Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
elf.«
    Ich grinse. »Also bist du zehn.«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust. Runzelt die Stirn. »In zwei Jahren bin ich zwölf.«
    Ich habe den Jungen schon ins Herz geschlossen.
    Das Notlicht im Panzer geht aus, und einen Moment lang herrscht absolute Dunkelheit. Dann ein leises Klicken, und ein kleiner Lichtkegel erscheint. Adam hat eine Taschenlampe.
    »James? Leuchtest du uns?«
    »Jawoll, Sir!« James flitzt zu Adam, grüßt militärisch und saust dann so schnell davon, dass wir ihm kaum folgen können. Ich muss unwillkürlich grinsen.
    Adams nimmt meine Hand. »Alles okay?«
    Ich drücke seine Finger. »Du hast deinem zehnjährigen Bruder was von magischen Kräften erzählt?«
    Er lacht. »Ich erzähle ihm ziemlich viel.«
    »Adam?«
    »Ja?«
    »Ist dein Haus nicht der erste Ort, an dem Warner nach dir suchen wird? Ist es nicht gefährlich, sich da aufzuhalten?«
    »Wäre es, wenn jemand davon wüsste. Aber offiziell habe ich keinen Wohnort.«
    »Und dein Bruder?«
    »Wäre Warners erstes Opfer. Deshalb ist es gut, wenn ich auf James aufpassen kann. Warner weiß, dass ich einen Bruder habe, aber er weiß nicht, wo er sich aufhält. Und bis er es rauskriegt – was irgendwann passieren wird –, müssen wir uns vorbereiten.«
    »Auf einen Kampf?«
    »Ja. Wir müssen uns verteidigen können.« Ich höre die Entschlossenheit in seiner Stimme und könnte jubeln.
    Ich schließe die Augen. »Gut.«
    »Wo bleibt ihr denn?«, schreit James vor uns.
    Wir eilen ihm nach.
    Die Garage liegt unter einem verlassenen Bürogebäude. Über eine Feuertreppe gelangt man direkt nach oben ins Erdgeschoss.
    James ist so aufgeregt, dass er die Treppe hinaufrast und dann wieder zurückläuft und sich beschwert, dass wir nicht schnell genug sind. Adam packt ihn und hebt ihn lachend vom Boden hoch. »Du wirst dir noch den Hals brechen.«
    James protestiert. Aber ich höre, wie sehr er sich freut, dass sein Bruder wieder da ist.
    Aus weiter Ferne trifft mich ein stechendes Gefühl ins Herz. Es schmerzt auf eine bittersüße Art, die ich nicht deuten kann. Ich fühle mich innerlich ganz warm und zugleich benommen.
    An einer schweren Stahltür gibt Adam auf einer Tastatur einen Zahlencode ein. Man hört ein leises Klicken und ein kurzes Piepen. Adam dreht den Türknauf.
    Der Anblick wirft mich völlig aus der Bahn.

32
    Ein geräumiges Wohnzimmer. Dicker Teppichboden, weiche Sessel, eine lange Couch an der Wand. Grün-, Orange- und Rottöne, Lampen, die ein warmes Licht verströmen. Noch nie habe ich einen Raum erlebt, der so viel Behaglichkeit ausstrahlt. Meine Kindheit war von Kälte und Einsamkeit geprägt. Ich fühle mich sofort so geborgen hier, dass ich regelrecht Angst kriege.
    »Gefällt’s dir?« Adam grinst mich an, sichtlich amüsiert. Es gelingt mir, den Mund wieder zuzuklappen.
    »Es ist wunderschön.« Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gesagt oder nur gedacht habe.
    »Adam hat das alles gemacht«, sagt James stolz. »Für mich.«
    »Ich habe es nicht gemacht «, wehrt Adam lächelnd ab. »Ich hab nur … ein bisschen für Ordnung gesorgt.«
    »Wohnst du ganz alleine hier?«, frage ich James.
    Er steckt die Hände in die Hosentaschen und nickt. »Benny ist oft hier, aber meistens bin ich schon allein. Ich hab trotzdem Glück.«
    Adam stellt unsere Taschen auf die Couch. Streicht sich durch die Haare. Seine Schultern wirken angespannt. Dann atmet er tief aus.
    Ich kenne die Antwort schon, stelle die Frage aber dennoch. »Warum hast du Glück?«
    »Weil mich jemand besuchen kommt. Die anderen Kinder kriegen nie Besuch.«
    Ich hoffe, man sieht mir mein Entsetzen nicht an. »Hier sind noch andere Kinder?«
    James nickt nachdrücklich. »O ja. Die ganze Straße ist voller Kinder. Aber ich bin der Einzige, der ein Zimmer für sich allein hat.« Er macht eine ausladende Armbewegung. »Das gehört alles mir, weil Adam es für mich eingerichtet hat. Alle anderen müssen sich ihr Zimmer teilen. Wir haben auch so eine Art Schule. Und Benny bringt mir Essen. Adam sagt, ich darf mit den anderen Kindern spielen, aber sie nicht mit hier rein nehmen.« James zuckt die Achseln. »Das geht schon klar.«
    Als mir dämmert, was er mir damit sagen will, kommt es mir vor, als ströme Gift durch meinen Körper.
    In dieser Straße leben nur Waisenkinder .
    Ich frage mich, wie ihre Eltern umgekommen sind. Aber eigentlich weiß ich es.
    Als ich mich im Zimmer umschaue, sehe ich eine kleine Mikrowelle auf einem schmalen Kühlschrank, daneben

Weitere Kostenlose Bücher