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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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aus all den Schulhofprügeleien, in die er je geraten war. Wie ein alter Instinkt war es wieder da. Ein Wahnsinnsgeräusch war das, wenn seine Faust auf Haut traf.
    Und dann waren sie ineinander verkeilt; Tom kickte nach ihm, versuchte, an seinen Rücken ranzukommen, um auf ihn einzudreschen, aber Mikey schob die Hände unter Toms Achselhöhlen und verschränkte sie so hinter seinem Nacken, dass der die Arme nicht runterbekam. Es stank nach Angst und Adrenalin.
    Dieser Typ hat Karyn wehgetan, dachte er immer wieder. Dieser Typ muss ausgeschaltet werden.
    Es war wie ein Tanz; beide schoben, grunzten, versuchten, sich gegenseitig die Füße wegzutreten. Ellie hüpfte wie ein Schiedsrichter um sie rum. Sie hatte jetzt eine Jacke an, die sie zuhielt, während sie sie anschrie, dass sie aufhören sollten.
    Aber Mikey dachte nicht daran aufzugeben. Er würde auf diesen Typen losgehen, seine Arme wieder lösen, ihn zurückstoßen und ihm dann endgültig die Nase brechen.
    Doch bevor er irgendetwas davon ausführen konnte, riss Tom ein Bein hoch und stieß Mikey das Knie in die Eier. Der Schmerz war unbeschreiblich, Höllenqualen zischten ihm vom Schritt in die Eingeweide, während die Knie unter ihm wegknickten.
    Tom ragte über ihm auf, während Mikey auf dem Rasen liegend seine Eier umklammert hielt. Er rollte sich zusammen, nahm verschwommen wahr, dass Tom wegging und Ellie hinter ihm herlief. Er machte ein Auge auf. Sie waren an der Haustür. Ellie schrie ihren Bruder an, der in einer grünen Recyclingmülltonne rumwühlte.
    »Nicht«, schrie sie.
    Aber Tom schubste sie beiseite und schwenkte eine Weinflasche in Mikeys Richtung.
    »Schau mal, was ich da habe.« Er klatschte damit auf eine Handfläche, ließ sie zwischen den Händen hin- und herwandern. »Kriegste jetzt Schiss?«
    Ellie kreischte: »Nein, Tom, nein!«
    Aber er ließ sich nicht von ihr abhalten. Glassplitter flogen wild durch die Gegend, als er den Flaschenboden an der Hauswand abschlug.
    Mikey versuchte sich aufzurappeln, während Tom auf ihn zugeschlendert kam. Eine zerbrochene Flasche war wie ein Messer. Das war eine ganz andere Liga. Er wischte sich mit dem Handrücken über das Auge. »Lass sie fallen.«
    »Klar, in dein Gesicht.«
    Beim Näherkommen stierte Tom ihn an wie ein irrer Killer, als gehörte er schon immer zu Mikeys Leben und würde ihn überall verfolgen. Mit scharrenden Füßen tastete Mikey sich vor, um von da wegzukommen, hielt seinen Sack, konnte kaum aufrecht stehen, geschweige denn laufen.
    Lachend schlenderte Tom hinter ihm her. »Was ist? Nicht mehr ganz so mutig, was?«
    Mikey schaffte es bis zum Gartentor, aber er war ein Trottel, denn es war verschlossen, und jetzt hatte er keine Kraft mehr. Jackos Auto draußen sah so schön aus. Die Schlüssel steckten in seiner Tasche. Zu spät. Er quetschte sich gegen das Tor, hielt beide Arme um den Kopf und wartete auf den Schmerz.
    Doch anstatt der Flasche traf ihn ein Wasserstrahl. Er war eiskalt. Der plötzliche kalte Schauer durchnässte ihn sofort. Tom stand neben ihm, beide trieften, die Flasche kullerte über den Boden, und Toms Nase blutete stark, während er versuchte, das Wasser abzuwehren.
    Ellie stand mit einem Gartenschlauch auf dem Rasen. Auf dem Wasser glitzerten Sonnenreflexe, die verrückte Regenbogen in die Luft zauberten.
    »Dreh das ab«, stieß Tom hervor. »Was machst du? Sieh dir meine Nase an!«
    Doch Ellie hielt den Strahl genau auf sein Gericht gerichtet und scheuchte ihn vom Tor weg, bis er kopfschüttelnd mitten auf dem Rasen stand und das Blut ihm in Rinnsalen aus Mund und Nase lief.
    »Geh rein«, befahl sie. »Es ist vorbei.«
    Mikey verspürte das plötzliche Bedürfnis, sich zu setzen, eigentlich sogar, sich hinzulegen. Er konnte nicht mehr. Es war wie nach einem Autounfall, bei dem sie alle aus dem Wagen und über den Zaun in den Garten geschleudert worden waren – überall Glasscherben, Blut und Wasser. Aber er konnte sich nicht hinlegen, weil Ellie jetzt ankam und irgendeinen geheimen Knopf drückte, der das ganze Tor aufschob.
    »Geh nach Hause«, befahl sie. »Lass uns in Ruhe.«
    Er rappelte sich soweit auf, dass er durch das Tor gehen konnte. Auf der Straße drehte er sich zu ihr um. »Glückwunsch«, sagte er, »du hast gewonnen.«
    Aus unergründlichen Augen sah sie ihn an, während sich das Tor schloss. Er hatte den Eindruck, dass sie ihm etwas sagen wollte, dass ein gequetschtes Flüstern aus ihrem Mund drang, aber in seinen Ohren summte es,

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