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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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streifen.«
    Sie blinzelte nicht mal. »Soll das etwa komisch sein?«
    In ihren Augen loderte etwas. Wut? Trauer? Er musste wegsehen. So tiefe Augen hatte Karyn. Er kippte den Rest Bier runter und schleuderte die leere Flasche Richtung Fluss. Beide sahen sie zu – ein dunkles Wurfgeschoss in hohem Bogen vor dem Himmel, ehe es platschend ins Wasser fiel. Irgendwo nicht allzu weit weg quakte eine Ente, dann wurde alles wieder ruhig.
    Was sollte er jetzt machen? Sie nicht noch mal ansehen, so viel stand fest. Auf die Art wollte er sie nicht kennenlernen, brauchte keine Brücken zwischen ihnen. Er versuchte, sich an den Plan zu erinnern, musste sich an dem Glauben festhalten, dass er in einer bestimmten Absicht auf diese Party gekommen war. Er sollte ihr Informationen entlocken, das war's. Doch bevor er sich irgendwelche Fragen einfallen lassen konnte, stieß sie ihn am Arm an und zeigte über das Wasser auf das Feld am anderen Ufer.
    »Siehst du die Pferde?«, fragte sie. Die waren ihm noch gar nicht aufgefallen – drei Stück hinter den Eisenbahngleisen, unter einem Baum zusammengeschart. »Schau genau hin. Da, um ihre Hufe rum.«
    Seine Augen wurden ganz komisch vom Starren in die Dunkelheit. Das Dunkel wurde dunkelblau und übermächtig, während er draufsah, obwohl die Farben nach und nach lichtdurchlässiger wurden und am Rand seines Blickfelds Grautöne ins Bild kamen. Dann tauchte unter dem Baum ein Umriss auf, erst reglos, dann in Bewegung. Ein Fuchs, kurzbeinig und geschmeidig, deutlich zu sehen auf dem Gras, wie er erst eine Pfote anhob, ehe er loslief und quer über das Feld schnürte.
    »Hast du das gesehen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Sie seufzte, so als würde sie erst jetzt, da er es auch gesehen hatte, glauben, dass es das Tier wirklich gab. Er sah sie rasch an, obwohl er sich das eigentlich verboten hatte. Und bemerkte wieder ihre Narbe. Sie registrierte seinen Blick, fuhr sich mit der Zunge von innen dort entlang. »Ein Hund hat mich gebissen.«
    »Echt?«
    Sie nickte. »Das war im Urlaub, und er kam aus dem Wald gelaufen und hat mich angesprungen. Sie haben gedacht, er hätte Tollwut, war aber nicht so.«
    »Tollwut?«
    »Wir waren in Kenia.«
    Mit Afrika hatte er noch nicht mehr zu tun gehabt, als dass er sich von Dex hatte zeigen lassen, wie man Ziegenfleisch mit Knoblauch briet.
    Sie musterte ihn. »Hast du irgendwelche Narben?«
    Stell dir vor, sie wär irgendeine im Pub, dachte er, und denk dir was aus. Es half, nicht hinzusehen. »Ich bin mal angeschossen worden«, sagte er ihr, »aber das ist an meinem Arsch.«
    Sie lachte zum ersten Mal, was ihn aberwitzig stolz auf sich machte. »Jemand hat fünfmal aus nächster Nähe auf mich geschossen. Willste sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf, immer noch lächelnd. »Du bist weggelaufen, wenn er dich in den Arsch geschossen hat. Was dich zum Feigling macht.«
    Also das war keine gewöhnliche Antwort – zu schlagfertig. Wieder war er verwirrt. Er fragte sich, was es mit diesem Mädchen auf sich hatte. Sie war nicht einmal angetrunken, kein Stück, dabei gab es weiß Gott genug zu trinken im Haus. Er beschloss, sich an seine Vorgaben zu halten.
    »Erzähl mir von deinem Bruder«, sagte er. »Verrat mir zwei Dinge über ihn.«
    »Ich denk, du kennst ihn.«
    »Er ist eigentlich der Freund von einem Freund.«
    Stirnrunzelnd drehte sie sich zu ihm um. »Warum reden wir nicht lieber über dich, und du verrätst mir zwei Dinge über dich?«
    Wenn er etwas von sich preisgeben musste, um etwas dafür zu bekommen – warum nicht. »Meine besonderen Fähigkeiten sind Kochen und Küssen.«
    Sie grinste schief. »Woher weißt du, dass du darin gut bist?«
    »Ich übe. Was ist mit dir?«
    »Statt Kochen nehm ich Schwimmen.«
    »Und das andere bleibt so?«
    Sie schaute zu Boden, plötzlich schüchtern. »Vielleicht.«
    »Schwimmst du gern? Welchen Schwimmstil magst du am liebsten?«
    »Kraulen.«
    Er wollte fragen, ob sie an Wettbewerben und all so was teilnahm, ob sie je etwas gewonnen hatte. Er wollte fragen, ob sie wirklich so gut im Küssen war und ob sie es beweisen wollte? Aber er sollte sie nicht anmachen. Sondern sich konzentrieren und das Gespräch auf etwas Brauchbares lenken.
    »Und schwimmt dein Bruder gern?«
    Sie zögerte ein wenig zu lange. »Über den möchte ich lieber nicht reden, wenn's dir recht ist.«
    Hm, das brachte ihn zum Schweigen.
    Er sagte nichts mehr. Mädchen hörten sich gern selber reden, und sie würde bestimmt bald wieder damit

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