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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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jetzt noch auf die Toilette gehen zu lassen. (Diese Leute wollten im Leben nur eins erreichen, nämlich aufs Klo zu gehen.) In der Nähe seines Schreibtischs sah ich das letzte Fundstück dieses Tages auf dem Boden liegen: eine kaputte Floppy Disk.
    Ich setzte mich wieder und sah zu, wie alle ihre Coladosen zerquetschten, die Rucksäcke anzogen und auf die Uhr sahen.
    »Na schön«, sagte Mr.   Ottman. »Sie können jetzt alle ihre Arbeiten abgeben.« So ziemlich jeder hatte das schon getan. Ich legte meine Albumhülle zurück in den Schrank, da ich die Hände schon mit drei Lehrbüchern vollhatte. Dann stellten wir alle unsere Stühle auf die Tischplatten, eine Geste der Höflichkeit gegenüber den Hausmeistern, die Mr.   Ottman von uns verlangte. Nun blieb nichts mehr zu tun, außer dazustehen und zu warten.
    Der Fernseher ging an, für die letzte Durchsage des Tages, und Mr.   Ottman schaltete das Radio aus. Der drahtige Mr.   Wright mit seinen Hängebacken erschien auf dem Schirm und sagte: »Guten Tag. Ich habe heute Nachmittag drei neue Bekanntmachungen. Donnerstag findet nach dem Unterricht in der Lobby die Auswahl für das Steptanzteam statt. Außerdem wollen wir auf dem Blue Grass Festival kandierte Äpfel verkaufen und planen einen Stand. Wer helfen will, wende sich wegen ausführlicher Informationen bitte an Mr.   Poffo. Und schließlich hat mich Tate Baker gebeten bekanntzugeben, dass unser offizieller Abschlussball [407]  zwar abgesagt wurde, aber im Vandalia Country Club ein privater Ball ausgerichtet wird, und zwar zur selben Zeit, zu der unser Schulball stattgefunden hätte. Eintrittskarten sind nicht erforderlich. Alle Schüler des Abschlussjahrgangs sind eingeladen. Sie werden hoffentlich alle der Meinung sein, dass dies eine gute Lösung darstellt. Vielen Dank und gute Heimfahrt.«
    Der Fernseher ging von selbst aus, und der ganze Kurs drehte sich zu mir um, um meine Reaktion zu sehen.
    »Was jetzt?«, fragte die Jahrgangsbeste.
    »Seht nicht mich an!«
    Sie setzten ihre Gespräche fort und drängelten zur Tür. Chloe lehnte am hinteren Arbeitstisch und spielte mit den Gurten ihres Rucksacks. »Komm mal her, James.« Ich stellte mich zu ihr in die Ecke und hätte sie am liebsten geküsst. »Du hast mir nie von deinem Spring Break erzählt.«
    »Was ist damit?«
    »Also, wie hast du’s im Bestattungsinstitut ausgehalten?«
    »Oh. Das war ziemlich schlimm. Die Hälfte der Zeit verging mit peinlichen Gesprächen mit Erwachsenen oben, und die andere Hälfte hab ich im Souterrain mit meinen kleinen Cousins und Cousinen gespielt. Oben kam ich mir zu jung vor und unten zu alt.«
    »Immerhin bist du geblieben. Eine Menge Leute hätten sich verdrückt oder wären gar nicht erst hingegangen.«
    »Stimmt.«
    »Bestimmt hat es deine Mom zu würdigen gewusst.«
    »Das hat sie, und sie hat es mir auch gesagt.«
    »Wie geht’s ihr?«
    »Sie fühlt sich welk. Das Wort ist von ihr. Sie sagte [408]  kürzlich, sie fühle sich welk. Aber sie schafft es. Sie ist der stärkste Mensch, den ich kenne. Ich hatte mich darauf gefreut, dass du sie kennenlernst.«
    »Das kann ich immer noch.«
    »Klar.«
    »Wie war dein Dad denn so, wenn ich fragen darf?«
    »Er war einfach richtig gut, ein Klassetyp. Er hatte Klasse, in jeder Hinsicht.«
    »Dann hast du’s vermutlich von ihm geerbt.«
    »Nein. Ich bin nur ein billiger Abklatsch von ihm.«
    »Sei still! Du bist der kultivierteste, höflichste Typ, den ich kenne.«
    »Bin ich nicht. Ich bin furchtbar rüpelhaft. Nie hätte ich ein Wort über deine Schuhe verlieren dürfen. Vor langer Zeit hat jemand über meine Schuhe gemeckert, und ich weiß, wie ich mich da gefühlt habe. Tut mir leid, dass ich etwas gesagt habe.«
    »Schon okay. Aber ernsthaft, sehen diese Schuhe so schlimm an mir aus?«
    »Weißt du was?« Ich betrachtete die schicken weißen Nikes und machte eine Pause, dann sagte ich: »Das tun sie wirklich.« Sie lachte, und ich lachte mit ihr, und dann kam der vielleicht schönste Augenblick des gesamten Tages: Als Chloe und ich gemeinsam lachten, klingelte es zum letzten Mal. Was mich irritierte, da ich noch nicht ganz bereit war aufzubrechen.

[409]  Nach dem Unterricht
    15 . 15   »Na dann. Tschüs.«
    »Warte«, sagte Chloe. »Hast du einen Moment Zeit?«
    »Warum nicht.«
    In Sekundenschnelle leerte sich der Raum. Tommy sagte: »Bis die Tage.« Mr.   Ottman ging nach draußen, um den Flur im Auge zu behalten. Nur Chloe und ich blieben noch.
    »Ich

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