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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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Küchendeckenloch in die Spüle fielen. Die Lampe hatte Herr Lütjen inzwischen abgebaut.
    »Hm«, brummte mein Mann. »Ich weiß nicht. Richtig gut sieht das nicht aus.«
    »Aber es wird schon weniger«, sagte ich. »Kommt mir jedenfalls so vor.«
    Als wir am Freitagvormittag mit den Umzugsleuten ins Haus kommen, tropft es auch aus der Küchendecke über dem Esstisch. An der Decke über dem Sanitärschacht hat sich ein feuchter Fleck gebildet, der Schacht selbst ist auch schon feucht, und zwar bis zum Boden, das Linoleum vor dem Schacht beginnt sich abzulösen.
    Die Umzugsleute stehen zu fünft in unserer Küche und starren.
    »Heilige Maria und Josef!«, ruft der Oberumzugsfritze osteuropäischer Herkunft und schüttelt den Kopf. »So ein schönes Haus und dann so was. Tut mir sehr leid für Sie!«
    Wir rufen Katja an. Katja kommt am frühen Nachmittag. Sie ruft bei Gebr. Nadler an. Herr Krummwinkel ist der Installateur, der gestern mit uns auf die tropfende Küchenlampe gestarrt hat. Er kommt und montiert den WC -Drücker und die Kloschüssel im Kinderbad ab.
    Er fasst in die Löcher in der Vorsatzschale und sagt: »Hab ich doch gesagt, alles trocken.«
    Er prüft den Druck in der Fußbodenheizung und sagt: »Kein Druckabfall.«
    Er klettert aufs Dach, begutachtet die Dachauslässe und sagt: »Alles dicht. Es muss doch der Balkon sein.«
    Dann geht Herr Krummwinkel wieder. Schließlich ist es Freitagnachmittag. Katja, mein Mann und ich starren weiter auf die tropfende Küchendecke.
    »Komisch«, sagt mein Mann, »der Notablauf war zwar zugeschäumt, aber der normale Ablauf funktioniert ja. Das Regenwasser hätte über den Bangkiraidielen stehen müssen, um hinter die Abdichtung laufen zu können. Die ist ja noch ein Stück an den Wänden hochgezogen – das hätten wir doch gemerkt. Und außerdem hat es seitdem nicht wieder geregnet, und es tropft immer mehr und nicht weniger.«
    »Bestimmt ist es doch das Klo«, sage ich. »Das wäre wenigstens mal eine richtig gute Story, die könnten wir noch unseren Enkeln erzählen. Wie wir damals durch unsere Red- Dot-Design-Award-Deckenstrahler hindurch direkt in die nagelneue Blanco-Spüle unserer arschteuren Tischlerküche gepullert haben.«
    Katja ruft den Bodenleger und den Dachklempner an und sagt ihnen, dass sie morgen wiederkommen, alle Dielen entfernen und die komplette Abdichtung noch einmal gründlich prüfen müssen. Dann ruft sie Sarah an und sagt, sie habe Zweifel daran, dass das Tropfen tatsächlich etwas mit dem Balkon zu tun habe. Sarah versucht, Herrn Tiedemann zu erreichen. Herr Tiedemann hat sein Handy ausgestellt. Sarah ruft Herrn Nadler an, den Chef.
    Der Chef schreit ins Telefon: »Hören Sie mal zu, es ist Freitagnachmittag, Wochenende, ich bin schon an der Ostsee, und ich habe auch mal meine Ruhe verdient!«
    Irgendwann steht unsere Familie vor der Tür. Sie tritt ein und bewundert unser neues, schönes Haus. Meine Psyche verschränkt die Arme und sagt: »So soll es sein! Und wenn hier jetzt jemand seine Ruhe verdient hat, dann bin ja wohl ich das!«
    Meine Psyche befiehlt mir, mich mit meiner Familie an den Esstisch zu setzen und Szegediner Gulasch zu essen. Sie lässt mich ein paar Witze über die tropfende Küchendecke reißen und gibt sich ansonsten große Mühe, so zu tun, als wäre alles nur halb so schlimm. Bis Sonntagmittag wird sie es schaffen, Haltung zu bewahren.

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 69.003,81 €
    Umzug inkl. Packen 1.830,00 €
    Zwischensumme 70.833,81 €

Die ganze Wahrheit
    Am Samstagvormittag entdecke ich an einigen Wänden im Eingangsflur, unmittelbar über dem Fußboden, seltsame Ränder. Im ersten Augenblick hoffe ich, dass dort die Wände nicht sorgfältig gestrichen worden sind. Katja aber meint, es seien Wasserränder.
    »Und wie soll das Wasser aus der Küche hier nach vorne zum Hauseingang gelangt sein?«, frage ich.
    »Vielleicht ist das Fundament nicht ganz eben, und das Wasser rinnt vom Sanitärschacht unter dem Linoleum hierher und zieht die Wand hoch«, rätselt Katja.
    Wasser ist der größte Feind des Architekten, lautet ein Sprichwort. Es fließt, wohin es will, aber es ist oft schwer herauszufinden, woher es kommt.
    In der Küche tropft es immer schneller, inzwischen ist auch an der Decke über dem Kamin ein dunkler Fleck erschienen, beide Wasserflecken werden immer größer. Katja ruft Herrn Krummwinkel an. Als er um drei Uhr nachmittags erscheint, ist Katja schon weg. Ich habe sie nach Hause

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