Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
Vom Netzwerk:
zufrieden, sonst würden sie nicht wieder anrufen. Und im Fernsehen würde ich kaum sitzen.«
    Ich: »Hmm … aber das Ganze hat dann trotzdem nichts mit dem Vorhersagen der Zukunft zu tun.«
    Andromeda: »Ach, ich bin trotzdem gut. Die meisten Leute wollen doch eh nur positives Feedback und hören, dass der Mann oder die Frau zurückkommt oder eine große Erbschaft auf sie wartet.«
    Okay, Hellsehen konnte sie also schon mal nicht, sonst hätte sie spätestens jetzt gewusst, dass ich von Betrügern nicht viel hielt.
    Andromeda: »Übrigens habe ich in diesem Moment genau 156 Kunden in der Rückrufliste.«
    Ich: »Unglaublich! 156?«
    Was diese 156 Kunden wohl sagen würden, wenn sie unser Gespräch mithören könnten?
    Andromeda: »Richtig. Und das ist jeden Tag so. Nach TV -Auftritten sind sogar noch mehr Rückrufanfragen in der Warteschleife. Ich schaffe es gar nicht, alle abzutelefonieren.«
    Ich: »Das glaube ich dir gerne. Wie viele Stunden bist du denn am Tag durchschnittlich online?«
    Andromeda: »Meistens zwischen 16 und 18 Stunden. Ich komme kaum mehr raus. Viele Freundschaften von früher sind wegen meiner Arbeit auf der Strecke geblieben. Das ist der Preis, den ich für meinen beruflichen Erfolg gezahlt habe.«
    Ich: »Das ist aber schade …«
    Andromeda: »Tja, es heißt eben nicht umsonst, dass das Kartenlegen einsam, dick und alt macht.«
    Ich: »Tut es das?«
    Ich schaute an mir herunter. Noch konnte ich keine auffälligen Speckrollen erkennen.
    Andromeda: »Was ist mit dir? Machst du den Job bei der Line hauptberuflich?«
    Ich: »Nein, ich arbeite Vollzeit in einem Büro. Die Arbeit auf der Line mache ich nur nebenher.«
    Andromeda: »Sei froh und kündige bloß nicht deinen Büro-Job. Den realen Kontakt zu Menschen solltest du immer beibehalten. Der fehlt mir leider total. Ich kommuniziere fast ausschließlich per Telefon oder Internet. Wenn ich Hunger habe, bestelle ich meine Pizza online, Lebensmittel und Kleidung shoppe ich auch im Internet. Ich glaube, die einzigen Menschen, die ich tatsächlich regelmäßig sehe, sind meine Putzfrau und meine Friseuse, die beide zu mir nach Hause kommen. Und ab und an die Mitarbeiter der Fernsehproduktion im Studio.«
    Ich: »Krass! So ein Leben kann ich mir ja gar nicht vorstellen.«
    Andromeda tat mir ein wenig leid.
    Andromeda: »Das habe ich auch gesagt, bis es sich leider immer mehr in diese Richtung entwickelt hat. Sag mal, Bianca, würdest du mich mal besuchen kommen? Ich möchte dich unheimlich gerne persönlich kennenlernen. Und vielleicht passt du ja auch in mein Team?«
    In Andromedas Team wollte ich auf keinen Fall, so viel stand fest. Dennoch hatte mich das Gespräch neugierig auf die Person Andromeda gemacht, die trotz nicht vorhandener Hellsicht zu einer Art Popstar in der Szene geworden war. Ich sagte dem Treffen mit Andromeda also zu. Sie wohnte nur eine knappe Autostunde von mir entfernt. Wir verabredeten uns für das kommende Wochenende.
    Nachdem ich mich zwei Mal verfahren hatte, fand ich schließlich ihre Adresse. Ich fuhr auf ein hohes modernes Gebäude mit einer Garageneinfahrt zu, die durch ein elektrisches Tor verschlossen war.
    Wieder kein windschiefes Hexenhäuschen, dachte ich enttäuscht. Dabei hatte ich mir so sehr eine faszinierende Begegnung in mysteriösem Ambiente gewünscht.
    Vor dem Rolltor der Garage war eine Sprechanlage angebracht. Andromeda hatte mir gesagt, dass ich auf die Klingel (auf der übrigens ihr richtiger UND ihr spiritueller Name standen) rechts unten drücken sollte. Wenige Sekunden später surrte es, und das Tor öffnete sich. Nachdem ich mein Auto in der riesigen Tiefgarage geparkt hatte, folgte ich den Schildern zu einer Tür, die ins Treppenhaus führte. Andromeda wohnte im zwölften Stock, was mich stark an Rapunzel erinnerte, die ebenfalls einsam und allein in ihrem hohen Turm darbte.
    Obwohl ich unter Platzangst litt, nahm ich den Aufzug. Zwölf Etagen zu Fuß hinaufzukraxeln waren mir dann doch mindestens elf Stockwerke zu viel.
    Als die Fahrstuhltür sich öffnete, sah ich sie bereits. Andromedas »Wohnung«, oder vielmehr ihre Residenz, lag unmittelbar gegenüber dem Aufzug. Die Kartenlegerin lehnte in weiter farbenfroher Kleidung im Türrahmen, an ihrem Ohr klemmte ein Headset neben einer goldenen Kreole, und auf dem Arm trug sie eine schwarze Katze.
    »Nein, meine Süße, es wird alles gut, darauf kannst du dich verlassen«, sie winkte mich in ihre Wohnung herein, während sie offensichtlich auf

Weitere Kostenlose Bücher