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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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das Parker-Team, hm?«
    Sie nickte unter Tränen. »Es tut mir leid.«
    Er strich ihr über das Haar. »Schon besser so.«
    Er fand schöne, liebevolle Worte, wie viel sie ihm bedeute und wie tapfer sie sei und wie leid es ihm tue, nicht erkannt zu haben, unter was für einem Druck sie stand. Er bat sie um ihr Handy und lächelte, als sie es ihm aushändigte. Er wolle es verstecken, sagte er, um sie vor sich selbst zu schützen. Er sagte ihr, jetzt werde alles gut, und sie könne ins Bett gehen und den heutigen Tag vergessen. Morgen würden sie einen neuen Anfang machen.
    »Wir werden proben, Ellie – alle Antworten auf die Fragen, die man dir vor Gericht stellen könnte. Wenn du von der Schule nach Hause kommst und deine Hausaufgaben gemacht hast, dann setzen wir uns dran. Oder wir stehen früher auf und üben vor dem Frühstück, wie es dir lieber ist. Über Kleider denken wir auch neu nach, wir besorgen dir Sachen, in denen du dich wohlfühlst, und Schuhe dazu. Wenn dann der Prozesstermin da ist, wirst du dich so sicher fühlen, dass du dich kaum noch an heute erinnern kannst.«
    Sie nippte an ihrem Kakao und hörte ihm zu. Mum und Tom beteiligten sich jetzt am Gespräch über den Plan mit eigenen Ideen, ihre Stimmen wechselten sich ab. Draußen trommelte der Regen leise gegen die Fensterscheiben. Sie dachte kurz an Mikey, fragte sich, ob er schon zu Hause war, ob er gut angekommen war, schob dann jedoch den Gedanken an ihn beiseite.
    Alle lächelten ihr jetzt zu. Die Decke schmiegte sich weich um ihre Schultern, ihre Knie kuschelten sich warm darin ein, ihre Füße in den Hausschuhen wollten auch auf den Stuhl. Sie war wieder ein kleines Mädchen, ihr kleines Mädchen.
    Vor dem Schlafengehen musste sie duschen. Sie würde jede Menge Duschgel verwenden. Sie würde sich die Haare waschen, die Zähne putzen, Mundspülung und Zahnseide benutzen. Und gleich morgen früh würde sie Mikeys Feuerzeug im Garten einbuddeln. Sich aller Beweisstücke entledigen.

SECHSUNDDREISSIG
    A ls er ins Wohnzimmer kam, wusste Mikey, dass etwas nicht stimmte. Jacko saß mit einer Kippe und einer Tasse Tee im Sessel, dabei war Jacko nie da, nicht ohne Mikey. Karyn und Mum saßen dicht aneinandergedrängt gegenüber auf dem Sofa, und alle drei schauten sie so zu Mikey hoch, als wäre die Welt soeben untergegangen und er wäre daran schuld.
    »Was?«, sagte er. »Was hab ich verbrochen?«
    Karyn gab ein unechtes Lachen von sich. »Als ob du das nicht wüsstest.«
    Mum sagte: »Lass mich das machen, darauf haben wir uns doch geeinigt.«
    Mikey registrierte das Weinglas vor ihr auf dem Tisch, den überquellenden Aschenbecher. Er hockte sich auf Jackos Armlehne und wartete. Irgendwas Großes war im Anzug – seine Mum übernahm sonst nie das Kommando, wenn sie getrunken hatte.
    Sie bohrte den Blick in ihn. »Warum warst du nicht auf der Arbeit?«
    »Darum geht's hier also? Bin ich gefeuert?«
    »Das will ich doch hoffen«, fauchte Karyn.
    Mum legte ihr eine Hand auf den Arm. »Wo warst du den ganzen Tag, Mikey?«
    »Unterwegs. Hier und dort.«
    »Mit wem?«
    »Was spielt das für eine Rolle?« Er sah Jacko an. »Was soll das?«
    Jacko zuckte die Achseln und schaute auf seine Füße.
    »Verrät mir jetzt vielleicht mal jemand, was los ist?«
    »Klar doch«, sagte Karyn. »Du hast dir eine schicke kleine Freundin zugelegt, das ist los. Jacko hat's uns erzählt.«
    Auf Mikeys Stirn pochte eine Ader. »Von was redet ihr da?«
    »Ich red von deinem neuesten Fick – Ellie Parker.«
    So als wäre ihr Name etwas Wertloses und mit ihr zu schlafen würde gar nichts bedeuten. Als könnten besondere Dinge so leicht abgetan werden.
    »Halt's Maul, Karyn.«
    »Es stimmt also.« Sie schoss vom Sofa hoch und stürzte sich auf ihn. »Wie konntest du? Mit der!«
    Wie wild trommelte sie auf seinen Arm ein. Er musste ihre Handgelenke packen, um sie aufzuhalten, sie zum Sofa zurückzuschubsen.
    Das Gesicht seiner Mutter wurde dunkel vor Zorn. »Wag es ja nicht, deine Schwester anzurühren, Mikey!«
    »Dann sag ihr, sie soll die Klappe halten. Sie weiß nicht, wovon sie redet.«
    »Du dummer Junge!« Mum wedelte mit den Händen in seine Richtung, wie um zu sagen: »Wir wissen alle, dass du schuld bist, und ich will nichts mehr davon hören.«
    Karyn fing zu plärren an. »Wie kann er? Er macht sich überhaupt nichts aus mir.« Vor aller Augen überfluteten die Wassermassen ihr Gesicht.
    Mum packte sie, flüsterte in ihr Haar: »Karyn, Schätzchen, jetzt bringst

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