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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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immer zu allem bereit.
    »Du willst dir das nicht anhören, stimmt's?«, fragte Karyn.
    »Ach was.«
    »Es kotzt dich an, das weiß ich doch.« Sie zog ihre Knie hoch und umschlang sie. »Manchmal frag ich mich, ob du mir überhaupt glaubst.«
    »Ich werd ihn mir für dich vorknöpfen, oder etwa nicht?«
    »Das sagst du. Ihn verprügeln beweist allerdings gar nichts.«
    »Es beweist, dass er sich ja nicht mit uns anlegen soll.«
    Holly kam wieder rein und setzte sich auf den Teppich. »Was ist los?«
    Mikey starrte sie an. »Scheiße, Holly, was hast du da an?«
    »Die anderen Sachen haben gestunken.«
    »Du kannst dein Tottenham-Trikot nicht zur Schule tragen.«
    »Die Schule ist geschlossen. Haben sie grade im Fernsehen gesagt.«
    Er lachte. Holly stimmte ein.
    Karyn sah ihn aus dunklen Augen an. »Wenn du ihn zusammenschlägst, kriegst du Ärger. Wie soll das irgendwem helfen?«
    Er warf ihr einen Blick zu, der sie auffordern sollte, gefälligst nicht vor Holly darüber zu reden. Eine Achtjährige würde nie den Mund halten. Aber Karyn kapierte es nicht. Da wurde er wütend, spürte, wie ihm der Kragen platzte.
    Holly schaute mit verdutztem Blinzeln zu ihm hoch. »Über was redet ihr?«
    »Nichts. Egal.«
    »Aber ich will's wissen.«
    »Bitte«, sagte Mikey, »geh und zieh dich richtig an.« Er rieb sich den Nacken, spürte, dass er Kopfschmerzen bekam. »Pass auf, wenn du in fünf Minuten die Schuluniform anhast und wieder hier bist, spiel ich später im Hof mit dir Fußball.«
    »Das ist Bestechung.«
    »Jap.«
    Sie machte ein böses Gesicht. »Tja, ich will aber mehr.«
    »Vielleicht sollte sie hierbleiben«, sagte Karyn. »Das wär einfacher für dich.«
    Er war sich nicht sicher, ob sie es sarkastisch meinte. Vielleicht wollte sie bloß nicht allein sein.
    »Hab nichts dagegen«, sagte Holly. »Ich kann zeichnen, wenn ich hierbleib. Und wir können Fußball spielen.«
    Mikey überlegte kurz. Mussten sie nicht versuchen, normal zu bleiben? Holly hatte in letzter Zeit viel zu oft in der Schule gefehlt. Wenn sie sich nicht an irgendwelche geregelten Abläufe hielten, würde dann nicht alles zusammenbrechen?
    »Nein«, sagte er, »denn so machen wir es jetzt: Holly zieht sich was Ordentliches an. Ich geh nachsehen, ob wir was zu essen in der Küche haben. Holly und Karyn frühstücken zusammen, dann bring ich Holly zur Schule, und wir tragen uns in das Verspätungsbuch ein. Karyn bleibt hier, räumt auf und schaut, dass sie was gekocht kriegt, damit was zu essen da ist, wenn Holly nach Hause kommt.«
    Karyn schüttelte den Kopf. »Sie kann nicht zur Schule gehen, wenn niemand da ist, der sie abholt.«
    Es dauerte etwas, bis das bei ihm einsickerte. Normalerweise holte Mum Holly ab, aber Mum war weg. Karyn konnte nicht rausgehen, blieb also nur er. Seine Schicht war erst um neun zu Ende, was hieß: Wenn er nicht zwischendurch blaumachte, ging es gar nicht.
    Erst mal ging er aufs Klo, um nachzudenken. Und ließ sich viel Zeit, hoffte, dass sich irgendwie für alles eine Lösung gefunden hätte, bis er fertig wäre.
    Er dachte an den Typen, den sie am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatten, den sie mit achtzehn Jahren zum Auslandseinsatz in den Iran geschickt hatten – wo er in dieser Mordshitze rumrannte, während Scharfschützen auf seinen Kopf zielten. Was hatte Karyn nochmal gesagt? Mann, ist der tapfer. Aber das arme Schwein hatte vor der Kamera gezittert und einen irren Blick in den Augen gehabt – so etwas wie Grauen, so etwas wie Scham. War das tapfer?
    Mikey wischte sich mit reichlich Klopapier ab. Nach dem Scheißen kam einem gewöhnlich alles einfacher vor, so als wäre die Welt wieder im Lot.
    Die SMS kamen an, während er sich die Hände wusch. Jacko, der schrieb, er wolle ihn um zehn draußen treffen. Sienna, dass sie ihn in einer halben Stunde erwarte. Mikey beugte sich mit geschlossenen Augen über das Waschbecken. Wenn er Holly zur Schule gebracht hatte, würde er sich bei beiden verspäten. Er kam sich vor, als würde er mit Tellern jonglieren, nur ja jedem alles recht machen, nur ja nichts fallen lassen.
    Er schrieb Sienna zurück: Geht klar. Jacko schrieb er: 11.00 bei Sienna.
    Als er aus dem Bad kam, stand Holly wieder im Flur. Sie hatte ihre Schuluniform und Jacke an, die Schultasche über eine Schulter geworfen; sie hatte sogar versucht, sich selbst Zöpfe zu flechten.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Du musst nicht hin.«
    »Aber ich will.«
    »Du kannst mit Karyn hierbleiben.«
    »Aber heute

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