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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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oben und nehme ein heißes Bad. Duschen geht ja nicht: Im Elternbad gibt es noch keine Duscharmatur, das Kinderbad ist sowieso unbenutzbar. Dann falle ich ins Bett. Am Montagmorgen stehe ich wieder auf, mein Mann ist schon zur Arbeit gefahren. Irgendwann nach dem Aufstehen gehe ich ins Gäste- WC , das – wie es sich gehört – gleich hinter dem Hauseingang liegt. An der Wand unter dem Waschbecken im Gäste- WC verlaufen Wasserspuren bis zum Fußboden. Auf dem Fußboden steht eine große Pfütze. Ich wische sie auf.
    Um zehn erscheint wie angekündigt Herr Tiedemann, einen schnauzbärtigen Herrn im Anzug an seiner Seite. Der Herr im Anzug ist Schadensachverständiger. Er arbeitet in dem Versicherungsmaklerbüro, über das Gebr. Nad ler seine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Katja ist auch da. Die beiden Männer lassen sich von Katja und mir durchs Haus führen und alle bereits sichtbaren Wasserschäden zeigen. Der Versicherungsmann kündigt an, dass morgen der Mitarbeiter einer Trockentechnikfirma kommen, das Haus untersuchen und die nötigen Trocknungsmaßnahmen einleiten wird. Herr Tiedemann stammelt eine Entschuldigung.
    Normalerweise bin ich ein gutwilliger Mensch, ein wenig aufbrausend manchmal, aber alles in allem leicht zu besänftigen mit ein paar freundlichen Worten. Herr Tiedemann jedoch besänftigt mich gar nicht, sein Anblick und sein Gestammel machen mich so wütend, dass ich ihn am liebsten ohrfeigen möchte.
    »Wissen Sie was?«, sage ich. »Es hilft mir leider gar nichts, dass Ihnen auf einmal leidtut, was Sie in den letzten Monaten vermasselt haben. Klar, ein Fehler kann jedem unterlaufen. Aber das hier ist nur einer von unzähligen Fehlern, die Sie ständig gemacht haben – kein Wunder, dass jetzt auch noch so was passiert ist. Wissen Sie eigentlich, wie sich das anfühlt, wenn das Haus, das man gebaut hat, nicht mal einen Tag lang in Ordnung ist?«
    Während ich rede, fängt meine Stimme an zu zittern, meine Augen werden feucht, Katja legt die Hand auf meine Schulter, die Dogge guckt auf ihre Schuhspitzen, der Versicherungsmann setzt eine professionell-mitfühlende Miene auf: Ich bin natürlich nicht die erste, sondern mindestens die tausendste Hausbesitzerin am Rande des Nervenzusam menbruchs, mit der er zu tun hat. Dann fasse ich mich wieder.
    »Eins noch, bevor Sie gehen«, sage ich zu Herrn Tiedemann und führe ihn ins Gäste- WC . »Heute Morgen stand hier eine große Pfütze, und da waren Wasserstreifen vom Becken bis zum Boden. Wissen Sie, woher die kommen könnten?«
    »Da fehlt ja auch noch die Silikonfuge am Waschbecken«, sagt die Dogge.
    »Aber die Pfütze war riesig«, sage ich, »und außerdem war sie gestern Abend noch nicht da, die hat sich über Nacht gebildet. Nachts wäscht sich hier keiner die Hände. Ich habe gestern Abend gebadet, ich hoffe, das hat nichts damit zu tun.«
    »Nee, kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe jetzt kein Werkzeug mit«, sagt Herr Tiedemann. »Ich schicke Herrn Krummwinkel morgen, der guckt sich das mal an.«
    Den Rest des Tages verbringe ich in der alten Wohnung, die ich gemeinsam mit unserer Haushaltshilfe putze. In vier Tagen ist Wohnungsübergabe, bis dahin muss alles sauber und geräumt sein. Das Gartenhaus und der Keller stehen noch voller Dinge, die entsorgt oder in den kleinen Lagerraum gebracht werden müssen, den ich angemietet habe. Schließlich hat unser Haus keinen Keller, und der große Schuppen im Vorgarten, der uns den Keller ersetzen soll, der ist leider noch nicht einmal beauftragt. Ich putze bis zum Umfallen, dann gehe ich in die Apotheke und kaufe ein Fläschchen Baldriantropfen. Zu Hause packe ich noch ein paar Kartons aus und koche etwas – die Kinder gibt es ja leider auch noch, und die wollen essen. Abends nehme ich wieder ein Bad, bevor ich schlafen gehe. Am nächsten Morgen steht erneut eine Pfütze im Gäste- WC . Herr Krummwinkel kommt kurz nach dem Trockentechniker. Während der Trockentechniker mit irgendeinem Messgerät durchs Haus rennt und die Feuchtigkeit in den verschiedenen Räumen misst, macht sich Herr Krummwinkel im Gäste- WC zu schaffen. Nach einer halben Stunde kommt er zu mir und sagt, diesmal nicht stolz, sondern betreten: »Ich hab’s. Tja, ein angebohrtes Heißwasserrohr.«
    Im Gäste- WC ist die Wand unter dem Waschbecken aufgemeißelt. In dem Loch sieht man ein Kupferrohr mit einer kleinen Beule. Kupfer, so erklärt mir der Trockentechniker später, reagiert auf geringste

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