Ich gab mein Herz fuer Afrika
ihrer Bemühungen für den Erhalt des Sees. Sie hat eine Menge Leute verärgert. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen jemandem plötzlich den Lebensunterhalt weg und gelten als derjenige, der dahintersteht? Das war ohne Zweifel ein Auftragsmord.«
Wer hat dafür bezahlt?
»Das ist das Rätsel«, meinte Luckhurst.
»Diejenigen, die finanziell hinter der Zerstörung des Ökosystems am See standen, hassten Joan«, sagte ein anderer Nachbar. 432 »In den letzten paar Jahren sind etwa acht meiner Freunde ermordet worden, und niemand wurde dafür vor Gericht gestellt«, erzählte mir Alan Root. »Das sind verdammte Mistkerle«, sagte eine Veteranin aus dem Kreis der Tier- und Naturschützer von Kenia. Sie meinte damit Joans Mörder und ihresgleichen. »Diese ganzen Kriegsgebiete! Somalia, Burundi, Tansania und Uganda – sie haben unglaublich viele Waffen hereingebracht. Eine Kalaschnikow kriegt man fast geschenkt.« Sie war enttäuscht von der Reaktion auf den Mord an ihrer Freundin. »Ich fand, wir hätten eine Demonstration organisieren, zum Innenminister oder gar zum Präsidenten gehen sollen«, sagte sie. »Wir hätten den Mord an Joan zum Anlass nehmen sollen, laut zu sagen, genug ist genug!«, fügte Lord Enniskillen hinzu. »Tragischerweise starb sie bei dem Versuch, genau
die Armut zu bekämpfen, die diese Unsicherheit herstellt. «
Andere beklagten Joans Tod mit den Worten »Hätte sie doch«: Hätte sie sich doch nur im Hintergrund gehalten, statt sich hervorzutun, hätte sie doch nur eine konventionellere Lösung für die Probleme gesucht, statt sie direkt anzugehen, wäre sie doch nicht so stur gewesen, so unbeirrbar, so stark …
»Ich glaube, der eigentliche Grund für den Mord an Joan war ihr unermüdlicher Einsatz für den Schutz ihrer geliebten Wildtiere und der Natur«, sagte ein weißer Kenianer in seinem prächtigen Haus am See, während Musik spielte und Champagner gereicht wurde. Er trete völlig für den Tier- und Umweltschutz ein, sagte er. Aber. »Wie Joan das gemacht hat, das war gefährlich. Wilderer zu beschäftigen und so. Ich will hier nicht urteilen. Ich möchte hier nicht aus dem Zusammenhang gerissen zitiert werden. Sie hat das getan, was sie leidenschaftlich vertreten hat, und zwar schon ihr ganzes Leben lang. Aber sie hat das sozusagen direkt vor ihrer Haustür gemacht, auf ihre Weise.« 433
»Sie hat für ihre Überzeugungen gekämpft«, fiel eine der anwesenden Frauen ein.
»Sie hätte sich Andrew Enniskillen anschließen sollen, beim Lake Naivasha Management Implementation Committee, wo auch ich mitgemacht habe«, fuhr der Herr fort. »Andrew war nämlich dabei, eine Struktur zu schaffen, in der man diese Probleme angehen konnte. Als Einzelgänger steht man immer Risiken gegenüber.«
Komitees und Strukturen und Besprechungen, Besprechungen,
Besprechungen … Drei Jahre nach ihrem Tod ist viel geredet und wenig gehandelt worden – außer von der gewaltigen, unkontrollierten Welle der Wilderer, die an den Naivashasee zurückgekehrt sind. Während das Verbrechen im weißen Naivasha bis zu einem gewissen Grad durch den privaten Sicherheitsdienst, den John Sutton von Joans Gästeunterkunft aus leitet, eingedämmt wird, ist das Verbrechen im schwarzen Naivasha so stark angestiegen, dass der Standard in Nairobi an diesem 22. September 2008 titelte: NAIVASHA, KENIAS HAUPTSTADT DES SCHRECKENS. Der Artikel beschreibt Morde, Vergewaltigungen, Kannibalismus, Inzest und »höchst seltsame Vorfälle«. Unter anderem wurde von einem Medizinmann berichtet, der Bilder von »Prominenten in Naivasha« hatte, wahrscheinlich um sie zu verfluchen. »Entsetzte Anwohner kamen scharenweise zu dem Haus und wollten nachsehen, ob auch ein Bild von ihnen dort war.«
»Der Einzige, der uns retten kann, ist Gott, bevor wir alle wie Sodom und Gomorrha untergehen«, fügte ein Einwohner hinzu.
Was wird mit dem passieren, was Joan am wichtigsten war – ihrem Land? Ihre Freunde hoffen, dass die Schweizer Treuhänder, denen Joan das Grundstück anvertraut hatte, ihren Wünschen entsprechen werden. Es soll als frei begehbares Naturschutzgebiet erhalten bleiben und nicht für Millionen an einen Blumenzüchter verkauft werden oder veröden. Während ich dies schreibe, ist es unbewohnt und liegt brach, bis auf den von der Gemeinde installierten Sicherheitsdienst. 434
Einer der letzten Filme, die Alan und Joan Root gemeinsam produzierten, trug den Titel The Legend of the Lightning Bird. Wie immer verbrachten Joan
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