Ich gehoere zu dir
zurück, und ich tauschte mit Cammie die Plätze. Als er auf den Truck sprang, war deutlich zu erkennen, wie beleidigt er war, dass ich in seinem Käfig gefahren war. Von Gypsy war nichts zu sehen.
»Gleich kommt jemand und sieht nach dir, Ellie. Ganz bestimmt finden wir ein neues Zuhause für dich. Du bist ein guter Hund, Ellie«, sagte Amy.
Ich legte mich hin und wusste nicht, was ich von alledem halten sollte. Ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass ich ein guter Hund war. Dass ich den Mann mit der Waffe gebissen hatte, gehörte definitiv nicht zum Befehl »Such«, das wusste ich genau. Und wo blieb Jakob? Ich hatte noch den Geruch seines Bluts in der Nase, und ich winselte vor Kummer, als ich daran dachte.
Ich hatte meine Aufgabe erfüllt und das Mädchen gefunden. Aber nun war Jakob verletzt und verschwunden, und ich musste zum allerersten Mal in einem Zwinger übernachten. Amy konnte sagen, was sie wollte – für mich war ganz klar, dass ich bestraft wurde.
Die nächsten Tage waren für alle Beteiligten verwirrend und anstrengend. Ich wohnte im Zwinger und wurde ein paarmal am Tag in den Hof gelassen. Der Mann, der mich hinaus- und hineinließ, war es nicht gewohnt, mit Hunden zu arbeiten, und er tat sich damit ziemlich schwer. Manchmal sprach und spielte Amy ein wenig mit mir, aber meist waren sie und Cammie nicht da.
Von Jakob war weit und breit nichts zu sehen, und allmählich verlor sich sein Geruch im Zwinger und im Hof. Selbst wenn ich mich auf ihn konzentrierte, konnte ich ihn nicht mehr ausmachen.
Einmal liefen Cammie und ich frei im Hof herum. Cammie wollte bloß schlafen, sogar als ich ihm den Gummiknochen zeigte, den mir ein Polizist gegeben hatte. Ich fragte mich, welchen Sinn Cammies Leben wohl hatte. Wer brauchte denn schon einen Schlafhund?
Amy kam mit ihrem Lunchpaket in den Hof und setzte sich an einen Tisch, was Cammie immerhin wichtig genug war, um aufzustehen. Er ging zu Amy hinüber und ließ sich zu ihren Füßen gleich wieder fallen, als ob seine Sorgen ihn niederdrückten und höchstens ein Stück von Amys Schinkensandwich ihn davon ablenken könnte. Eine andere Frau kam in den Hof und setzte sich zu Amy.
»Hallo, Maya«, sagte Amy.
Maya hatte dunkle Haare und Augen, und für eine Frau war sie ziemlich groß und hatte muskulöse Arme. Ihre Hose roch nach Katze. Sie setzte sich, öffnete eine kleine Dose und begann, etwas würzig Duftendes zu essen. »Hi, Amy. Hallo, Ellie.«
Cammie wurde von der Frau nicht begrüßt, wie ich mit Genugtuung feststellte. Ich ging zu ihr, und sie streichelte mich. Ihre Hand duftete nach Seife und Tomaten.
»Hast du den Papierkram fertig?«, fragte Amy.
»Ja, drück mir die Daumen«, antwortete Maya.
Ich legte mich hin und knabberte an dem Gummiknochen herum, um Maya zu zeigen, dass ich mich prächtig amüsierte und ihr nur Aufmerksamkeit schenken würde, wenn sie mir etwas von ihrem Mittagessen abgab.
»Arme Ellie«, sagte Amy. »Sie muss ganz schön durcheinander sein.«
Ich schaute auf. Mittagessen?
»Bist du dir sicher, dass du das willst?«, fragte Amy.
Maya seufzte. »Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Aber was ist schon einfach? Im Moment droht mich das tägliche Einerlei jedenfalls zu ersticken. Ich will einfach mal etwas Neues ausprobieren. He, möchtest du ein Taco? Meine Mom hat sie gemacht, sie sind total lecker.«
»Nein, danke.«
Ich setzte mich auf. Taco? Ich wollte eins!
Maya packte ihr Mittagessen wieder ein, als ob ich gar nicht da wäre. »Ihr von der Hundestaffel seid alle so gut in Form. Ich habe ständig mit meinem Gewicht zu kämpfen. Meinst du, dass ich es schaffe?«
»Aber natürlich! Die körperliche Eignungsprüfung hast du doch bestanden, oder?«
»Ja, klar«, sagte Maya.
»Na, bitte!«, sagte Amy. »Vielleicht hast du ja Lust, nach der Arbeit mit mir zu joggen. Aber ich bin sicher, dass du es auch so schaffst.«
Ich spürte, wie unsicher Maya war. »Hoffentlich«, sagte sie. »Ich möchte Ellie nicht im Stich lassen.«
Egal, wie oft sie meinen Namen aussprachen, mir war klar, dass es keine Rolle spielte: Sie würden mir doch nichts zu fressen geben. Mit einem Seufzer legte ich mich wieder hin, ließ mir die Sonne aufs Fell scheinen und fragte mich, wann Jakob endlich wiederkommen würde.
Einundzwanzig
An dem Tag, als Maya mich aufforderte, in ihr Auto zu springen, war sie ebenso glücklich wie aufgeregt.
»Wir arbeiten jetzt zusammen, Ellie! Ist das nicht toll? Du brauchst nicht mehr im
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