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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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sagt?«
    »Psst«, machte Mum. »Dafür ist jetzt nicht die Zeit. Komm einfach und hör dir an, was er dir zu sagen hat.«
    Sie führte Ellie ins Haus, setzte sie an den Küchentisch und holte ihr eine Decke, ehe sie zu Tom ging, um ihm zu sagen, dass seine Schwester zu Hause war. Dad machte Kakao und kippte Kekse auf einen Teller. Dann steckte er Brotscheiben in den Toaster, ehe er sich mit verschränkten Armen gegen die Spüle lehnte.
    Er stellte fest: »Du kannst nicht die ganze Zeit im Kino gewesen sein.«
    Ellie sah auf die Hände in ihrem Schoß. »Ach, paar Läden in der Stadt waren offen, da hab ich mich etwas umgeschaut.«
    »Das dauert keine zehn Stunden.«
    »Und ich musste ewig auf den Bus warten.«
    »Warst du allein?«
    Sie nickte, in Panik, dass er sie durchschaut hatte. Vielleicht roch sie anders, vielleicht hatten Väter eine bestimmte Methode rauszufinden, wann ihre Töchter das erste Mal mit einem Jungen zusammen gewesen waren.
    Stirnrunzelnd wandte er sich wieder seinem Toast zu. »Du kannst nicht einfach durch die Gegend laufen und dich überall in Sicherheit wiegen. Dir hätte alles Mögliche passieren können.«
    »Es tut mir leid.«
    Mum kam mit Hausschuhen rein und bestand darauf, dass Ellie ihre nassen Turnschuhe auszog. Tom schlüpfte hinter ihr rein, stand in der Tür und sah zu. Sein Haar war zerzaust und seine Augen rot, wie vom Weinen. Tom weinte nie, überhaupt noch nie, nicht mal, als er sich das Sprunggelenk gebrochen hatte und auch nicht bei seiner Festnahme. Ellie brachte es kaum über sich, ihn anzusehen.
    »Wo warst du?«, fragte er.
    »Bloß spazieren.«
    »Den ganzen Tag?«
    »Sozusagen.«
    Er ließ sich auf den Sessel in der Ecke fallen. »Ich hab ihnen gesagt, dass dir nichts passiert ist. Ich hab's gewusst.«
    »Na, ich war mir da nicht so sicher«, sagte Mum. »Ich hab mir alle möglichen schrecklichen Dinge ausgemalt.«
    Dad knallte einen Teller mit Toast vor Ellie hin. »Gut, da wir nun alle festgestellt haben, dass die Ausreißerin heil geblieben ist, können wir zur Sache kommen. Eleanor – entschuldige dich bei deinem Bruder.«
    »Muss sie nicht«, sagte Tom, »ist schon okay.«
    »Aber natürlich muss sie das.« Dad nahm Ellie gegenüber Platz und stierte sie finster an. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass du versucht hast, dich aus der Affäre zu ziehen und nicht als Zeugin auszusagen. Weißt du, wie gravierend das ist? Weißt du, was du damit angerichtet hast?«
    »Ich hab nicht versucht, einen Rückzieher zu machen.«
    »Deine Mutter bittet Barry, dir nur zu deiner Beruhigung den Ablauf des Verfahrens zu erklären, und da hältst du es für nötig, ihm zu verkünden, du könntest unmöglich in den Zeugenstand treten und ein paar Worte zur Verteidigung deines Bruders sagen?!«
    Ellie schüttelte den Kopf; ihre Augen brannten. »So war's nicht.«
    Dad haute auf den Tisch. »Nachdem du mit ihm geredet hast, hat sich dieser gottverdammte Anwalt fast eine Stunde lang mit Tom eingeschlossen. Ich durfte mein eigenes Arbeitszimmer nicht betreten, und als sie rauskamen, stand der Entschluss fest, dich nicht als Zeugin vorzuladen. Welches Wort hat er noch mal benutzt, Tom? Was hat er zu dir gesagt?«
    »Dass sie unzuverlässig ist.«
    »Unzuverlässig, genau. Was soll das heißen, Ellie? Bist du ein bisschen nervös? Willst du dich drücken? Passt der Prozess nicht in deinen vollen Terminkalender?«
    Ellie warf Tom einen Blick zu, wie er da drüben in der Ecke mit untergeschlagenen Beinen im Sessel hockte. Er sah versteinert aus, seine Augen wie dunkle Flüssigkeit.
    »Es ist schwer zu erklären.«
    »Schwer? Ich sag dir, was schwer ist, Mädchen – hier zu sitzen und mitansehen zu müssen, wie du deinen Bruder im Stich lässt, das ist schwer.« Er haute wieder auf den Tisch, dass alle Tassen zitterten. »Unfassbar, dass du so ein Feigling geworden bist. Was ist aus dem Mädchen geworden, das ich mal kannte?«
    »Vielleicht kennst du mich gar nicht, Dad. Vielleicht kennen wir uns alle nicht.«
    Dad hackte mit dem Finger in der Luft auf sie ein: »Ich hab mir wochenlang in der Arbeit freigenommen. Tom hat jede Hoffnung aufgegeben, dieses Jahr seine erste Zwischenprüfung zu schaffen. Deine Mutter schläft nachts kaum noch, ist schon ganz abgemagert vor lauter Sorgen. Ich kann mich nicht erinnern, wann irgendwer von uns zuletzt Freizeit mit Freunden verbracht hat. Und da erzählst du dem Anwalt mal eben so, dass du dich nicht darum reißt, vor Gericht zu erscheinen, und

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