Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
Vom Netzwerk:
Häkchen zu, drehte ihn herum und zog sich die Träger über die Schultern, als ob man einem Pferd Zaumzeug anlegte. Als sie ihn dabei ertappte, wie er sie beobachtete, streckte sie ihm die Zunge raus, zog sich ihr Kleid an und wackelte toll mit den Hüften, während sie es an sich runterzog.
    »Was würde dein Dad machen, wenn er es wüsste?«, fragte Mikey.
    »Mich umbringen. Dich umbringen. Sich selbst umbringen.«
    »In der Reihenfolge?«
    »Ach nein, stimmt ja gar nicht. Dich zuerst.«
    Er zog sich rasch an, während sie in ihre Schuhe schlüpfte, dann räumten sie das Zimmer zusammen auf. Er goss Wasser auf die Asche und verteilte sie auf dem Feuerrost. Sie legte die Kissen und Decken auf die Sessel zurück und überprüfte, ob alles genau so aussah wie bei ihrer Ankunft. Es war merkwürdig, keinen Strom zu haben und doch noch sehen zu können.
    »Können wir hier wieder herkommen?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht am Donnerstag. Nachmittags hab ich frei zum Lernen. Wenn am Donnerstag alles normal läuft, treffen wir uns.«
    Mit einer Hand auf der Klinke stand sie da und wartete auf ihn. Seit dem Handyklingeln hatte sie ihn nicht mehr berührt, und als sie die Tür abschloss und den Schlüssel versteckte, kam es ihm vor, als hätte er etwas verloren.
    »Bis da ist noch ewig lang hin.«
    »Ich weiß, aber wir müssen vorsichtig sein.«
    War das Liebe? Es tat nämlich weh. Als ob eine Glasscherbe in einer wichtigen Stelle feststeckte – in seinem Herzen oder seinem Kopf, und da pulsierte es. Sie fehlte ihm jetzt schon, und sie waren eben erst zur Tür raus.
    »Also Donnerstag«, stimmte er zu.
    Er nahm ihre Hand und verschränkte ihre und seine Finger wieder miteinander, während sie den Weg zum Gartentor entlanggingen.

FÜNFUNDDREISSIG
    D ie Haustür flog auf, noch bevor Ellie den Rasen überquert hatte, und ihre Mutter eilte mit weit ausgebreiteten Armen die Stufen runter.
    »Ach, Gottseidank!«
    Sie nahm sie so fest in die Arme, dass Ellie die spitzen Kanten der Schultern ihrer Mutter und die Wölbung ihrer Rippen durch ihr Kleid spüren konnte.
    »Mum, du tust mir weh.«
    »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Wir hatten ja überhaupt keine Ahnung, wo du warst.« Sie drückte Ellie ganz kurz noch fester an sich, ehe sie sie losließ und einen Schritt zurückwich, um ihr über das Haar zu streicheln und Arme und Gesicht zu tätscheln, wie um zu überprüfen, ob sie es auch wirklich war. »Wir wollten schon die Polizei rufen.«
    »Die Polizei?«
    »Du warst stundenlang verschwunden, wir wussten nicht mehr aus noch ein.«
    Erst da bemerkte Ellie ihren Dad, der sie von der Schwelle aus finster beäugte. Er sah älter aus als noch zur Frühstückszeit, irgendwie hager und verwahrlost.
    Er fragte: »Wo zum Teufel warst du?«
    »Tut mir leid. Ich war spazieren.«
    »Die ganze Zeit? Im Regen, ohne Jacke?«
    »Es war dumm von mir. Ich hab nicht nachgedacht.«
    »Warum hast du dein Handy abgestellt?«
    »Ich bin im Kino gelandet und hab vergessen, es danach wieder anzustellen.«
    Es hörte sich mies an, hohl, wie der Text eines Theaterstücks. Ihr Vater lehnte im Türrahmen und sah sie an, musterte sie unerbittlich von den dreckigen Sneakers bis zum zerknitterten Stoff ihres Kleids. Ich bin keine Jungfrau mehr, dachte Ellie, als sein Blick zu ihrem Gesicht raufwanderte. Erkennst du das? Sehe ich anders aus?
    Er sagte: »Ich hab stundenlang nach dir gesucht. Deine Mutter war verzweifelt.«
    »Tut mir leid.«
    »Dein Bruder oben in seinem Zimmer ist überzeugt, dass er ins Gefängnis muss. Hast du mir dazu etwas zu sagen?«
    Es war beängstigend, wie leise ihr Vater redete. Ellie spürte dicke Tränen in ihrer Kehle aufsteigen.
    »Möchtest du deine Tochter vielleicht reinlassen, bevor du zum Verhör mit ihr schreitest?« Mum legte einen Arm um Ellie und drückte sie fest. »Sie zittert hier draußen vor Kälte. Warum setzt du nicht Teewasser auf oder sonst was?«
    Ihr Dad schaute verwirrt drein, so als hätte Mum etwas dermaßen Ungewöhnliches und noch nie Dagewesenes vorgeschlagen, dass es sein Fassungsvermögen überstieg, ehe er sagte: »Ja, natürlich.«
    »Und schmier auch gleich ein paar Brote. Ellie hat bestimmt Hunger, nicht?«
    Es war wunderbar, ihre Mutter plötzlich so kämpferisch zu erleben, als würden sich neue Möglichkeiten auftun.
    »Weiß Dad alles?«, fragte sie, während Mum sie die Stufen raufführte. »Weiß er, dass ich mit dir geredet hab? Und dass Karyn die Wahrheit

Weitere Kostenlose Bücher