Ich gegen Dich
und sein eines Auge war zugeschwollen.
Und überhaupt, warum sollte er sich für irgendetwas interessieren, was sie zu sagen hatte?
VIERUNDZWANZIG
T om beugte sich im Badezimmer im Erdgeschoß über das Waschbecken und sah, wie ihm das Blut aus der Nase tropfte.
»Sieh mich an!« Wie zum Beweis wedelte er mit den Händen, glänzend und glitschig von Blut, Richtung Ellie. »Hast du vor, mir zu helfen, oder was?«
Sie zog die Haustür zu, ging ins Bad, reichte ihm ein paar Papiertücher, legte sich dann ein Handtuch wie ein Cape um die Schultern und setzte sich auf den runtergeklappten Klodeckel. So lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
»Na, du bist vielleicht 'ne Krankenschwester«, sagte er. »Besten Dank auch.«
Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was dort draußen geschehen war – Mikeys erschrockenes Gesicht, als er zum Gartentor taumelte, Tom, der ihm hinterherschlenderte, überall Blut, die Wucht des Wasserstrahls, das Gras ganz rutschig.
Doch vor all dem hatte es einen Augenblick gegeben, und sich daran genau zu erinnern war so schwer – den Augenblick, als Tom die Flasche an der Wand zerschmetterte und die Glasscherben überall durch die Gegend flogen. Sie hatte ihn gebeten aufzuhören, hatte sich oft genug wiederholt, aber er hatte sie eisern überhört. Und er hatte so einen Gesichtsausdruck gehabt – den, den sie schon an ihm kannte, der hieß, dass nichts, was sie sagte oder tat, etwas ändern konnte.
Sie machte die Augen auf. Tom betupfte sich mit Papiertüchern am Waschbecken. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
Er sagte: »Warum hast du ihn reingelassen?«
Darüber hatte sie draußen nachgedacht, hatte sich eine verrückte Ausrede für ihn zurechtgelegt – dass sie oben gelernt hätte, bei offener Hintertür, dass Mikey gewaltsam ins Haus eingedrungen wäre, und sie halb angezogen und hysterisch. Doch jetzt, da Tom fragte, wollten ihr die Worte nicht über die Lippen.
Er kam sowieso drauf, noch bevor sie antworten konnte. »Du bist in ihn verknallt!«
Sie stritt es nicht ab. Sparte sich die Mühe.
Er brauchte nicht lange, um sich eine Geschichte zurechtzulegen – Mikey hatte die Party gestürmt und sich an sie rangemacht, war heute auf gut Glück vorbeigekommen.
»Der will uns drankriegen«, sagte er. »Das haben die untereinander so abgesprochen. Sie hat ihren Bruder hergeschickt, um uns auszuspionieren! Unglaublich!«
Ellie verschwieg, dass sie Mikey eingeladen hatte, weil sie ihn aushorchen wollte, dass ihr Plan furchtbar schiefgegangen war.
Durchs Fenster drangen Kochgerüche zu ihnen herüber. Irgendwo aß eine vollkommen normale Familie ein vollkommen normales Mittagessen. Ellie wünschte, sie wäre dabei.
»Ich glaub nicht, dass irgendwas gebrochen ist«, sagte Tom. Prüfend betrachtete er die Wunden auf seinem Handrücken. »Meinst du, wir sollten Beweisfotos davon machen?«
»Beweisfotos? Du kannst ihn nicht anzeigen. Nicht er hat dich mit einer Flasche angegriffen.«
Mit aufblitzenden Augen drehte er sich zu ihr um. »Meinst du, ich hätt mich von ihm verprügeln lassen sollen? Meinst du vielleicht, dass ich es verdiene?«
»Das hab ich nicht gesagt.«
Tom leckte sich Blut vom Mundwinkel. »Ich hatte nicht vor, ihm mit der Flasche eins überzuziehen. So was machen Typen zur Verteidigung, um den anderen einzuschüchtern. Ich hätt's nicht gemacht. So gut solltest du mich kennen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nichts von dir.«
»Was soll das denn jetzt?«
Er trat nahe an sie heran und beugte sich runter, bis sein Gesicht genau über ihrem war. Aus so großer Nähe konnte sie ihn nicht richtig sehen. Sie konzentrierte sich auf die blonden Bartstoppeln auf seinem Kinn und das Blut, das wieder aus der Nase zu sickern begann.
Er sagte: »Was hatte er in deinem Zimmer zu suchen?«
»Nichts.«
»Warum hattest du dein Oberteil ausgezogen?«
»Was geht dich das an?«
Er fasste sie unters Kinn und hielt ihr Gesicht so hoch, dass sie ihm in die Augen sah. »Hast du gewusst, dass er ihr Bruder ist? Hast du ihn eingeladen, obwohl du weißt, wer er ist, und ihm Sachen über mich verraten?«
»Was denn zum Beispiel, Tom? Was für Sachen?« Der Spülkasten war kalt und fest an ihrem Hinterkopf. Sie versuchte, ihn wegzuschieben, aber er ließ sie nicht los. »Lass mich in Ruhe, okay?«
»Dann wehr dich doch.«
Sie schubste ihn, aber er stieß sie fester zurück und stierte sie böse an.
»Also nur um das klarzustellen«, fauchte sie. »Er ist
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