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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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zu führen. Weil man entweder volljährig ist oder, obwohl minderjährig, endlich gelernt hat, Jacken aufzuhängen, statt sie fallen zu lassen, und seine Schuhe ordentlich in ein Regal zu stellen, statt sie gleich hinter der Türschwelle exakt in der Position stehen zu lassen, in der sie sich befinden, nachdem man sie unter Zuhilfenahme des einen Fußes vom anderen Fuß gestreift hat. Ich hege, was die Aussicht auf einen Haustürschlüssel angeht, wenig Hoffnung für meine Kinder. Das Besondere am Erdgeschoss ist, dass es – bis auf die Garage – fast ausschließlich aus Glas besteht. Wände gibt es dort eigentlich nur im Hausinneren, ansonsten riesige Fensterfronten: im Arbeitszimmer, im Flur, in der Küche.
    »Die eigentlichen Außenwände des Hauses sind die hohen Hecken, die um das ganze Grundstück herum gepflanzt werden«, sagt Sarah. »Die Hecken gehören zum Hauskonzept. Das Erdgeschoss ist der gesellige, offene Bereich des Hauses.«
    Hecken als Ersatz für die weiten Landschaften, die ich sah, als ich von großen Fenstern träumte? Nun gut, wir wohnen nun mal nicht auf schottischen Hügeln, sondern in einer norddeutschen Großstadt. Hauptsache, ich sehe Grün. Und nicht jeder sieht mich, der am Haus vorbeigeht. Mir gefällt die Idee von einem heckenumsäumten Aquariumserdgeschoss. Meinem Mann auch.
    Das Obergeschoss hat richtige Zimmer und ganz normale Fenster – der Privatbereich sozusagen. Zur Straße hin liegt das Schlafzimmer, das man durch eine Umkleide mit Einbauschränken erreicht. Vom Schlafzimmer geht das Bad ab: der Elterntrakt. Zum Garten hin liegen nebeneinander die zwei gleich großen Kinderzimmer. Zu den Kinderzimmern gehören ein winziges Duschbad und ein eigener, durch eine Tür abgetrennter Flur: der Kindertrakt. Der Kindertrakt und der Elterntrakt werden durch einen Bibliotheksflur verbunden, in dem es ein großes, von Bücherregalen eingerahmtes, beleuchtetes Fenster mit breiter Fensterbank gibt. Von dort aus gelangt man in ein kleines Wohnzimmer mit großer Fensterfront und Balkon, das die Fläche zwischen Elternbereich und Kinderbereich füllt. Der Keller besteht aus Kellerräumen, darunter ein kleines Gästezimmer mit Duschbad, das über einen Lichtschacht mit Tageslicht versorgt wird.
    Das Bestechende an dem Haus ist die Einfachheit, mit der es all unsere Wünsche erfüllt. Es ist unten Bungalow und oben Villa. Zwischen unserem Bett und den Stereoanlagen unserer Kinder liegen keine zehn Meter Luftlinie, aber immerhin vier Türen und damit ein ausreichend großer gefühlter Abstand. Das Haus ist logisch, ohne langweilig zu sein.
    »Großartig«, sagt mein Mann.
    »Grandios«, sage ich.
    »Nicht wahr?«, sagt Sarah.
    »Ich habe mich übrigens beim Bauamt erkundigt«, sagt Katja. »Das alte Haus steht nicht unter Denkmalschutz, und ihr braucht auch keine Abrissgenehmigung.«

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 32.364,88 €
    Bücherhallen Hamburg, Gebühren Erwachsenen-Jahreskarte 40,00 €
    Zwischensumme 32.404,88 €

Das traurigste Kundenzentrum der Welt
    »Schönen guten Morgen!«, rufe ich in den Raum hinein und winke mit der Kopie unseres Grundbucheintrages. »Und? Wer möchte?«
    Drei Damen starren mich von den Bürostühlen hinter ihren Schreibtischen an. Ich habe soeben die gläserne Eingangstür zum Kundenzentrum des Landesbetriebes Geoinformation und Vermessung ( LGV ) der Freien und Hansestadt Hamburg durchschritten. Ich bin sehr gut gelaunt. Gleich werde ich die erste offizielle Amtshandlung in meiner neuen Eigenschaft als Grundeigentümerin vollziehen – ein, wie ich finde, äußerst erhabener Augenblick: der erste praktische Schritt auf dem Weg zu unserem Neubau, der bisher nur auf dem Papier existiert. Ich bin hier, um einen Auszug aus dem Liegenschaftskataster zu besorgen, den wir für die »Genehmigung zur Errichtung eines Einfamilienhauses« benötigen.
    Ein Liegenschaftskataster ist ein öffentlich geführtes Verzeichnis aller Liegenschaften, das heißt aller Grundstücke und Gebäude eines Verwaltungsgebietes. Das Liegenschaftskataster besteht aus einem Liegenschaftsbuch und einer Liegenschaftskarte. Im Liegenschaftsbuch wird beschrieben, wo ein Grundstück liegt, wie groß es ist, welche Flurstücknummer es trägt, in welchem Grundbuch es eingetragen ist und wem es gehört. In der Liegenschaftskarte – auch Flurkarte genannt – sind die nummerierten Grundstücke samt darauf befindlichen Gebäuden im Maßstab 1:1000 dargestellt.
    Ich brauche für unser

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