Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
Mit Komplimenten kann ich nicht umgehen. Ich beiße mir auf die Lippe. »Woher hast du das Tattoo?«
»Das hier?« Er schaut auf seine Arme.
»Nein.« Ich greife nach seinem T-Shirt und ziehe es hoch, aber so ungeschickt, dass er fast aus dem Gleichgewicht gerät. Berühre seine Brust. Den Vogel. »Wo ist das her?«
»Oh.« Er schaut mich an, aber ich kann den Blick nicht von der Schönheit seines Körpers wenden. Seine Cargohose sitzt tief auf den Hüften, und ich merke, dass er seinen Gürtel ausgezogen hat. Ich zwinge mich aufzuschauen. Erlaube meinen Fingern, über seine Bauchmuskeln zu tasten. Er atmet hastig ein. »Ich weiß nicht«, sagt er. »Ich – ich habe immer wieder von diesem weißen Vogel geträumt. Früher gab es Vögel, die flogen, weißt du.«
»Du hast von dem Vogel geträumt?«
»Ja. Ständig.« Er lächelt ein bisschen, atmet aus. »Es war ein schöner Traum. Fühlte sich gut an – hoffnungsvoll. Ich wollte dieses Bild nicht vergessen. Und so habe ich es mir bewahrt.«
Ich lege die Hand auf das Bild. »Ich habe ganz oft von diesem Vogel geträumt.«
»Von diesem Vogel?« Adam starrt mich mit großen Augen an.
Ich nicke. »Ja, genau von diesem.« Plötzlich ergibt alles Sinn. »Bis zu dem Tag, als du in meine Zelle kamst. Seither hatte ich den Traum nie wieder.« Ich schaue auf.
»Das kann doch nicht wahr sein.« Aber er weiß, dass es so ist.
Ich ziehe sein T-Shirt wieder herunter und lege die Stirn an seine Brust. Atme seinen Duft ein. Er nimmt mich in die Arme. Sein Kinn ruht auf meinem Kopf, seine Hände liegen auf meinem Rücken.
Und so bleiben wir stehen. Bis ich zu alt bin, um mich noch an eine Welt ohne Adams Wärme zu erinnern.
Adam säubert meine Schnitte in einem kleinen Badezimmer neben dem Wohnraum. Es gibt eine Toilette, ein Waschbecken, einen kleinen Spiegel und eine schmale Duschkabine dort. Als ich mich bettfertig gemacht habe, wartet Adam draußen im Dunkeln auf mich. Er hat Decken und Kissen auf dem Boden ausgebreitet, und das Lager sieht himmlisch aus. Ich bin so erschöpft, dass ich jahrhundertelang schlafen könnte.
Ich schlüpfe neben Adam unter die Decke, und er zieht mich in seine Arme. Es ist kühl, aber Adam fühlt sich so warm an wie ein Ofen. Ich lege die Wange an seine Brust. Meine Finger gleiten über seinen nackten Rücken, ertasten seine Muskeln, wandern zu seinem Hosenbund. Haken sich ein. Ich koste den Geschmack der Worte auf der Zunge. »Ich habe das wirklich so gemeint, weißt du.«
Sein Atem ist zu hastig, sein Herz schlägt zu schnell. »Was denn?« Aber er weiß genau, wovon ich rede.
Ich bin plötzlich verlegen. Fühle mich blind und übertrieben tollkühn. Ich habe doch keine Ahnung, worauf ich mich einlasse. Aber ich weiß, dass ich keine anderen Hände als die von Adam auf meinem Körper spüren will. Für immer und ewig.
Adam rückt ein wenig von mir ab. Ich sehe nur die Silhouette seines Gesichts, das Glitzern seiner Augen. Starre auf seinen Mund, als ich spreche. »Ich wollte nicht, dass du mich loslässt.« Meine Finger spielen mit seinem Hosenknopf. »Niemals.«
Er starrt mich an. Seine Brust hebt und senkt sich. Er scheint kaum glauben zu können, was ich sage.
Ich beuge mich zu seinem Ohr. »Berühre mich.«
Er zögert keine Sekunde.
Mein Gesicht ist in seinen Händen, und seine Lippen sind auf meinen Lippen, und er küsst mich, ich bin der Sauerstoff, den er atmen will. Er liegt halb auf mir, eine Hand streicht durch mein Haar, die andere gleitet über meine Haut, in meine Kniekehle, zieht mich höher, dichter zu ihm. Seine Küsse auf meinem Hals sind wie Stromstöße, die mich durchzucken, mich in Brand stecken. Ich lodere, stehe fast in Flammen. Will in ihn eintauchen, ihn mit allen fünf Sinnen erleben, in den Wellen der Wunder ertrinken, die mich überschwemmen.
Will die Landschaft seines Körpers schmecken.
Er nimmt meine Hände, drückt sie an seine Brust, führt meine Finger über seinen Körper, bevor seine Lippen auf meine treffen, wieder und wieder, bis ich in eine Trance falle, in der ich für immer verweilen will. Doch das ist nicht genug. Immer noch nicht genug. Ich will mit ihm verschmelzen, mit meinen Lippen seinen ganzen Körper erkunden. Mein Herz rast durch mein Blut, vernichtet meine Beherrschung, reißt mich in einen Wirbelsturm. Adam richtet sich auf, um Luft zu holen, und ich ziehe ihn wieder herunter, verzweifelt, bedürftig, verrückt nach seiner Berührung. Seine Hände umfassen mich, berühren
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