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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
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bestätigt.
    Nathalie: »Hallo Bibi, meine Süße, hier Nathalie. Du musst mir unbedingt helfen.«
    Den Einstieg kannte ich, so begannen alle unsere Gespräche.
    Ich: »Hallo Nathalie, ich grüße dich. Was kann ich für dich tun?«
    Nathalie: »Ach Bibi, ich habe ganz große Sorgen … Ich bin pleite!«
    Ich: »Oh, das hört sich nicht gut an.«
    Ehrlich gesagt wunderte ich mich, dass sie nicht schon wesentlich früher pleitegegangen ist.
    Nathalie: »Ja, es ist ganz furchtbar. Kannst du sehen, wie es jetzt bei mir weitergeht?«
    Ich legte die Karten aus und sah sofort meine Vorahnung bestätigt.
    Ich: »Ich möchte ganz aufrichtig zu dir sein. Ich sehe, dass du lange Zeit über deine Verhältnisse gelebt hast.«
    Nathalie: »Ja, das stimmt.«
    Sie klang nun ziemlich kleinlaut.
    Ich: »Und ich sehe auch, dass du dir sehr häufig die Zukunft hast deuten lassen. Und das nicht nur bei mir …«
    Nathalie: »Stimmt.«
    Mehr musste ich gar nicht nachsehen.
    Nathalie: »Ich habe es wohl etwas übertrieben. Das Service-Team wollte mich schon sperren. Aber ich habe mir heute Geld von einer Freundin geborgt, das konnte ich dann einzahlen.«
    Ich: »Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlecht gewesen, wenn du mal eine Beratungspause eingelegt hättest und …«
    Nathalie: »Nein! Auf gar keinen Fall! Sonst treffe ich doch die falschen Entscheidungen!«
    Ich schüttelte den Kopf, ließ ihre Aussage aber unkommentiert.
    Ich: »Wie viel Geld hast du denn vertelefoniert?«
    Nathalie: »500 Euro.«
    Ich: »Das ist im Monat eine Menge Geld.«
    Davon gehe ich einkaufen, dachte ich mir.
    Nathalie: »Nee, nicht im Monat. Am Tag.«
    Ich schluckte. Das musste ich erst einmal verdauen. Dass Nathalie es mit ihren Gesprächen übertrieb, war längst kein Geheimnis mehr für mich. Doch das hier war ein Fall von Esoterik-Sucht. Und um sich diese Sucht mit 500 Euro am Tag finanzieren zu können, müssten selbst erfolgreiche Sänger erst Tausende CD s verkaufen. Ich riet Nathalie letztendlich, ihre Kreditkarte als Zahlungsmittel zu löschen und ein monatliches Limit von 500 Euro auf ihrem Konto einzurichten. Ob sie sich je daran gehalten hat? Wer weiß. Bei mir jedenfalls rief sie nie wieder an. Nur eine E-Mail sollte ich nach ein paar Wochen noch bekommen. Sie enthielt ein einziges Wort: Danke.
    Erfahrungsgemäß galt die ungeschriebene Regel: je fortgeschrittener der Abend, desto anstrengender die Kunden. Einer der Hauptgründe für mich, spätestens um 24 Uhr Feierabend zu machen. Alles, was nach Mitternacht anrief, war zu 99 Prozent hochgradig pathologisch. So auch der folgende Fall. Ich hatte es schlichtweg vergessen, mich vor Mitternacht auszuloggen.
    Ich: »Einen wunderschönen guten Abend, hier ist Bianca.«
    Ich versuchte, möglichst frisch zu klingen, damit der Anrufer nicht merkte, dass ich eigentlich schon auf dem Weg ins Bett war und auf ein kurzes Gespräch hoffte.
    Anrufer: »Wer ist da? Bianca?«
    O Jesus, der Anrufer lallte.
    Ich: »Ja genau, hier ist die Bianca. Mit wem spreche ich denn?«
    Anrufer: »Axel.«
    Ich: »Hallo Axel. Was kann ich zu so später Stunde noch für dich tun?«
    Anrufer: »Wegen der Claudia. Ich hau die kaputt.«
    Ich: »Wen haust du kaputt?«
    Anrufer: » DIE CLAUDIA !«
    Ich: »Ach so … Aber du brauchst nicht so zu schreien, Axel, ich habe gute Ohren.«
    Meine armen Nerven!
    Anrufer: »Die hat mich so was von ausgenutzt. Und dafür muss sie jetzt bezahlen.«
    Ich: »Ach Axel, andere Mütter haben doch auch schöne Töchter.«
    Anrufer: »Nee, nee, nee. Die Claudia hat es zu doll getrieben. Die ist jetzt beim Dietmar, und das Auto, mit dem sie dahin gefahren ist, hab ich damals gekauft.«
    Axel steckte sich eine Zigarette an.
    Ich: »Das mag ja sein, aber deswegen musst du nicht gleich handgreiflich werden.«
    Anrufer: »Du denkst, ich rede nur, was? Den Baseballschläger hab ich schon in der Hand. Glaubste mir nicht?«
    Mach bloß keinen Quatsch Axel, dachte ich.
    Ich: »Doch, natürlich glaube ich dir das.«
    Im Flunkern war ich gut. Ich musste Axel unbedingt von schlimmen Dummheiten im Suff abhalten. Ich beschloss, ihn so lange wie möglich am Telefon zu halten, damit er seinen Plan vergaß.
    Ich: »Was genau ist denn eigentlich passiert?«
    Daraufhin lallte Axel mir seine Leidensgeschichte in den schiefsten Tönen und in keinem erkennbaren Zusammenhang ins Ohr. Ich sagte hin und wieder »Mhm« und »Aha« und gab vor, seinen Ausführungen folgen zu können. Nach einer guten halben Stunde

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