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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
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Händen.
    Berater: »Ich bin jetzt schon in dir drin.«
    Ich hielt mir beide Hände vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
    Berater: »Ich hab ihn!«
    Lord VoldeKarma hechelte nun schneller.
    Berater: »Oh, was sitzt der tief und fest in deinem Herz-Chakra! Das ist ein ganz heftiges Karma!«
    Anruferin: »Wo sitzt der?«
    Berater: »Ich habe ihn in deinem Herz-Chakra. Wenn du mir die Erlaubnis gibst, dann werde ich dich davon erlösen.«
    Anruferin: »Oh ja!«
    Der »Godfather-of-Karma-Kill« streckte seine freie Hand in Richtung Kamera.
    Berater: »Ich nehme jetzt ganz intensiven Kontakt zu dir auf, und dann ziehe ich ihn dir raus.«
    Prust!
    Berater: »Dann bist du endlich wieder frei. Frei für einen neuen Partner.«
    Karma-Kill stöhnte und röchelte noch lauter und schwitzte wie ein Stier.
    Berater: »Ich ziehe es jetzt ab!«
    Er stöhnte und keuchte und schien zu hyperventilieren.
    Berater: »Puh, mir wird furchtbar heiß.«
    Er grunzte und keuchte.
    Anruferin: »Oh ja, Andy, bitte!«
    Er röchelte.
    Nein!!! Ich fühlte mich wie bei Sex TV , und endlich wusste ich auch, an wen mich Lord VoldeKarma erinnerte – an Brisko Schneider, die ehemalige Paraderolle von Bastian Pastewka. Hätte Astro-Andy seine Anrufer mit »Hallo, liebe Liebenden« begrüßt, wäre ich sofort drauf gekommen!
    Berater: »Ich kann ihn ganz genau sehen.«
    Er stöhnte.
    Anruferin: »Aaaaaahhhh!«
    Doris hechelte jetzt mit Brisko im Duett.
    Berater: »Es ist geschafft, meine Liebe. Dein Karma ist nun für alle Ewigkeit in meiner Kugel eingeschlossen. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute.«
    Das ist am Schluss aber schnell gegangen, wunderte ich mich. Wahrscheinlich war die vorgegebene Zeit um.

♈ ☿ 17. Kapitel ♊ ♋
Dagoberts Erben
    Es ist schon erstaunlich, welche Blüten menschliche Gier treibt und zu welchen firmenpolitischen Entscheidungen sie führt.
    Ab und an klingelte bei mir das Telefon zwecks »Berater-Betreuung«. Portal-Angestellte, die nie selbst eine Beratung durchgeführt und keinen blassen Schimmer von der Materie hatten, sollten uns erzählen, wie das alles funktionierte. Besonders ein Gespräch ist mir dabei in bleibender Erinnerung geblieben.
    Ich: »Wagner.«
    Betreuer: »Guten Tag, Frau Wagner. Werner Mottke vom Astro-Betreuer-Team. Haben Sie kurz Zeit für mich?«
    Ich: »Hallo Herr Mottke. Ich habe gerade Zeit.«
    Betreuer: »Das ist schön. Ich möchte nämlich eine wichtige Sache mit Ihnen besprechen. Bei unserer letzten Teamkonferenz haben wir beschlossen, unser Portal zu dem Portal mit den zufriedensten Anrufern zu machen.«
    Ich: »Das hört sich gut an.«
    Betreuer: »Ist es auch. Unser Ziel besteht darin, die Gesamtanzahl der schlechten Bewertungen unter einem Prozent zu halten und dadurch noch attraktiver zu werden. Dazu sollen Sie als Berater ausschließlich positive Gespräche führen. Die Anrufer sollen sich nach einer Beratung zufriedener fühlen und optimistisch in die Zukunft schauen.«
    Ich: »Na ja, das ist zwar gut gemeint, aber ich kann unmöglich jedes Mal nur schöne Dinge erzählen.«
    Betreuer: »Doch, das können Sie. Das müssen Sie sogar! Ansonsten wird Ihre Gesamtnote bald nicht mehr dem Standard unseres Portals entsprechen, sodass wir uns leider von Ihnen trennen müssten.«
    Aha, also ein Erpressungsversuch.
    Ich: »Ich weiß nicht, ob ich das kann. Das würde bedeuten, die Leute bewusst anzulügen.«
    Betreuer: »Wer spricht denn hier von Lügen? Sehen Sie mal, Frau Wagner, durch schlechte Prognosen frustrieren Sie den Ratsuchenden. Aus dem Frust heraus schreibt der Anrufer Ihnen dann eine schlechte Bewertung und gibt Ihnen die Schuld an seiner unbefriedigenden Situation. Dem wollen wir entgegenwirken, indem wir unsere Kunden motivieren und ihnen die Möglichkeit einer glücklichen Zukunft aufzeigen.«
    Ich: »Das würde bedeuten, Scheiße in Gold zu verwandeln. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber ich denke, das trifft es am besten.«
    Betreuer: »Aber, aber, sehen Sie das doch nicht so negativ. Es wird sich garantiert auszahlen für Sie.«
    Ich: »Herr Mottke, ich kann Ihnen nichts versprechen.«
    Betreuer: »Wir werden sehen. Es gibt noch einen weiteren Punkt. Wir möchten gerne neue Beratungsmethoden in unser Angebot aufnehmen, die Ihr Profil interessanter für den Anrufer machen. Ich sehe, dass Sie Kartenlegerin sind. Davon haben wir um die 2000 Berater auf der Line. Könnten Sie sich vorstellen noch eine weitere Art der Zukunftsdeutung anzubieten, um sich von der

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