soll ich bereit sein?«, schreie ich ins Leere. Ich bin ganz ruhig. Ich bin ganz ruhig. Ich bin ganz ruhig. Ich bin starr vor Angst.
    »Wir hatten eine Abmachung, weißt du nicht mehr?«, kommt die Antwort von den Wänden.
    »Was –?«
    »Ich habe deine Kameras entfernen lassen. Jetzt bist du dran.«
    »Ich werde Sie nicht berühren!«, schreie ich, drehe mich im Kreis, kopflos, panisch, so schwindlig, als würde ich jeden Moment bewusstlos werden.
    »Macht nichts«, lautet die Antwort. »Ich schicke meinen Stellvertreter.«
    Die Tür geht quietschend auf, und ein

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