Ich gegen Dich
Fußboden verstreut, aber als er versuchte, einen Witz darüber zu machen, ging sie nicht darauf ein. Etwas Kaltes umgab sie, nicht die Wärme wie am Fluss oder das Kokette wie am Hafen. Es brachte ihn ganz durcheinander.
Er zog seinen Tabak raus und rollte sich eine dünne Zigarette. Sie ging auf dem Bett auf die Knie, öffnete das Fenster und lehnte sich raus. Er stellte sich vor, dass sie vielleicht wie ein Vogel auf das Fensterbrett kletterte, die Arme weit ausgebreitet. Vielleicht konnte sie fliegen. Heute schien sie zu allem fähig.
Sie sagte: »Komm hier rüber, wenn du rauchen willst.«
Er kniete sich neben sie, und zusammen schauten sie in den Garten runter, ganz grün und belaubt, abgesichert durch das Elektrotor. Hier hörte man alles fallen – Federn, Staub. Wie konnte es irgendwo dermaßen still sein?
»Willst du nicht mehr schwimmen gehen?«, fragte er.
»Doch, natürlich. Wir gehen gleich. Hier.«
Sie reichte ihm den Wein, und er nahm noch einen Schluck. Sie hatte den Finger im Mund, während sie ihm zusah. Und lutschte daran. Wie gebannt starrte er darauf.
»An was denkst du gerade?«, fragte sie.
»An gar nichts.«
»Das geht nicht, Menschen denken immer irgendwas.«
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Okay, ich denke, du benimmst dich ziemlich merkwürdig.«
»Ach ja?«
»So, als ob du dich tief in dir drin versteckst. Warum machst du das?«
»Keine Ahnung, von was du da redest.«
In der Ferne stotterte ein Auto, und sie zuckten beide zusammen. Da riss sie sich das T-Shirt über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen. Darunter trug sie einen Spitzen-BH.
»Was machst du da?«
»Ich zieh mich um.«
Sie schlenderte zum Schrank und schob gemächlich die Kleiderbügel weiter. Ihr zuzusehen machte ihn heiß. Er konnte jeden Wirbel ihres Rückgrats erkennen. Ihre Schulterblätter sahen wie Flügel aus.
Sie hielt was Durchsichtiges hoch und schwenkte es in seine Richtung. »Wie wär's damit?« Aber sie zog es nicht an. Er versuchte, sich weiter einzureden, dass das alles ganz normal war. So verhielten sich reiche Mädchen, wenn sie einen Typen auf ihr Zimmer mitnahmen. Dabei wusste er zugleich, dass es alles andere als normal war.
Er fragte: »Ellie, was ist los?«
Sie drehte sich um und blieb vor ihm stehen. So hinreißend sah sie aus, wie sie da stand und lächelte, als ginge ein Leuchten von ihr aus.
Sie sagte: »Sag du's mir.«
Und da wusste er, warum sie ihn hinhielt, und kam sich so dumm vor, weil es ihm nicht früher aufgegangen war. Sie hatte ihn dazu gebracht, zu ihr nach Hause zu kommen, als alle weg waren, versucht, sie beide mit Wein und Dope in Stimmung zu bringen, ihn nach oben mitgenommen. Sie wollte, dass er sie verführte.
Lächelnd machte er einen Schritt auf sie zu.
»Es ist also niemand da, richtig?«
Sie drehte sich zur Tür um und schloss ab, steckte den Schlüssel in ihre Rocktasche, wandte sich wieder ihm zu. »Alle sind weg.«
»Wann kommen sie wieder?«
»Nicht so bald.«
Er breitete die Arme aus. »Dann komm her.«
Doch sie schüttelte den Kopf. Und in der Luft zwischen ihnen änderte sich etwas, als würde es kälter im Zimmer.
Sie sagte: »Ich weiß, wer du bist.«
»Was?«
»Du bist Karyns Bruder.«
»Was redest du da?«
Sie schlug mit der flachen Hand gegen die verschlossene Tür. »Mach dir gar nicht erst die Mühe, es abzustreiten.«
Sein Herz hämmerte wie wild. Wie er da so mit seinem fetten Ständer in ihrem Zimmer rumstand, wusste er, dass er geliefert war.
Sie sagte: »Ich verles dir deine Rechte, soll ich? Du hast das Recht zu schweigen. Aber alles, was du verschweigst und was zufällig der Wahrheit entsprechen könnte, kann vor Gericht gegen dich verwendet werden. Wie zum Beispiel die faszinierende Tatsache, dass du mit Karyn verwandt bist.«
»Du kannst mich mal.«
»Du kannst mich mal. Meine Eltern kommen bald wieder, und wir haben eine Überwachungskamera am Tor, die deine Ankunft aufgezeichnet haben wird. Du hast fünfzehn Minuten, um mir zu sagen, was Sache ist, sonst erzähl ich ihnen, dass du dir hier Zutritt verschafft, dich von ihrem Alkohol bedient und Rauschgift in ihrem Haus konsumiert und mich dann gewaltsam in mein Zimmer geschafft und von mir verlangt hast, mich auszuziehen. Siehst du jetzt, wie leicht man in belastende Situationen geraten kann? Siehst du, wie ungünstig das für deine Schwester aussehen wird?«
»Du hast mir eine Falle gestellt?«
Ihr Blick wurde hart. »Du hast damit angefangen.«
Sie
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