Ich gegen Dich
kommt in Ordnung.«
FÜNFUNDZWANZIG
E s sind immer die Männer. Ist euch das schon mal aufgefallen? Nennt mir ein Problem auf der Welt, und es hat immer mit Männern zu tun.«
»Ich bin ein Kerl, Mum.«
»Das weiß ich, Mikey.«
»Also wär's wirklich nett, wenn du aufhören könntest, uns runterzumachen. «
Sie waren damit zu Gange, seit sie aufgestanden waren, und heute hatten sie den Gerichtstermin, darum waren sie alle früh aufgestanden – seine Schwestern hingen an den Lippen ihrer Mutter wie zur Märchenstunde, während sie ihnen von jedem fiesen Typen erzählte, den sie je kennengelernt hatte. Karyn konnte nicht genug davon kriegen. Wenn alle Männer üble Schurken waren, kam sie sich nicht so allein vor. Mum fuhr auch drauf ab. Es war ihre neue Methode, Karyn nahezukommen.
»Warum trinkst du das?«, fragte Mikey. »Ich hab gedacht, wir hätten da was besprochen.«
Ohne auf ihn zu achten, leckte sie sich wie eine ausgehungerte Katze die Lippen, setzte das Glas an und kippte noch einen großen Schluck. Mikey sah auf die Uhr – kurz vor acht. Wenn sie so weitermachte, wäre sie betrunken, noch ehe sie überhaupt im Gerichtssaal ankamen.
»Sieh dich doch in der Siedlung um«, sagte Mum. »Wie viel Arbeit die Frauen alle haben – Kinder großziehen, putzen, einkaufen, kochen, und das, noch bevor sie überhaupt zur Arbeit gehen. Ist dir schon mal aufgefallen, dass Frauen mehr als zwei Sachen gleichzeitig machen können?«
»Ich kann drei«, sagte Holly. »Guck mal, ich esse Schoko Chips, zieh mir die Socken an und hör dir zu.«
»Du bist ein Genie«, versicherte Mikey ihr, während er sich vorbeugte und Mums Flasche vom Tisch nahm.
Sie schaute blitzschnell auf: »Wo gehst du damit hin?«
»Ich tausch sie gegen was ein. Ich mach dir Frühstück.«
»Ich will kein Frühstück.«
»Du musst was essen, bevor wir gehen.«
Er warf einen Blick auf die Flasche, als er damit nach oben ging. Tio Nico Sherry, 3.50 £ der halbe Liter von Ajay. Siebzehnprozentiger. Sie musste ihn sich ganz früh besorgt haben, während er die Mädchen weckte, sich vielleicht selbst eingeredet haben, sie würde nur Milch holen gehen. Alles, was so billig war, schmeckte scheußlich, und ein Drittel davon war schon weg. Er vergrub sie in seinem Schrank und ging wieder nach unten ins Wohnzimmer. Wenn er sie dazu bringen könnte, was zu essen, würde es das wenigstens etwas neutralisieren.
»Rührei«, sagte er. »Mach ich dir, wenn du magst.«
Seine Mutter blinzelte ihn verständnislos an. »Rührei?«
»Ja, du weißt schon – mal was Richtiges in den Magen. Bisschen Zwiebeln, bisschen Knoblauch. Bacon haben wir auch. Das wird lecker.«
Mit verwirrtem Gesichtsausdruck griff Mum wieder nach ihrem Glas und kippte den Rest. »Wenn du willst.«
Er versuchte wegzuhören, als sie den Mädels eine ihrer verrückten Londoner Geschichten über einen Typ namens Vivian erzählte, der verheiratet war und drei Kinder hatte, ein Umstand, den er leider zu erwähnen vergaß, als er Mum einen Ring aus einem Katalog schenkte und um ihre Hand anhielt.
»Erniedrigend«, sagte Mum. »Ich war erst siebzehn. Vielleicht hat mir das die Männer fürs Leben verleidet.«
»Ich mag Männer«, sagte Holly.
Karyn schüttelte den Kopf. »O nein, bestimmt nicht.«
»Wohl. Sie können gut kochen.«
Mikey sandte ihr ein dankbares Lächeln.
»Ums Kochen geht's nicht«, knurrte Karyn. »Männer sind wie Tiere, Holly. Denk an Hunde. Nein, denk an Menschenaffen.«
»Ich mag Affen.«
»Ja, aber würdest du einen heiraten wollen?«
Vor Lachen kippten sie alle fast von den Stühlen. Reizend. So was von toll. Selbst Holly kehrte sich gegen ihn.
Gillian kam, als er die Eier auftrug, und obwohl Mum nichts wollte und Karyn in ihren wahrscheinlich bloß rumstochern würde, machte es was her. Er wollte sagen: Ich hob Ihnen doch gesagt, ich krieg das hin. Wollte, dass sie Hollys gebürstetes Haar und sauberes Schul-T-Shirt bemerkte, doch alles, was Gillian auffiel, waren die blauen Flecken in seinem Gesicht. Sie kam gleich an und musterte ihn prüfend wie ein Arzt.
»Davon hab ich gehört«, sagte sie.
»Sieht schlimmer aus, als es ist.«
»Das ist trotzdem ein ziemliches Veilchen. Über zwei Wochen ist das jetzt her, oder? Und da sind immer noch alle Farben des Regenbogens zu sehen.«
Mikey warf Karyn einen finsteren Blick zu, weil sie nicht dichtgehalten hatte. Er wusste, dass sie nicht verraten würde, mit wem er sich geprügelt hatte, weil sie
Weitere Kostenlose Bücher