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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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du mich zum Weinen. Lass uns erst rausfinden, was ganz genau passiert ist, ehe wir uns so aufregen.«
    Mikey trat gegen Jackos Fuß, damit der ihn ansah. Eine Sekunde lang waren sie allein in einem Zimmer voller hysterischer Weiber, und sie verstanden beide, dass es krass und ausweglos war.
    »Siehst du, was du angerichtet hast?«, sagte Mikey.
    Über Jackos Gesicht huschte ein Ausdruck, als würde er es womöglich bereuen. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Schwachsinn.«
    »Ich war bestimmt nicht der Einzige, der euch in dem Bus gesehen hat, Mikey. Wär's dir lieber gewesen, irgendein Unbeteiligter hätte Karyn deswegen geschrieben? Jemand musste es ihr persönlich sagen.«
    »Und derjenige warst du, was?« Mikey packte ihn am Kragen und zerrte ihn vom Sessel hoch. »Das hier ist meine Wohnung, würdest du wohl die Güte haben, daraus zu verschwinden?«
    »Lass ihn in Ruhe«, rief Mum.
    »Ich will ihn hier nicht haben!« Er drängte Jacko zur Tür, hörte zu seiner Genugtuung ein Reißgeräusch, als der Jackenstoff unter seinen Fingern in Fetzen ging. »Raus. Los, raus hier!«
    »Ich hab gesagt, lass ihn in Ruhe!«, brüllte Mum. Die Hände in den Hüften, stand sie mitten im Wohnzimmer. Sie schwankte zwar etwas, hörte sich aber durchaus ernstzunehmend an. »Nimm die Hände von Jacko, setz dich und halt den Mund, Mikey, denn ich schwör's, wenn du Holly aufweckst und sie da mit reingezogen wird, verzeih ich dir das nie.«
    Ihrem Gesichtsausdruck nach würde sie ihm sowieso nie verzeihen, aber er setzte sich in Jackos leeren Sessel. Wenigstens musste der Wichser jetzt stehen.
    »Jacko ist unser Gast«, sagte Mum. »Er hat seit zwei Stunden hier mit uns auf dich gewartet.«
    »Drei«, sagte Jacko, »wenn man es genau nimmt.«
    »Sorry«, sagte Mum. »Das war sehr nett von dir, Jacko. Ich kann dir gar nicht genug danken.«
    »Ja, was für'n toller Typ«, sagte Mikey strahlend. »Immer da, wenn man ihn braucht.«
    »Jetzt reicht's«, sagte Mum. »Wenigstens hat er bei all dem an Karyn gedacht, was man von dir ja nun nicht gerade behaupten kann.« Sie warf ihm einen Blick zu, als wäre er eine einzige Enttäuschung und sie hätte ihr ganzes Leben lang nichts anderes als diesen Augenblick erwartet. »Hättest du die Hose nicht ein einziges Mal oben lassen können?«
    Was gab es darauf zu antworten? Schamesröte überzog sein Gesicht, und er konnte nirgendwo anders mehr hinsehen als auf seine Füße.
    »Jacko«, sagte Mum, »bist du wohl so lieb und setzt Wasser auf und machst Karyn noch einen Tee?«
    Mit einem Nicken zog er prompt in die Küche ab. Was für ein Arschkriecher. Mum schenkte sich Wein nach, leerte die Flasche und bekam doch nur ein halbes Glas raus. Sie runzelte die Stirn, als könnte sie nicht glauben, dass sie all das ausgetrunken haben sollte, ehe sie den Rest in zwei großen Schlucken runterkippte.
    »Findest du das richtig?«, fragte Mikey.
    Karyn verzog das Gesicht, als wollte sie wieder auf ihn einschlagen. »Du bist so'n Spast.«
    »Ich frag doch nur. Hast du die ganze Flasche heute Abend getrunken, Mum?«
    »Genau genommen«, sagte Mum, »bist nicht du es, der mir Fragen stellt. Du wirst hier in die Mangel genommen, nicht ich.« Sie knallte ihr Glas auf den Tisch. »Jetzt erzähl mir von diesem Mädel. Ich will haargenau wissen, was du dir eigentlich dabei gedacht hast.«
    Mit verschränkten Armen wartete sie auf die Antwort. Karyn lehnte sich auf dem Sofa zurück und sah ihn auch an. Selbst Jacko hörte auf, in der Küche mit den Teesachen rumzuklappern, um zu horchen. Aber Mikey wusste nichts zu sagen, was sie gerne hören würden. Sie wollten bestimmt die Fakten haben, wann und wo genau, aber er konnte nur an Ellies Lächeln denken, ihre Schüchternheit, wie viele verrückte Sachen sie wusste und wie gut sie zuhören konnte: Es verlieh den Worten, die aus seinem Mund kamen, Sinn. Und ihr Geruch – er war noch nie jemandem begegnet, der so vollständig nach sich selbst roch, sogar ihre Kleider rochen einfach nur sauber, nicht nach irgendeinem fiesen Waschpulver oder Parfum.
    »Na los«, sagte Mum, »raus mit der Sprache.«
    Er zuckte die Schultern. »Ich hab nichts zu sagen.«
    »Na, dann sollte ich wohl besser alle einweihen«, sagte Karyn. »Sie ist 'ne hässliche Streberin.«
    Mikey schüttelte den Kopf. »Du kennst sie doch nicht mal.«
    »Ich weiß, dass sie 'ne Streberin ist.«
    »Meine Güte!«, rief Mum aus.
    Sie bot allen von ihren Zigaretten an, als könnte sie das beruhigen. Der Tee

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